Dienstag, 24. Juni 2008

SIV - Special Investment Vehicle

Das allgemeine Marktumfeld bleibt verletzlich. Die Finanzmarktturbulenzen haben in den Büchern der Grossbanken erhebliche Spuren hinterlassen. Gewinnwarnungen belasten die Finanzbranche weiterhin. Analysten der Bank of America schätzen nun, dass UBS und Merrill Lynch für das zweite Quartal Verluste bekannt geben dürften. Heute hat Societe Generale, die zweitgrösste französische Bank laut FAZ mitgeteilt, ihr strukturiertes Investmentvehikel (SIV) „Pace“ zu schliessen. Dem SIV fehlen die Mittel, um die nachrangigen Gläubiger zu bedienen. Mit anderen Worten ist Pace pleite.

Die SIVs sind Zweckgesellschaften, die als Investitionsgesellschaft ausserhalb der Bilanz einer Bank agieren. Viele Banken gewähren aber Kreditlimiten. Die Schwierigkeiten der Zweckgesellschaften, wenn sie sich z.B. über den Kapitalmarkt nicht finanzieren können (über Geldmarktpapiere), führen daher unmittelbar zu Verlusten bei den betroffenen Banken und zu Verschlechterung von Kreditratings. Für die anderen Banken entsteht daraus das erhöhte Gegenparteirisiko.

Wegen der Obergrenzen der Kreditvergabe (Eigenkapitalregeln und Bestimmungen von „Basel I“) versuchen Banken existierende Kredite im Kapitalmarkt unterzubringen, um sich auf diese Weise mehr Spielraum für weitere Kreditvergabe zu schaffen. Die zu diesem Zweck gegründeten SIVs kaufen der Bank die Kredite, welche die Bank aus ihrer Bilanz entfernt (d.h. verkauft), ab. Ein gewichter Teil der verbrieften Subprime Hypotheken und der strukturierten Produkte wurde von SIVs und sog. Conduits (Investment-Vehikeln) gekauft. Die Zweckgesellschaften finanzieren sich mit der Ausgabe von kurzfristigen Asset Backed Commercial Paper (ABCP). Die Refinanzierung ist gegenwärtig aufgrund der Kreditmarktkrise kaum mehr möglich. Die Aufschläge gegenüber Libor sind in die Höhe geschossen. Die Preise von langfristigen Anleihen, die von SIVs gekauft wurden, sind inzwischen wie ein Kartenhaus zusammengestürzt.

Vorgehensweise: Die Zweckgesellschaften kaufen entweder Kredite oder Wertpapiere und strukturieren sie in andere Wertpapiere um. Es handelt sich dabei um Zinspapiere oder Bonds etwa ähnlich wie die Staatsanleihen. Der entscheidende Unterschied ist aber sehr gross: es gibt keine Börse für die Papiere, wo sie gehandelt werden können. Der Handel findet direkt von Bank zu Bank (Over-the-Counter-Markt) statt. Zum Beispiel per Telefon. Es gibt also keinen Preismechanismus. Die Preise werden nach dem Prinzip „Marked-to-Model“ berechnet, nach einem mathematisch ausgeprägten, theoretischen Modell.



ABCP (Asset Backed Commercial Paper): besicherte Geldmarktpapiere
Libor ( London Interbank Offered Rate): Der wichtigste Zinssatz für den Geldmarkt.
Subprime: Kredit an Kunden mit geringerer Kreditwürdigkeit.
Geldmarkt: Markt für kurzfristige Finanzmittel (Laufzeiten bis zu 2 Jahren).

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