Dienstag, 22. April 2008

Die EZB und die Gefahr der Kernschmelze im Finanzsystem

Das Epizentrum der gegenwärtigen Finanzkrise befindet sich in den USA. Die Citigroup ist die von der Krise am stärksten betroffene US-Bank. Die amerikanische Investmentbank Bear Stearns wurde bekanntlich von der US-Notenbank (Fed) gerettet. Am härtesten hat die Krise jedoch weltweit unter den Banken die UBS getroffen. Die Schweiz Grossbank hat wegen der Verluste im Geschäft mit hypothekenbesicherten Wertpapieren rund 38 Mrd. Dollar abschreiben müssen. Das sind gut 5 Mrd. Dollar mehr als die Verluste der Citigroup.

Darüber hinaus wurde in Europa die britische Hypothekenbank Northern Rock verstaatlicht. Derselbe Grund: die massiven Verluste im komplexen Geschäft mit sog. CDOs (Collaterized Debt Obligations). Die Gier nach dem schnellen Geld und ein mangelhaftes Risikomanagement haben aber auch in Deutschland zu Verstaatlichungen geführt. So wurde die Sächsische Bank von der LB Baden-Würrtemberg übernommen. Die West LB wurde aus dem gleichen Grund vom Land Nordrhein-Westfalen und den Sparkassenverbänden gerettet. Die Düsseldorfer Bank IKB wurde mit mehreren Milliarden von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und dem Bund gestützt. Heute wurde bekannt, dass die Düsseldorfer Hypothekenbank vorübergehend auf den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken übertragen wird. Am Ende soll der Verkauf des auf Staatsfinanzierung spezialisierten Instituts stehen.

Die Finanzkrise, der schwache Dollar, der hohe Erdölpreis und die steigenden Lebensmittelpreise belasten das globale Wachstum. Dennoch glaubt die Europäische Zentralbank (EZB) nicht daran, dass die Wirtschaft der Euro-Zone davon betroffen würde. An eine Zinssenkung denken die europäischen Währungshüter also nicht. Ganz im Gegenteil droht die Deutsche Bundesbank angesichts ihrer Inflationserwartungen mit einer Zinserhöhung. Das Euroland schickt sich an, mit dogmatischem Optimismus in einen Abschwung zu gleiten.

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