Freitag, 2. Juli 2010

Wenn alle Welt spart

Gemäss G-20-Kommunique nach dem Gipfeltreffen in Toronto ist nun deutlich geworden, dass die meisten Industrie-Länder sich jetzt in Haushaltsdefizit-Abbau-Fieber befinden, schreibt Simon Johnson in einem lesenswerten Essay („The G-20’s China Bet“) in NYT. "Die USA widerstanden dem Druck, die Staatsausgaben zu kürzen und die Steuern zu erhöhen. Aber der Sinn des Treffens war klar: Jetzt Defizitkürzung zu einem gewissen Grad, und morgen mehr", bemerkt der ehe, Chefökonom des IWF. Es sei keine Frage, dass einigen finanzschwachen europäischen Ländern wie Griechenland, Portugal und Irland das Haushaltsdefizit aus dem Ruder gelaufen ist. "Wenn sie ihre Auslandskredite zurückzahlen müssen, benötigen sie manche Sparmassnahmen. Was ist aber mit Ländern wie Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und den USA, welche kreditwürdig bleiben? Wenn alle diese Volkswirtschaften Haushaltsdefizite kürzen wollen, wo soll das Wachstum herkommen?", argumentiert Johnson. Die Antwort in Toronto sei offensichtlich gewesen: China. Das Land macht nur 6% der Weltwirtschaft aus. Es hat aber einen unverhältnismässig grossen Einfluss auf andere Schwellenländer, aufgrund seiner schier unersättlichen Nachfrage nach Rohstoffen.

Nun versucht aber die chinesische Regierung, das Wirtschaftswachstum zu verlangsamen. Aus Angst vor Überhitzung. Das könnte Inflation oder steigende Reallöhne bedeuten, je nach Ansicht, erklärt Johnson. Chinesische Wirtschaftsstatistiken sind notorisch unzuverlässig. Aber die meisten führenden Indikatoren deuten auf eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums hin. G-20 setzt auf ein „soft landing“ in China, bemerkt Johnson weiter. Das heisst, ein Wachstum von 8 bis 9%. Selbst die USA wünschen sich ein robustes China. Es gibt aber drei Hauptsorgen unter chinesischen Experten, berichtet Johnson von einer Reise aus China zurückkommend. (1) Es gibt bereits eine grosse Verschwendung von Investitionen in Infrastruktur. Es besteht der Wunsch, um dies zu reinigen und sinnvoller zu gestalten. Dies impliziert ein langsameres Wirtschaftswachstum, (2) Es wird viel über Überkapazitäten im staatlichen Sektor diskutiert. Auch hier gibt es Interessen an einer Bewältigung, obwohl es kein einfaches Problem ist. Auf jeden Fall senkt dies den Anreiz für weitere staatliche Investitionen, direkt und durch verschiedene Formen von Subventionen von staatlich gestützten Unternehmen, und (3) Die Anreize waren für lokale Behörden schwergewichtig auf das BIP-Wachstum gerichtet. Nun wird viel darüber nachgedacht, andere Ziele ins Auge zu fassen, wie beispielsweise Umwelt. Das macht Sinn, da Luft- und Wasserqualität heisse Themen sind. Aber es würde ein langsameres Wachstum bedeuten, so Wirtschaftsprofessor an MIT Sloan.

Fazit: G-20 setzt nun darauf, dass Chinas Wirtschaftswachstum hoch genug ist, um die Weltwirtschaft aufrechtzuerhalten, während keine wie auch immer gezeichnete Blase entsteht, insbesondere keine, welche westliche Grossbanken erfassen würde. "Angesichts der Natur von China und der Volatilität der globalen Kapitalströme ist es ganz eine Wette. Wir sollten die Fähigkeit der chinesischen Regierung zur Feinsteuerung ihrer Wirtschaft nicht überschätzen", rät Johnson.

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