Dienstag, 21. April 2009

SNB: Keine wettbewerbsorientierte Abwertungspolitik

SNB-Präsident Jean-Pierre Roth sagte in einem Referat am 17. April, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit der Bekämpfung des Franken-Anstiegs gegenüber dem Euro keine wettbewerbsorientierte Abwertungspolitik („beggar-thy-neighbour-Politik“) betreibt. „Das wäre auf die Dauer den Interessen unseres Landes ohnehin nur abträglich“ betonte Roth. Die Devisenkäufe sind für die SNB ein wichtiges operationelles Instrument, in diesem widrigen Marktumfeld, ihren Auftrag zu erfüllen, die Schweizer Wirtschaft vor Inflation und Deflation zu schützen. Die Entscheidung, auf dem Devisenmarkt mit dem Ziel zu intervenieren, um die Aufwertung des Frankens zu unterbinden, ist auf keinen Fall beunruhigend.


Euro/Swiss Frank Exchange Rate, Graph: swissquote.ch

Zum Hintergrund: Funktionieren die Finanzmärkte schlecht, wird auch die Umsetzung der Geldpolitik problematisch. Die Unsicherheit nimmt zu. Die Nachfrage nach Liquidität steigt. Der Interbankenmarkt kommt zum Erliegen. Die Versorgung des Marktes mit Franken wird erschwert. Die Banken fangen an, Barmittel zu horten. Die Guthaben der Banken auf den Girokonten bei der Notenbank klettern exorbitant. Die SNB hat darauf reagieren müssen. Was hat sie getan? Sie hat erstens die Laufzeiten und das Volumen ihrer Repo-Transaktionen ausgeweitet. Dann hat sie über Swap-Geschäfte zusätzliche Liquidität in den Markt gepumpt. Ein wichtiger Punkt: Im Gegensatz zu anderen Notenbanken akzeptiert die SNB für Repo-Geschäfte erstklassige Wertschriften nicht nur in Franken, sondern auch in Euro, Pfund und US-Dollar. Der Bestand an ausstehenden Repos stieg folglich um mehr als 50%. Dennoch hielten die Spannungen am Geldmarkt an. Zugleich stellte die starke Frankennachfrage aus osteuropäischen Ländern laut Roth eine besondere Herausforderung dar. Die Mehrzahl der Banken in dieser Region hat nämlich in der nahen Vergangenheit in exzessiver Art und Weise Franken-Kredite vergeben und sich am Geldmarkt refinanziert. Nachdem Stillstand des Franken-Geldmarkts gerieten die Banken Osteuropas in eine Schieflage, da sie keinen Zugang zu SNB-Krediten haben. Die Nachfrage nach Schweizer Franken verstärkte sich. Die SNB hat daraufhin der EZB vorgeschlagen, Swap-Abkommen zu schliessen. Die EZB hat dann Franken, die ihr die SNB zur Verfügung gestellt hat, ihren Gegenparteien zugeteilt. Darüberhinaus hat die SNB ähnliche Swap-Verträge auch mit den Zentralbanken Polens und Ungarns abgeschlossen, um die Nachfrage nach Franken zu befriedigen. Ende 2008 blief sich das Volumen der Swap-Geschäfte auf 50 Mrd. Franken. Nur durch eine aktive Steuerung der Liquidität am Frankenmarkt konnte die SNB ihren Leitzins (3-Monats-Libor) auf dem Niveau halten, das sie im Sog der weltweit anhaltenden Rezession angestrebt hat.

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