Donnerstag, 30. September 2010

Aufkaufprogramm der Fed und Inflationserwartungen

Deflation bedeutet einen anhaltenden Rückgang des Preisniveaus über längere Zeit. Deflation ist also das Gegenstück zur Inflation. In der Blogosphäre findet zur Zeit eine Debatte darüber statt, ob Deflation für das schwache Wachstum der Wirtschaft verantwortlich ist oder ob sie nur ein Symptom anderer Faktoren ist, die auf Wachstum lasten. Einige Ökonomen glauben, dass Deflation das Wirtschaftswachstum verlangsamt, indem sie die Realzinsen (d.h. nominaler Zins minus Inflation) in die Höhe treibt. Wenn das stimmt, müsste man dafür sorgen, dass die Inflationserwartungen steigen, indem die Konsum-Nachfrage und Investitionen gefördert werden, schreiben Massimo Guidolin und Christopher Neely in einer kürzlich vorgelegten Studie. Ein Vorschlag für die Vermeidung von negativen Folgen der Deflation wäre, eine grosse monetäre Stimulierung (monetary stimulus) einzuleiten, um „gesunde“ (positive) Inflationserwartungen zu erzeugen, welche die realen Zinsen reduzieren und damit das Wachstum ankurbeln würden, bemerken die Ökonomen, die bei der Fed St. Louis tätig sind.


10 Jahre TIPS-Inflationserwartungen, Graph: Massimo Guidolin & Christopher Neely

Insbesondere schlagen Analysten vor, dass der geldpolitische Ausschuss (FOMC) der US-Notenbank die grossen Käufe von Staatsanleihen (LSAPs: large-scale asset purchases) am offenen Markt wiederholen. LSAPs haben bislang die nominalen Renditen auf mittlere und längere Frist um 50 bis 70 Basispunkte (annualisiert) verringert. Die niedrige Zinsen reduzieren unmittelbar die Kosten der staatlichen Kreditaufnahme und stimulieren Investitionen und den Konsum der privaten Haushalte, betonen Guidolin und Neely. LSAPs könnten auch die realen Zinsen reduzieren, indem sie Inflationserwartungen steigen lassen.

Haben aber die Ankündigungen der Fed, US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere am Markt aufzukaufen, die Inflationserwartungen bisher erhöht? Um das herauszufinden, überprüfen die Autoren die inflationsgeschützten US-Staatsanleihen (TIPS) in zweitägigen Fenstern rund um die drei wichtigsten LSAPs Termine der Fed. Warum Zwei-Tage-Fensters? Weil Untersuchungen zeigen, dass die Marktteilnehmer Zeit benötigen, um auf die Nachrichten zu reagieren. Die Autoren berechnen dann „breakeven“-Inflationserwartugen. In der Abbildung werden die TIPS-implizierten Inflationserwartungen zwischen August 2008 und April 2009 dargestellt. Die Inflationserwartungen scheinen auf die LSAP-Ankündigungen bescheiden zu reagieren: 7 und 18 Basispunkte jährlich.

Fazit: Die LSAPs haben einen begrenzten Einfluss auf die TIPS-implizierten Inflationserwartungen, fassen Guidolin und Neely zusammen.

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