Montag, 15. Februar 2010

Euro-Durcheinander

Paul Krugman ist durch die aktuelle Berichterstattung über die Schuldenkrise Europas beunruhigt. Warum? Weil der Eindruck hinterlassen wird, als ob alles auf eine verschwenderische Ausgabenpolitik der Staaten zurückzuführen wäre. Hinter der Geschichte stecken aber Defizit-Falken, welche die Staatsausgaben streichen wollen, auch wenn die Arbeitslosenquote Rekordwerte aufweist. Griechenland wird dafür als Anschauungsunterricht hingehalten. Die Wahrheit ist, dass mangelnde Fiskaldisziplin nicht die ganze Quelle der Unruhen Europas ist, so Krugman. Die wahre Geschichte hinter dem Euro-Durcheinander ist nicht die Verschwendungssucht der Politiker, sondern die Arroganz der Eliten, insbesondere der politischen Eliten, die Europa zu einem Experiment einer Gemeinschaftswährung gedrängt haben, bevor das Kontinent dazu bereit war, erklärt Krugman. Er verweist auf Spanien. Das Land war im Vorfeld der Krise ein Vorbild. Die Schulden hatten einen Anteil von 43% am BIP. Im Vergleich: Deutschland; 66% am BIP. Spanien wies einen Haushaltsüberschuss auf und war in Sachen Bankenregulierung vorbildlich, betont Krugman.

Spanien, mit warmem Wetter und den Stränden erlebte wie Florida Europas einen grossen Boom auf dem Wohnungsmarkt, finanziert mit dem Geld aus dem Ausland, v.a. mit Kapitalzuflüssen aus Deutschland, erläutert Krugman. Die Folge: Ein schnelles Wachstum mit erheblicher Inflation. Zwischen 2000 und 2008 sind die Preise von Waren und Dienstleistungen in Spanien um 35% geklettert, verglichen mit einem Anstieg von 10% in Deutschland. Steigende Kosten machten spanische Ausfuhren zunehmend wettbewerbsunfähig. Und das Beschäftigungswachstum blieb hinter dem Boom des Wohnungsmarktes zurück. Dann platzte die Blase. Die Arbeitslosigkeit stieg. Das Budget ging in die Knie. Das Defizit, das aus abnehmenden Einnahmen und zunehmenden Kosten, weil die Regierung versucht hat, die Kosten der Arbeitslosigkeit zu mildern, resultierte, war nicht die Ursache, sondern die Folge Spanien’s Probleme, betont Krugman. Hätte Spanien noch seine eigene Währung (Peseta), würde es beispielsweise um 20% abgewertet, um aus der Krise zu kommen. Da Spanien aber nicht seine eigene Währung hat, kann es seine Wettbewerbsfähigkeit nur durch einen langsamen Prozess der Deflation zurückerlangen. Was ist also zu tun? Euro zu verlassen, würde die Probleme noch verschlimmern. Der einzige Ausweg ist, dass der Euro funktioniert. Das bedeutet, dass die EU sich in Richtung Politische Union bewegen muss, damit sie so wie die amerikanischen Staaten funktionieren kann, schlussfolgert Krugman.

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