Montag, 14. Juni 2010

Schlechte Mathe-Fähigkeiten haben Zwangsvollstreckung zur Folge

Wenn Sie 300 durch 2 nicht dividieren können, sollten Sie nicht qualifiziert sein, um einen Kredit zu beantragen. Das ist eine der Fragen, die im Rahmen einer von Stephan Meier, Professor an der Columbia University durchgeführten Studie (in NYT) gestellt wurde. Das Ergebnis: Kreditnehmer mit schlechten Mathematikfähigkeiten sind dreimal häufiger als andere in Zwangvollstreckung geraten. Meier räumt ein, dass die Resultate nicht schockierend sind. Aber er sagt, dass er keine so ausgeprägte Verbindung zwischen Mathe-Fähigkeiten und dem Ausfall von Hypothekendarlehen erwartet hätte. Rund 340 Kreditnehmer in Connecticut, Massachussetts und Rhode Island, welche 2006 und 2007 Subprime-Darlehen in Anspruch genommen haben, wurden 2008 befragt. Keiner befand sich in Zwangvollstreckung. Die Befragten haben fünf Fragen beanworten müssen: (1) 300 durch 2 teilen, (2) 10% von 1'000 berechnen. Da die Umfrage telefonisch durchgeführt wurde, wissen die Fragesteller nicht, ob die Befragten einen Taschenrechner zu Hilfe genommen haben oder nicht. Rund 16% der Befragten haben mindestens eine der beiden ersten Fragen falsch beantwortet.

Meier erklärt, dass die Ergebnisse mit Einkommen und Bildungsniveau im Einklang standen. Alles in allem haben 21% der Befragten, deren mathematische Fähigkeiten sie im unteren Viertel der Umfrage qualifizieren, Zwangsvollstreckung erfahren, versus 7% der Befragten im oberen Viertel.

Die Story beruht auf der Annahme, dass der Grund, warum die Subprime-Kreditnehmer mit schwachen Mathe-Kenntnissen mehr zu Zwangsvollstreckung neigen, ist, weil sie schwache Fähigkeiten zum Budgetieren haben, erklärt Yves Smith in naked capitalism. Es könnte etwas dran sein, bemerkt Frau Smith. Sie habe selbst im Jahre 1983 eine Wohnung ohne Eigenkapital gekauft. Als Subprime-Kreditnehmerin habe sie monatliche Zahlungen von drei Jahren prognostiziert (von Hand), um sicherzustellen, dass sie sich alle Kosten, die mit der Wohnung verbunden sind, leisten kann. Smith ist jedoch mehr als nur wenig überrascht, weil die Umfrage nicht berücksichtigt, dass Kreditnehmer mit besseren Mathe-Kenntnissen für aggressive oder skrupellose Hypotheken-Verkäufer besonders anfällig sind. Jedesmal wenn sie in ein Taxi einsteige, spreche sie mit dem Taxi-Fahrer über die lokale Wirtschaft. Und das Gespräch schliesse fast immer den Immobilienmarkt ein. „Zwischen 2006 und 2008 hatte ich mindestens ein halbes Dutzend davon, die mir sagten, dass sie einen Hypothekenkredit aufgenommen haben, um ein Haus zu kaufen. Die Bank habe gesagt, dass sie sich eine viel höhere Hypothek (bzw. viel grösseres Hauss) leisten könnten“, erzählt Smith. Alle dachten, dass der Banker bescheuert war und ihre Finanzen sich furchtbar angespannt hätten, wenn sie auf den Rat ihres Bankers gehört hätten. „Im Gegensatz dazu hätte jemand, der über schwache Mathe-Fähigkeiten verfügt, von seinem Banker leicht überzeugt werden können, viel tiefer in die Schulden zu tauchen“, erläutert Smith als Fazit.

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