Mittwoch, 2. Juni 2010

Produktionslücke (output gap): Methoden

Selbst wenn die Inflation rückgängig ist, und sich zweifelsfrei ein disinflationärer Trend abzeichnet, gibt es Stimmen, die nach Zinserhöhung rufen, um den angeblichen Inflationsdruck zu dämpfen. Menzie Chinn erinnert sich an ähnliche Aufforderungen zu monäterer Zurückhaltung in Japan in den Jahren 2000/01. Prof. Chinn hatte es damals in seiner Position schwer, die Ängste (seinem Chef) zu erklären. Er ist aber der Meinung, dass es jetzt sinnvoll wäre, die Methoden über die Messung der Produktionslücke (output gap) nocheinmal zu überprüfen, anstatt die Rufe nach Zinserhöhung abzuweisen, um zu sehen, ob die Befürchtungen einer grassierenden Inflation aufgrund der Flaute überhaupt einen Sinn ergeben. Chinn macht in diesem Zusammenhang auf ein gerade vorgelegtes Research-Papier von Michael Kiley aufmerksam. Kiley präsentiert eine lesenswerte Übersicht über die verschiedenen Konzepte der Thematik „Produktionslücke“. Was ist aber Output-Lücke? Es gibt viele Definitionen in der ökonomischen Literatur.


CBO Modell, Graph: Michael T. Kiley, Output Gaps, Fed, Washington

Chinn befasst sich in seinem lesenswerten Essay mit drei davon. (1) Die Abweichung des Outputs von seinem langfristigen stochastischen Trend (d.h. der „Beveridge-Nelson-Zyklus“), (2) Die Abweichung des Outputs von dem Niveau, welches mit aktuellen Technologien und der normalen Auslastung von Kapital und Arbeit in Einklang steht (d.h. „Produktionsfunktion-Ansatz“) und (3) Die Abweichung des Outputs vom flexible-Preis-Output (d.h. „Natürliche Wachstumsrate“). Schätzungen eines jeden Konzeptes beruht auf DSGE-Modell (Dynamic Stochastic General Equilibrium), welches von der Fed verwendet wird. Vier Punkte sind hervorzuheben: (a) Die Schätzungen des DSGE-Modells im Hinblick auf die Deveridge-Nelson-Produktionslücke haben Ähnlichkeiten mit denen der politischen Institutionen. Die Wachstumsschätzung des DSGE-Modells hat aber eine höhere Varianz und eine wesentliche andere Kovarianz mit BIP-Wachstum, (b) Die Natürliche Wachstumsrate hängt stark von den Modellannahmen ab und ist nicht geeignet, die Entwicklung des nominalen Zinssatzes in Taylor-Regel in gleicher Weise wie die anderen Modelle zu lotsen, (c) Die Natürliche Wachstumsrate und der Produktionsfunktions-Ansatz konvergieren mit dem Beveridge-Nelson Modell, und (d) Das DSGE-Modell und das Beveridge-Nelson-Modell sind eng verbunden, was Schwankungen in Beschäftigung betrifft, erklärt Chinn.



Graph : Produktionsfunktions-Ansatz, Graph: Michael T. Kiley, Output Gaps, Fed, Washington

Fazit: Chinn’s Beobachtungen nach ist die Produktionslücke sowohl für den Produktionsfunktions-Ansatz als auch für die Schätzungen von CBO in ähnlicher Grössenordnung: 6 bis 7,5% des BIP im zweiten Quartal 2009.

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