Sonntag, 12. Juli 2009

AIG: Die eiskalte Gier der Abzocker

Der staatlich gerettete US-Versicherer AIG will angeblich laut Washington Post 250 Mio. $ Boni auszahlen. 200 Mio. $ davon betreffen die Boni (März 2010) für „AIG Financial Products“, die Abteilung, die für komplexe Derivate zuständig ist. Die gesamten staatlichen Finanzhilfen belaufen sich bislang auf 180 Mrd. $, wie FT Deutschland berichtet.


AIG Stock Chart, Graph: finance.yahoo.com

Die Marktkapitalisierung von AIG beträgt zur Zeit ca. 1,58 Mrd. $. Für 2008 hatte der Versicherungskonzern einen Verlust von rund 100 Mrd. $ ausgewiesen. AIG hatte 2000 einen Börsenwert von 217 Mrd. $ und war der weltgrösste Versicherungskonzern, der laut Barry Ritholtz eigentlich unter einem Dach zwei Unternehmen hatte: einen Versicherer (mit Kredit Rating „AAA“) und das Unternehmen für strukturierte Produkte (eben die „AIG Financial Products“, kurz FP). Die FP arbeitete wie ein gigantischer Hedge Funds, wo die Manager „upfront“ (das ist sehr wichtig, zu wissen) 32% des erzielten Gewinns abkassierten, unabhängig davon, ob der entsprechende Deal 30 Jahre dauerte. Das Tätigkeitsfeld: Derivate. Der Umsatz der Division FP wuchs von 737 Mio. $ 1999 auf 3,26 Mrd. $ in 2005. Das Betriebsergebnis legte von 4,2% 1999 auf 17,5% in 2005 des gesamten Betriebsgewinns der AIG zu. Per September 2008 hatte die FP der AIG Swap Kontrakte im Wert von 2'700 Mrd. $ ausgesetzt, über 50'000 Trades mit über 2'000 Gegenparteien, wie Ritholtz in seinem Buch „Bailout Nation“ ausführlich schildert. Im Gegenstück für die massiven Verpflichtungen hat die FP Prämien von ein Zehntel von 1 Prozent eingestrichen. Dicke Boni sollen nun weiter gezahlt werden, als wäre inzwischen nichts passiert. AIG will angeblich weiterhin Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren.

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