Donnerstag, 30. Dezember 2010

Euro-Skeptiker

Mit der gegenwärtigen Euro-Krise rückt das alte Thema „Euro-Skepsis“ wieder in den Blickpunkt der öffentlichen Diskussion. Das Augenmerk richtet sich in den USA u.a. nach der Frage, warum viele US-Ökonomen (einschliesslich Paul Krugman) damals Zweifel am Euro-Projekt gehabt haben. Landon Thomas befasst sich in einem Essay („Europe’s Economic Pail Awakens Old Arguments“) mit der einen Art von Rechtfertigung der Euroskeptiker. In einem bereits vor einem Jahr veröffentlichten Artikel („It Can’t Happen, It’s a Bad Idea, It Won’t Last“) hatten Jonung und Drea sich über die „albernen“ US-Ökonomen, die dem Euro-Projekt mistrauisch gegenüberstanden, mokiert. Hinter dieser Zweifel standen Paul Krugman und Barry Eichengreen, die den Euro in Bezug auf die Theorie des „optimalen Währungsraums“ (optimum currency area) betrachtet hatten.

Die Theorie besagt, dass es sowohl Vorteile als auch Kosten gibt, um eine gemeinsame Währung einzuführen. Der Vorteil ist die Kostensenkung für die Unternehmen. Die Nachteile sind, dass es schwierig ist, die Kosten und Preise nach „asymmetischen Schocks“ in Einklang zu bringen: Booms und Krisen betreffen einige Länder in einer Währungsunion, aber manche nicht, erklärkt Krugman in seinem Blog. Sowohl die Vorteile als auch die Nachteile sind schwer zu quantifizieren, aber es gibt einige Indikatoren, argumentiert Krugman. Wenn die Vorteile einer gemeinsamen Währung gross sind, würde man erwarten, dass die Einführung einer Einheitswährung zu einem grossen Zuwachs des Handels führen würde.

Inzwischen hängen die Kosten der Anpassung davon ab, wie viel Anpassung benötigt wird. Die Belastung lässt sich reduzieren, wenn der Faktor „Arbeit“ zwischen boomenden und schwächelnden Regionen (Mundells Argument) sehr mobil ist und wenn man fiskalische Integration (Fiskal-Union: ein Argument, welches von Peter Kenen vorgebracht wird) hat, sodass der Schock eines lokalen Konjunktureinbruchs zum Teil durch niedrigere Steuerzahlungen an eine zentrale Regierung und durch höhere Transferzahlungen von einer zentralen Regierung absorbiert wird, legt Krugman dar.

In den frühen 1990er Jahren hat eine Reihe von amerikanischen Ökonomen versucht, die Einführung einer Gemeinschaftswährung in der EU mit dem besten Beispiel USA zu vergleichen. Alles, was sie herausgefunden haben, war, dass Europa im Hinblick auf die Einigung weit hinter den USA liegt: weniger Mobilität der Arbeitskräfte und keine fiskalpolitische Integration.

Wie sieht es mit den Vorteilen einer monetären Integration aus? Jeff Frankel hat dazu ein lesenswertes Research-Paper („Why do effects on trade between members appear smaller than historical estimates among smaller countries?“) geliefert: Vor-Euro Studien haben hohe Handelsgewinne nahelegt. Die praktische Erfahrung hat sich jedoch viel bescheidener herausgestellt. Die grossen Hoffnungen haben sich nicht erfüllt.

Fazit: Die akademischen Skeptiker haben Recht gehabt. Das bedeutet nun aber nicht, dass der Euro ein Fehler war, hält Krugman fest. Es gab immerhin Überlegungen politisch-ökonomischer Hinsicht. Und es heisst sicherlich nicht, dass die Sache aufgebrochen werden soll: Es wäre vollkommen zerstörerisch. Eine Lehre ist aber, dass einfache Wirtschaftsanalyse ihre Vorzüge hat. Euro-Enthusiasten haben den umständlichen Kosten-Nutzen-Ansatz tendenziell ausgeblendet. Die Kosten und Nutzen sind entscheidend, was nun durch die Euro-Krise vor Augen geführt wird, fasst Krugman zusammen.

Keine Kommentare: