Sonntag, 24. Mai 2009

US-Anleihenmarkt zwischen Deflation und Inflationsangst

Die Fed hat nach ihrer Sitzung am 18. März mitgeteilt, dass sie unter den gegebenen Umständen alle verfügbaren Mittel einsetzen will, um die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben und Preisstabilität zu gewährleisten. Zu diesem Zweck hat Fed-Chef Ben Bernanke beschlossen, am offenen Markt langlaufende Staatsanleihen im Volumen von bis zu 300 Mrd. $ (in den kommenden 6 Monaten) aufzukaufen. Seither hat die Fed rund 40% des festgelegten Betrags ausgegeben. Die Rendite der 10-jährigen Treasuries ist jedoch nach anfänglichem Rückgang inzwischen wieder gestiegen, und zwar um rund 90 Basispunkte. Hat die Fed-Politik versagt?


Curreny Held by Nonbank Public, Graph: Fed St. Louis, Monetary Trends, June 2009

Die Fed strebt eigentlich kein numerisches Ziel für die Renditen der Staatsanleihen an. Das Ziel ist, das Zinsniveau am Hypothekenmarkt zu drücken, um auf diese Weise die Kreditkosten für die Verbraucher zu senken. Das ist ihr bislang gelungen. Am vergangenen Freitag liess der feste Satz für 30-jährige Hypotheken um 4 Basispunkte auf 4,82 nach, obwohl der Renditeanstieg sich am Anleihenmarkt fortgesetzt hat.

Die Situation an den Bondmärkten ist derzeit in der Tat sehr ungemütlich. Während gegenwärtig deflationäre Kräfte in der depressiven Wirtschaft vorherrschen, sitzt den Anleihenmärkten die Angst im Nacken, die Skeptiker mutwillig verbreiten, weil das wachsende Überangebot an Staatspapieren und teure Konjukturprogramme langfristig zu Inflation führen werden. Die Inflations-Pessimisten behalten bisher die Oberhand. Die Anleihenmärkte schneiden seit Jahresbeginn negativ ab, obwohl die Fed seit dem 18. März am Anleihenmarkt für rund 123 Mrd. $ Staatspapiere aufgekauft hat. Dazu gesellt sich im Markt nun auch die Furcht vor dem Verlust der besten Kreditwürdigkeit der US-Treasuries. Die CDS-Prämien für amerikanische Staatsanleihen sind wieder im Steigen begriffen. Zur Zeit 40 Basispunkte.


Monetary Base Velocity Growth, Graph: Fed St. Louis, Monetary Trends, June 2009

Die geldpolitische Steuerung

Die US-Notenbank versucht mit ihrem alternativen geldpolitischen Kurs, durch die Ausweitung der monetären Basis die Banken zur Kreditvergabe zu animieren. Langfristig birgt der Anstieg der Geldbasis (money base) Inflationsgefahr in sich. Um das Ausmass, wie das Zentralbankgeld angeschwollen ist, hat sich aber heute die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes in der Wirtschaft verringert. Das deutet auf keine Inflation hin. Die Banken sind für ihre Kreditvergabe grundsätzlich auf die Bereitstellung von Zentralbankgeld durch die Fed angewiesen. Die Fed hat zur Zeit die Kontrolle über die Geldbasis. Das ist entscheidend.


PCE Inflation, Graph: Fed St. Louis, Monetary Trends, June 2009

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