Donnerstag, 16. Dezember 2010

Sticky Prices (kurzfristig träge Preise): Nachfrage nicht vergessen!

Casey B. Mulligan macht in einem Essay („Sticky Wages, Sticky Prices and the Keynesian“) in NYT geltend, dass die Lohnsteuersenkung kaum Auswirkungen auf die Produktion entfalten wird, auch nicht in „sticky-price“ Keynesian oder New-Keynesian-Modellen. „Keynesianer, die an sticky-price-Modelle glauben, sind sich einig, dass Arbeitgeber-Steuersenkungen den gleichen Effekt haben wie Arbeitnehmer-Steuersenkungen. Aber beide Steuersenkungen haben eine minimale Auswirkung auf die Beschäftigung, wenn überhaupt, weil es nicht auf die Kosten des Arbeitgebers ankommt, Mitarbeiter anzustellen. Es geht um den Mangel an Nachfrage nach Konsumgütern. Und die Nachfrage würde nur wiederbelebt, wenn die Preise fallen würden“, legt Mulligan dar. "Es ist interessant, wie Prof. Mulligan denkt, dass sticky-price Keynesianer an Nachfrage-Effekte aus Lohnsteuer-Senkungen glaubten. Er geht aber schnell zum Krugman-Modell über, und versagt vollkommen, sich des Nachfrage-Arguments anzunehmen und fokussiert auf die Angebotsseite, bemerkt Menzie Chinn zu Mulligans Beobachtungen.

Steuer-Abmachung: Kosten für 2 Jahre, rose rot: Vorzüge der Republikaner, blau: Vorzüge der Demokraten, Graph: Prof. Menzie Chinn

In diesem Sinne bleibt Prof. Mulligan völlig vorhersehbar und konsistent, hebt Chinn in seinem Blog hervor. Mulligan argumentiert, dass die Senkung der Steuern keine Auswirkungen auf das Arbeitsangebot in den Sektoren mit „sticky-wages“ haben werde, genau dort, wo geringste Anpassung notwendig sei. Aber auch wenn die Beschäftigung nicht ansteigt, werden die gesamten Beträge nach-Steuer-Lohnzahlungen an die Arbeitnehmer gehen, indem sie das verfügbare Einkommen steigern und damit zu einem Anstieg des Konsums (via Standard-Keynesian-Konsumfunktion) führen werden, hält Chinn fest.

Die Lohnsteuer-Reduktion ist daher ein ziemlich wirksames Mittel zur Stimulierung der Wirtschaft, von der Nachfrageseite her beurteilt, bezogen auf die Verlängerung der Steuersenkungen, beschreibt der an der University of Wisconsin lehrende Wirtschaftsprofosser weiter. Chinn macht zudem darauf aufmerksam, dass das CBO die Steuerkomponente tabellarisch dargestellt hat. Die Kosten für zwei Jahren betragen 797 Mrd. $, während sich die Kosten für 10 Jahre (2011-2020) auf 857,8 Mrd. $ belaufen.

M.a.W. steht der grösste Teil des Steuer-Pakets nicht im Einklang mit der Sichtweise der Republikaner, argumentiert Chinn. Auf der anderen Seite kommt der Nutzen der Steuersenkungen für Spitzenverdiener und der Erbschaftssteuer nur einem sehr geringen Teil der Wirtschaft zugute, mit einem sehr geringen stimulierenden Einfluss auf die Wirtschaft, fasst Chinn zusammen.

PS: Im Gegensatz zum klassischen Modell, indem angenommen wird, dass die Preise flexibler sind, wird im keynesianischen Modell davon ausgegangen, dass die Preisanpassung träge ist, weshalb im allgemeinen von „sticky prices“ gesprochen wird.

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