Freitag, 30. Januar 2009

Credit Default Swaps: Wie angemessen wird das Ausfallrisiko derzeit gemessen?

Die Renditen der Staatsanleihen sind sowohl in den USA als auch im Euroland auf historische Tiefststände gesunken. Das deutet mit Sicherheit auf eine erhöhte Nachfrage hin. Die Staatsanleihen sind gefragt wie nie zuvor. Warum? 1) Die schwerste Rezession seit den 1930er Jahren, 2) die zunehmende Deflationsgefahr, 3) Vertrauensverlust im Finanzsystem und 4) Skandale (z.B. der Betrugsfall: Madhoff Hedge-Fonds), um nur die wichtigsten Gründe zu nennen. Anleger vertrauen ihr Geld daher nur dem Staat an, obwohl die Staatspapiere nur mässige Rendite abwerfen. Im Vorjahr sind die Renditen am kurzen Ende sogar ins Minus gerutscht. Das bedeutet, dass die Sparer den Staat dafür bezahlt haben, um diesem das Geld geben zu dürfen.


CDS Rates, Graph: Fed St. Louis, Economic Synopses, 2009, Nr. 8

Andererseits vergeben die Notenbanken Kapitalspritzen und die Regierungen schnüren Konjunkturprogramme in Milliardenhöhe, um die schwere Rezession abzufedern. Das dazu notwendige Geld wird entweder auf dem Kapitalmarkt aufgenommen oder durch die Druckpresse erzeugt. Die Lage der Staatshaushalte verschlechtert sich. Deswegen wachsen am Markt Zweifel an der Fähigkeit der Staaten, die Schulden zu bedienen. Es gibt grundsätzlich drei Kanäle, über die die Angst der Investoren um die Kreditwürdigkeit der betreffenden Staaten zum Ausdruck kommt. 1) Die Bonitätsnoten der Ratingagenturen für Länder, 2) die Renditedifferenzen am Anleihenmarkt und 3) die Credit Default Swaps (CDS: Kreditausfall-Swaps).

Vor allem sorgen derzeit die CDS-Prämien, die im Sog der Krise durch die Decke geschossen sind, für sensationelle Schlagzeilen. Die Absicherungskosten gegen die Folgen von Zahlungsausfällen von Staatsanleihen steigen, obwohl ein Staat nicht so einfach pleite gehen kann, schon gar nicht in der industrialisierten Welt. Es gibt CDS auch für Unternehmen. Das sind Wertpapiere, mit denen Investoren sich gegen den Ausfall von Anleihen absichern können. Der Preis für die Absicherung einer 5-jährigen US-Staatsanleihe über 10 Mio. $ kostet zur Zeit rund 70'000 $. Vor dem Ausbruch der Kreditmarktkrise im Juli 2007 notierten die Risikoprämien noch unter 2 Basispunkten. Die Risikoprämien der CDS auf deutsche Staatsanleihen betragen rund 50 Basispunkte. Noch im Sommer 2008 lagen sie bei 5 Basispunkten. Im Vergleich: CDS-Prämien für Irland 265 Basispunkte, für Griechenland 250 Basispunkte. Die tiefste Prämie eines 5-jährigen Kontrakts hat Norwegen mit 43 Basispunkten. Vor diesem Hintergrund scheinen die Risikoprämien für Kreditabsicherungen überzeichnet. Es ist derzeit bestimmt besser, die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Staats oder Unternehmens anhand der Preise der vom betreffenden Staat oder Unternehmen emittierten Anleihen abzuschätzen, anstatt CDS zu kaufen.

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