Freitag, 23. April 2010

US-Erzeugerpreise: Anstieg um 6,0% - Lauert Inflation um die Ecke?

In den USA sind die Erzeugerpreise (PPI) im März um 0,7% gestiegen. Annualisert legte der PPI um 6,0% zu. Die Kerninflation blieb mit 0,1% relativ niedrig. Auf Jahresbasis beträgt der Anstieg der Produzentenpreise 0,9%. Gelten die Zahlen als Warnung, dass die Inflation um die Ecke lauert? Vor allem die des annualisierten Anstiegs um 6,0%? Nein, bestimmt nicht. Weil die Weitergabe durch die Erzeugerpreise auf die Verbraucherpreise in jedem Fall weniger als 100% beträgt, schreibt Mark Thoma in einem lesenswerten Eintrag in seinem Blog. Und in einigen Fällen ist es nahe Null. Durchwirkung auf die Verbraucherpreise ist kleiner, wenn die Veränderung der Erzeugerpreise vorübergehender Natur ist, erklärt Thoma weiter. Die Kerninflation zeigt, dass der Anstieg der Produzentenpreise auf den Anstieg der Nahrungsmittel- und Energiepreise zurückzuführen ist. Die Kerninflation ist annualisiert um 0,9% gestiegen. Welche Art von Inflationsbemessung ist aber zu beachten, wenn man die künftige Inflation voraussagen will? Warum achtet man auf die Kerninflation statt „Headline Inflation“ für diesen Zweck?


US Erzeugerpreise im März, annualisiert, Graph: BLS, April 2010

(1) Die Kerninflation wird für künftige Inflationsprognose verwendet, erklärt Thoma. (2) Die Kernrate dient zur Messung des aktuellen Trends der Inflationsrate. Weil die Inflationsrate, die beobachtet wird, permanente und transitorische Komponente hat. Die genaue, langfristige Inflationsrate, mit der die Verbraucher konfrontiert sind, kann aber nicht direkt beobachtet werden. Sie muss geschätzt werden. Die Idee, die Nahrungsmittel- und Energiepreise auszuschliessen, um die Kerninflation zu berechnen, ist, die kurzfristigen Schwankungen abzustreifen, um auf diese Weise ein besseres Bild der Kern- oder langfristigen Inflationsrate zu bekommen. Es gibt dazu bespielsweise die Methode des getrimmten Mittelwerts („trimmed mean“). Die Kerninflation dient also dazu (a) die künftige Inflation zu prognostizieren, und (b) zu versuchen, die heutige Trendinflation zu messen, erläutert Thoma. Wenn die Frage lautet, was ist die heutige Inflationsrate? Dann ist die gesamte Inflationsrate die beste Massnahme. Nur wenn die Frage lautet, wie die Inflation in Zukunft aussieht, dann verwendet man unterschiedliche Massnahmen, wodurch politische Entscheidungsträger wesentliche Erkenntnisse durch Verzögerungen zwischen der Umsetzung der Politik und ihrer Auswirkungen gewinnen. (3) Die Inflationssteuerung. Das ist die wichtigste Funktion der Kerninflation, hebt Thoma hervor. Warum?


US Erzeugerpreise im März, monatlich, Graph: BLS, April 2010

In theoretischen Modellen wird ein Verfahren angestrebt, eine geldpolitische Regel herauszufinden, die dafür sorgt, das die Haushaltswohlfahrt maximiert wird, indem die Variation in Variablen wie Output, Konsum und Beschäftigung mininiert wird, so Thoma. Diese Regel variiert je nach Modell, aber sie beinhaltet i.d.R. ein gewisses Mass an Output und ein gewisses Mass an Preisen, d.h. sie bildet eigentlich eine Art Taylor-Regel-Rahmen. Nach Taylor-Regel richtet sich die Fed Funds Rate nach dem Mass von Output und Preisen. Allerdings sieht die Taylor-Regel so aus, wie die Kerninflation bemessen wird. Wenn also Preise „sticky“ sind, wie in wesentlichen, modernen Wirtschaftsmodellen angenommen wird, ist es der beste Weg, das Gewicht auf einen Index zu legen. Das ist dann erreicht, wenn man die schwankungsanfälligen Preise für Lebensmittel und Energie aus dem Index ausschliesst, argumentiert Thoma. Die Kerninflation liefert deswegen eine ziemlich gute Information für die Fed im Hinblick auf die künftige Inflation.

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