Donnerstag, 20. November 2008

Euroland: Rezession erfasst Realwirtschaft

Der weltgrösste Chemiekonzern BASF hat gestern mitgeteilt, seine Produktion wegen sinkender Nachfrage zu drosseln. Das Unternehmen aus Ludwigshafen hat zugleich seine Gewinnprognose zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt. Weltweit sind 20'000 von insgesamt 95'000 Mitarbeitern davon betroffen, teilte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Hambrecht mit. 80 Anlagen werden stillgelegt.


BASF Aktienkursverlauf (1 J.)

Zugegeben war es bis Sommer nicht einfach, von einer waschechten Kreditklemme (exogene Kontraktion des Kreditangebots) im Euroland zu reden. Das Bild hat sich aber inzwischen grundlegend verändert. Im III. Quartal fiel der Neuzufluss von Krediten an Unternehmen im Euroland auf 334 Mrd. Euro zurück. Das ist laut RGE Monitor das niedrigste Niveau seit Oktober 2005. Dennoch verneinte EZB-Chef Jean-Claude Trichet am 6. November auf der Pressekonferenz die Frage, ob es im Euroland eine Kreditklemme gäbe.

Die EZB hat sich aus ideologischen Gründen lange Zeit gegen Zinssenkungen gestemmt. Die Krise ist im Sommer 2007 ausgebrochen. Von Anfang war das Hauptproblem die abnehmende globale Nachfrage. Die EZB glaubte hingegen, die Nachfrage drosseln zu müssen, um den Inflationsdruck zu dämpfen. Deshalb hat sie sogar die Dreistigkeit gehabt, die Leitzinsen im Euroraum tatsächlich zu erhöhen. Das war fatal. Weil dadurch die Kredit- und Einlagekonditionen der Geschäftsbanken mitten im Abschwung negativ beeinflusst wurden. Eine Erhöhung der Geldmartkzinsen vermindert die Nachfrage auf den Gütermärkten, weil die Investitionsnachfrage und die Konsumausgaben sinken.

Die restriktive Geldpolitik hat die Aufwertung des Wechselkurses von Euro zur Folge gehabt. Das hat sich negativ auf den Aussenbeitrag der Wirtschaft, aber auch auf das Wachstum und die Beschäftigung ausgewirkt. Die Zinssenkungen, die jetzt kommen, sind eindeutig zu spät. Sie verfolgen einzig das Ziel, den (gewaltigen) Schaden (Depression) in Grenzen zu halten. Grotesk ist, dass die EZB nun versucht, für die Rezession die Zuspitzung der Finanzmarktkrise verantwortlich zu zeichnen. Ganz im Gegenteil: Die EZB hat selbst zur Verschärfung der Krise wesentlich beigetragen. Die Erhöhung der Zinsen (im Sommer 2008) hat die Wertverluste am Vermögensmarkt beschleunigt.

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