Sonntag, 21. Februar 2010

Klimawandel: Kostenkrise?

Vorausschätzung im Hinblick auf den Klimawandel sind höchst ungewiss, behaupten Gegner. Ein Punkt, den Klimaforscher ohne weiteres zugeben. Die Klimawandel-Leugner sehen die Ungewissheit als Stütze ihrer Untätigkeit. „Doch eine sorgfältige Abwägung aller relevanten Kosten und Nutzen unterstützt genau den umgekehrten Weg“, schreibt Prof. Robert Frank in einem lesenswerten Essay in NYT. Nach jüngsten Schätzungen der Global Integrated Systems Model an der MIT deutet die Median- Prognose auf einen Aufstieg der Erwärmung um 9 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts hin, in Ermangelung wirksamer Gegenmassnahmen. Massnahmen zu ergreifen, kostet nicht viel, bemerkt Frank. Nach Schätzungen des „Intergovernmental Panel on Climate Change„ würde eine Steuer von 80 $ pro Tonne Kohlendioxit oder ein „Cap-and Trade“-System mit ähnlichen Aufwendungen die Temperatur bis Mitte des Jahrhunderts stabilisieren.

Die Zahl wurde jedoch vor der Ankunft der pessimistischen Schätzungen hinsichtlich der Geschwindigkeit der globalen Erwärmung festgelegt. „Nehmen wir eine Steuer von 300 $ pro Tonne an, um sicher zu sein“, schreibt Frank weiter. Im Rahmen einer solchen Steuer würden die Preise der Güter im Verhältnis zu ihren „carbon footprints“ steigen. Im Fall von Benzin z.B. um etwa 2,60$ pro Gallone, rechnet der Wirtschaftsprofessor an der Cornell University. Ein plötzlicher Preisanstieg in dieser Grössenordnung könnte durchaus schmerzhaft sein. Aber wenn sie mal eingeführt wird, würde es viel weniger Schaden einrichten, behauptet Frank. Angesichts stetig steigender Kraftstoffpreise würden die Hersteller dazu übergehen, effizientere Fahrzeuge zu entwickeln, erklärt Frank. Kurz gesagt sind die Kosten zur Vermeidung des Klimawandels erstaunlich gering. Und geht um ein paar kleine Veränderungen im Verhalten. Das eigentliche Problem mit den Schätzungen sei, dass das Ergebnis schlechter als erwartet ausfallen könnte. Das ist zugleich das stärkste Argument für Massnahmen. „In einer vernünftigen Welt sollte das eine leichte Entscheidung sein“, argumentiert Frank. „Aber in diesem Fall scheinen wir in die falsche Richtung geleitet worden zu sein. Dieser seltsame Zustand mag in der menschlichen Psyche verwurzelt sein“, wie der Harvard Psychologe Daniel Gilbert in einem Artikel (2006) in Los Angeles Times zutreffend formulierte, ist die globale Erwärmung schlecht, aber es gibt uns nicht das Gefühl, blamiert, verärgert oder angewidert zu sein. Folglich fühlen wir uns nicht gezwungen, uns dagegen aufzulehnen, wie wir uns gegen andere bedeutsame Gefahren für unsere Art verhalten, wie z.B. gegen das Fahnenbrennen.

Auch Jeffrey Sachs befasst sich mit dem Thema Klimawandel. Er erklärt in seiner lesenswerten Kolumne („Die unlauteren Angriffe auf die Klimaforschung“) in Project Syndicate, wie die Klimawandel-Gegner vom grossen Geld unterstützt werden. Es handelt sich dabei „zum Teil um Unternehmen, die die zusätzliche Kosten der Regulierung nicht bezahlen wollen, zum Teil um marktradikale Ideologen, die sich gegen jede Art von staatlicher Kontrolle wenden“, erläutert Jeffrey Sachs. „Die Wissenschaft des Klimawandels ist eine bewunderswerte intellektuelle Aktivität“, betont Wirtschaftsprofessor an der Columbia University. „Und die Botschaft ist klar: Der Verbrauch von Öl, Kohle und Gas im grossen Stil bedroht die Biologie und Chemie des Planeten“, so Sachs als Fazit.

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