Dienstag, 12. Mai 2009

Anleihenmarkt: Recession Blues

Die Staatspapiere stehen seit März mächtig unter Verkaufsdruck, obwohl die US-Regierung ein Aufkaufprogramm von 300 Mrd. $ aufgelegt und die Fed bereits ca. 100 Mrd. $ eingesetzt hat. Die US-Treasuries haben seit Jahresbeginn Investoren eine Rendite von Minus 3,4% gebracht. Die German Bonds: Minus 0,7%. Die japanischen Staatsanleihen: Minus 1,1%. Im vergangenen Jahr hatten die Anleihen die Aktien in Sachen Performance deutlich übertroffen. Die Anleihen waren v.a. gestützt worden, (1) durch die massive geldpolitische Lockerung der Zentralbanken. Sinkende Zinsen haben nämlich steigende Anleihenpreise zur Folge, (2) die wachsende Angst vor Deflation und (3) eine allgemeine Flucht in die Sicherheit angesicht des sich verschärfenden Abschwungs. Allein im November 2008 hatten die Treasuries Anlegern eine Rendite von 5,07% beschert. Nun scheint sich das Blatt zu wenden.


10 y Treasury yield, Graph: finance.yahoo.com

Die G20 Länder müssen Kapital am Anleihenmarkt aufnehmen, um diverse Konjunkturstützungspakete und Bankenrettungspläne zu finanzieren. Angesichts der steigenden Staatsdefizite (in den USA 8% des BIP und im Euroraum 5,5% des BIP) stellt sich jetzt die Frage der Belastbarkeit der Anleihenmärkte. Je mehr der Staat Kredite aufnimmt, desto höher müssten die Zinsen steigen, erwarten Marktteilnehmer. Viele Analysten schätzen den Bedarf auf 10'000 Mrd. $. Kenneth Rogoff hingegen geht von Kosten in Höhe von mind. 15'000 Mrd. $ aus. Im schlimmsten Fall rechnet der Professor für Wirtschaftswissenschaften von der Harvard University sogar mit 33'000 Mrd. $. Es gibt aber keine historische Evidenz dafür, dass ein steigendes Angebot die Anleihenkurse belastet.

Was hat aber bisher zum Renditeanstieg beigetragen? (I) Das wachsende Angebot an Anleihen zur Finanzierung der Finanzhilfen an die maroden Banken, (II) zunehmende der Inflationssorgen, und (III) die abnehmende Risikoaversion, d.h. aufkeimende Hoffnungen auf einen konjunkturellen Wendepunkt, obwohl die Anzahl von Unternehmenspleiten ansteigt, und das erste Quartal von massiven Umsatzeinbussen der Unternehmen gekennzeichnet war. Die Renditekurve ist folglich steiler geworden.

Was für die Anleihen spricht:

 Risikoaversion, d.h. der hohe Bedarf nach Sicherheit.
 Schuldenabbau: Banken, Unternehmen und Haushalte sind nach wie vor mitten im De-Leveraging-Prozess.
 Deflationäre Tendenzen: Inflation ist zumindest für 2009 kein Thema.

Was gegen die Anleihen spricht:

 Mangelnde Nachfrage: zu hohes Angebot.
 Verschlechterung der fiskalpolitischen Lage: zunehmende Sorgen um die Zahlungsfähigkeit der Staaten.
 Anstieg der Risikofreude: Wenn sich die Angst vor Depression legt, und Anleger dazu übergehen, Aktienanteile im Portfolio aufzustocken.

Fazit: Entscheidend ist die Gesamtverschuldung einer Volkswirtschaft. Eine signifikant kräftige Kreditnachfrage der öffentlichen Hand geht i.d.R. mit einem dynamischen Schuldenabbau der Unternehmen und einer steigenden Sparneigung privaten Haushalte einher. Die gegenwärtig anhaltende Tendenz, die Kreditqualität der Investitionen im Portfolio möglichst hochzuhalten, kann sich im Verlauf des Jahres 2009 weiterhin stützend für die Anleihenmärkte erweisen.

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