Samstag, 24. Januar 2009

Leverage Ratio: Explosive Zahlen deuten auf Insolvenzgefahr hin

Die Bilanzsumme der meisten weltweit grössten Banken hat sich in den vergangenen 5 Jahren mehr als verdoppelt, schreibt Martin Wolf in Financial Times (FT). Der Median der Debt-to-equity Ratio für die britischen Banken liegt bei mehr als 30:1, fügt der renommierte Kolumnist in seinem Kommentar hinzu. Die Frage ist daher nicht, ob die Rettungsmassnahmen für die Banken funktionieren werden, sondern, ob GB sie sich überhaupt leisten kann, hält Wolf fest. Die Debt-to-Equity Ratio ist eine Kennzahl zur Beurteilung der Finanzierungsverhältnisse (Kapitalstruktur) einer Bank und/oder eines Unternehmens. Es kennzeichnet das Verhältnis zwischen dem Fremdkapital (FK) und dem Eigenkapital (EK)= (FK*100)/EK.


Die Bilanzsumme der britischen Banken macht 440% des BIP aus, schreibt Willem Buiter in seinem Blog maverecon diese Woche. Diese Institutionen gefährden seiner Meinung nach die fiskalische Intaktheit Grossbritanniens. Buiter ist Wirtschaftsprofessor an der London School of Economics und verfasst schonungslose Analysen für die britische FT. Das BIP Grossbritanniens beträgt 1'500 Mrd. £. In einem anschaulichen Beispiel erklärt Buiter, was eine Leverage Ratio von 25% bedeutet. Nehmen die Aktiva um 4% ab, ist das EK der betreffenden Bank dahin. Die Leverage Ratio, die in den USA für Kapitalstruktur-Kennzahlen (Debt-to-equity) herangezogen wird, ist eine klar definierte Grenze für die Bilanzverschuldung. Die Leverage Ratio beträgt bei den europäischen Banken im Durchschnitt 35, und bei den amerikanischen 20. Nach Angaben der US-Notenbank (Fed) halten die ausländischen Investoren (zumeist in Europa) 40% der ursprünglich in den USA verbrieften Wertpapiere aus dem 10'800 Mrd. $ schweren Schattenbanken-System. Hier schätzt Nouriel Roubini die Mark-to-Market Abschreibungen auf 2'000 Mrd. $. Zudem dürften sich die Kreditverluste auf nicht-verbriefte Darlehen laut von Roubini geleiteten RGE Monitor auf 1'600 Mrd. $ belaufen. Alles in allem würden die Gesamtverluste und Abschreibungen auf Wertschriften amerikanischen Ursprungs auf 3'600 Mrd. $ klettern. Der US-Bankensektor ist der Hälfte dieser Zahlen ausgesetzt.

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