Dienstag, 27. Juli 2010

Reziprokes Dumping

Die Lektüre ist wahrlich ein Hochgenuss. Paul Krugman geht heute erneut auf das Thema „market cornering“ im Zusammenhang mit „Chocfinger“ ein. Der Startpunkt ist „reziprokes Dumping“. Stellen Sie sich zwei getrennte nationale Märkte für ein Gut vor, schreibt Krugman, die jeweils von einem Monopolisten beherrscht werden und das Gut gar nicht verschifft (ausgeliefert) werden kann. In jedem Markt setzt der Monopolist den Preis über den Grenzkosten fest. Warum? Weil es gemäss Regel gilt: Grenzkosten gleich Grenzerlös. Und Grenzerlös ist kleiner als der Preis, weil jede zusätzliche Einheit, den der Monopolist herstellt, den Preis auf alle seine inframarginalen Einheiten senkt. Nehmen wir der Einfachheit halber weiter an, dass die beiden Märkte und der Preis, der in beiden Märkten berechnet wird, identisch sind.

Nun machen wir es möglich, dass das Gut international verschifft werden kann, aber zu erheblichen Kosten pro Einheit. Man könnte denken, dass es keinen Grund gibt, dass ein Handel stattfindet, weil es zu teuer ist, das Gut per Schiff auszuliefern und die Preise in den beiden Märkten identisch sind. Jeder Monopolist aber dürfte es, durch den unilaterale Handel, dennoch profitabel finden, manche seiner Güter auf den anderen Markt zu liefern. Denken wir darüber nach, wie es funktioniert: Wenn der Monopolist eine Einheit seiner Güter im Ausland verkauft, hat er höhere Grenzkosten als wenn er im Inland verkaufen würde, weil die Verschiffung etwas kostet. Doch während der Verkauf eines weiteren Gutes im Inland auf den Preis für seine inframarginalen Verkäufe drückt, drückt der Verkauf eines zusätzlichen Gutes im Ausland auf den Preis für die inframarginalen Verkäufe des anderen Monopolisten. Wenn also die Unternehmen unilateral handeln, hat jeder davon einen Anreiz, seine Güter im Heimatmarkt des anderen abzusetzen. Was hat das alles aber mit „market cornering“ zu tun? Angenommen schafft „Chocfinger“ es irgendwie, einen grossen Teil des diesjährigen Angebots an Schokoriegeln zu kaufen. Wenn er nun einen Schokoriegel lagert und diesen im nächsten Jahr verkauft, erhöht er die Preise in diesem Jahr (indem er die Menge des Angebots reduziert) und senkt die Preise im nächsten Jahr. Während aber „Chocfinger“ von den höheren Preisen in diesem Jahr profitiert, weil er das gegenwärtige Angebot in die Enge getrieben hat („cornering“), erleidet er keinen vergleichbaren Verlust aus niedrigeren Preisen im nächsten Jahr, weil er das Angebot des nächsten Jahres nicht in die Enge getrieben hat („not cornering“). Es ist wie die Geschichte des reziproken (wechselseitigen) Dumping, erklärt Krugman: Wen kümmert es, wenn du auf den Preis für die inframarginalen Einheiten eines anderen Unternehmens drückst.

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