Donnerstag, 21. April 2011

Ist US-Geldpolitik Hooliganismus?

Der russische Regierungschef Wladimir Putin hat laut WSJ die expansive Geldpolitik der USA als „Hooliganismus“ bezeichnet: „Schauen Sie ihre Handelsbilanz, Verschuldung und den Haushalt an. Sie drehen an der Druckmaschine und überschwemmen den gesamten Dollar-Raum, m.a.W. die ganze Welt mit Staatsanleihen. Es gibt keinen Weg, dass wir auf diese Weise jederzeit schnell handeln. Wir haben nicht den Luxus wie Hooliganismus“, soll Putin gesagt haben. Was ist davon zu halten? Mark Thoma vermutet, dass es sich dabei um so etwas wie „die beste Verteidigung ist ein guter Angriff“ handelt. Aber das Grundproblem ist nicht das Verhalten der Geldpolitiker in den USA, bemerkt der an der Universitiy of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor in einem lesenswerten Beitrag in CBS Money Watch. Obwohl er damit nicht einverstanden ist, dass die Geldpolitik für den kräftigen Anstieg der Rohstoffpreise verantwortlich ist, wie z.B. San Francisco Fed argumentiert, ist es so, dass Russland davon profitiert, wenn es wahr ist, schildert Thoma.

Russland ist ein Ausfuhrland, was Ressourcen betrifft. Und wenn die Rohstoffpreise steigen, ist das Land besser dran. Thoma glaubt zwar nicht daran, dass es eine Grundlage dafür gibt, aber wenn Russland dagegen einwendet, seine Rohstoffe zu höheren Preisen zu verkaufen, dann hätte niemand was dagegen, wenn das Land die Preise senken würde, legt Thoma dar.

Das eigentliche Problem ist, dass Russland weltweit über die drittgrösste Währungsreserven nach China und Japan verfügt. Die politischen Entscheidungsträger in Russland sind über die Inflation in den USA besorgt, welche den Wert der Währungsreserven ausfressen würde, beschreibt Thoma weiter. Warum hat aber Russland so viele Reserven?

Die Reserven stammen aus einem Handelsbilanzüberschuss, welcher verringert werden kann, indem man eine Aufwertung der Landeswährung an den Devisenmärkten zulässt, was auch die Inflationssituation in beinden Ländern erleichtern würde. Die USA können ihr Handelsbilanzdefizit nicht verringern, es sei denn, die anderen Länder sind bereit, ihre Überschüsse abzubauen. Oder die USA sind bereit, sich Deflation zu unterziehen. Das ist ein anderer Weg, zuzulassen, dass ausländische Währungen sich gegenüber dem US-Dollar aufwerten. Aber die Politiker in den USA werden dies nicht zulassen, da es zu einer deflationären Spirale führen könnte.

Thoma will daher nicht tadeln, wenn Putin alles versucht, um die USA zu einer Anpassung zu zwingen. Oder China. Aber beide Länder sind in der besten Position, die Bedenken, die sie zum Ausdruck bringen, selbst anzugehen, indem sie die notwendigen Schritte unternehmen, um ihre Handelsbilanzüberschüsse zu reduzieren.

Auch Paul Krugman verweist in seinem Blog darauf, dass Russland wie andere Schwellenländer unter der Inflation leidet, weil es nicht will, dass die USA ihr Handelsbilanzdefizit verringern. Das Kapital will in die Emerging Markets zufliessen, mit dem Gegenstück, dass dieser Zufluss auf der Seite der Emerging Markest eine Bewegung in Richtung Handelsbilanzdefizit darstellt, während Amerika sein Handelsbilanzdefizit reduziert, argumentiert Krugman. Das notwendige Gegenstück dieses Schritts ist ein Anstieg der relativen Preise für die Güter und Dienstleistungen in den Emerging Markets. Sie könnten ihre Landeswährungen aufwerten lassen. Wenn sie es nicht tun, wird die reale Aufwertung via Inflation stattfinden, was gerade jetzt passiert, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Was laut Krugman wirklich seltsam sei, dass eine grosse Zahl von US-Analysten sich auf die Seite von China und Russland stellen, als ob sie Amerika hassen würden.


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