Samstag, 25. Juli 2009

Bernanke gegen Verbraucherschutz-Agentur

US-Notenbank-Chef Ben Bernanke hält es nicht für nötig, eine Agentur zum Verbraucherschutz für riskante Finanzprodukte einzurichten. Fed-Präsident sagte gestern in seiner Anhörung vor dem Ausschuss des US-Senats, dass es schwer wäre, Fed’s Know-How in einer neuen Agentur zu ersetzen. Die Obama-Administration hat bekanntlich vor, eine Verbraucherschutzagentur aufzubauen, um die Bürger vor riskanten Finanzprodukten zu schützen.

Nun entsteht eine ziemlich delikate Situation, da die Amtszeit von Bernanke im kommenden Jahr zu Ende geht und es noch nicht feststeht, ob Präsident Obama den Fed-Chef im Amt bestätigen oder ersetzen will.

Consumer Financial Protection Agency soll v.a. betrügerische Praktiken im Geschäft mit Kreditkarten, Hypotheken und anderen Produkten überwachen. Sollte das Vorhaben durch den Kongress genehmigt werden, könnte die CFPA eine Reihe von zweifelhaften, aber äusserst lukrativen Bank-Praktien einschränken oder verbieten. Dazu gehören sog. „Ballooning“ von Hypothekendarlehen, übermässige Sollzinsen für Kreditkarten und Überziehungsgebühren.

Der regulatorische Rahmen für das Geschäft mit den Immobiliendarlehen hat sich im Sog der anhaltenden Krise als total uneffektiv und v.a. veraltet erwiesen. Es kam im Zuge des Einzugs der Finanzinnovationen nicht nur auf den Kapitalmärkten, sondern auch im Immobilienmarkt zu Exzessen und Ausuferungen. Das ehemalige Fed-Board Member Edward M. Gramlich hatte bereits im Mai 2004 vor „trügerischen, irreführenden Praxis“ im Häusermarkt gewarnt. Er schrieb in einer Studie, dass die zunehmende „Subprime-Kreditvergabe mit einem hohen Niveau von Kriminalität, Zwangvollstreckungen und ja sogar in manchen Fällen mit missbräuchlicher Praxis“ einhergehe. Im Subprime-Segment herrschten Wildwest-Verhältnisse. Mehr als die Hälfte der Kredite, die durch Hypotheken gesichert sind, wird von unabhängigen Kreditgebern vermarktet, die keiner staatlichen Aufsicht unterliegen. Die Fed, bzw. der damalige Fed-Chef Alan Greenspan hat aber auf Gramlich nicht gehört.

PS: Siehe auch den Betrag „Immobilienmarkt und Geldpolitik“ meiner Wenigkeit in „Finanz und Wirtschaft“, Ausgabe 8, Seite: 22, vom 30 Januar 2008.

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