Donnerstag, 30. Juni 2011

Es geht um Deflation, nicht um Vermögenspreisblasen

(Wonkish)

Tim Duy bemerkt in seinem Blog, dass sich eine Wortklauberei mit der folgenden Aussage von Martin Feldstein lohnt:

„Die Geld- und Finanzpolitik können voraussichtlich die Situation nicht umkehren. Die Fed wird ihre Politik aufrechterhalten, die Zinsen nahe null zu halten. Doch wird die Fed aus Angst für Vermögenspreisblasen ihre Entscheidung, die Politik des Ankaufs von Staatsanleihen (die sog. „quantitative easing“, QE: mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) Ende Juni einzustellen, nicht rückgängig machen“, bemerkt Feldstein in einem Kommentar („What’s Happening to the US Economy?“) in Project Syndicate.

Duy glaubt nicht, dass Feldsteins Stellungnahme technisch korrekt ist. Es ist nicht die Angst vor Spekulationsblasen, was der primäre Treiber der Fed-Politik ist, hält der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Sicherlich ist die Fed etwas vorsichtiger über die möglichen Schäden, die von Vermögenspreisblasen ausgehen mögen. Fed Gouverneurin Janet Yellen hat die Möglichkeit der Entstehung solcher Blasen identifiziert, legt Duy dar.

Niedriglohnjobs und kein Lohnwachstum

Lane Kenworthy befasst sich in seinem Blog mit der Frage, ob die US-Wirtschaft mehr menschenwürdige Arbeitsplätze produzieren kann oder nicht.

Wir müssen zwei Probleme unterscheiden. Eines ist der Rückgang der mittlerer Löhne, die bezahlt werden. Und das andere ist, ebenso besorgniserregend, stagnierende Löhne. Weder das eine noch das andere lässt sich leicht lösen. Aber die Politik kann helfen, bemerkt der an der University of Arizona lehrende Professor für Soziologie und Politikwissenschaften.

Die amerikanische Wirtschaft produziert weniger mittler-bezahlte Arbeitsplätze. Neuere Studien legen nahe, dass es eine Verschiebung in Richtung eines U-förmigen Verlaufs der Lohnentwicklung stattgefunden hat, wobei der Grossteil der neuen Arbeitsplätze in den 1990er und 2000er Jahren Berufstätigkeiten mit hohen oder niedrigen Löhnen betrifft. Für viele Menschen in der unteren Hälfte der Geschicklichkeit und Bildung bedeutet dies eine höhere Wahrscheinlichkeit, in einem schlecht bezahlten Arbeitsplatz zu landen.

Türkische Wirtschaft wächst um 11 Prozent im ersten Quartal

Die türkische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2011 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 11% gewachsen.

Die Wachstumsrate des BIP hat im ersten Quartal 2011 um 17,9% erhöht und in jeweiligen Preisen einen Wert von 284'868 Mio. Türkische Lira (175'535 Mio. $) erreicht.


Türkei BIP-Wachstum im Vergleich, Graph: Turkish Treasury, per June 27, 2011

Mittwoch, 29. Juni 2011

Grossbritannien: Inflation, Geldpolitik und Lehren

Paul Krugman, der zur Zeit auf einer Radtour in Grossbritannien weilt, berichtet in seinem Blog über einen Vortrag von Adam Posen über die britische Geldpolitik. Die Ausführungen des amerikanischen Ökonomen, der als Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der britischen Zentralbank (Bank of England: BoE) tätig ist, bieten ein Aha-Erlebnis für die Geldpolitik im Allgemeinen, bemerkt Krugman.

Die BoE steht vor dem gleichen Konflikt zwischen dem, was sie tun sollte und dem, was sie unter Druck zu tun hat, womit auch die Fed konfrontiert ist, aber in einer krasseren Form. Und wenn die BoE bodenständig bleibt, sollten wir bald einen klaren Beweis dafür sehen, dass die eine Seite falsch, und die andere Seite richtig liegt, beschreibt Krugman.

Zum Hintergrund: Grossbritannien erlebt derzeit eine relativ hohe Inflation: 4% in den vergangenen 12 Monaten. Und es wird gefordert, dass die BoE den geldpolitischen Kurs strafft. Doch ein Grossteil des Anstiegs der Inflation ist eindeutig auf vorübergehende oder einmalige Faktoren zurückzuführen: (a) Mehrwertsteuer-Erhöhung, (b) Rohstoffpreise und (c) Abwertung des Pfund gegenüber dem Euro.


Grossbritannien: Lohnstückkosten im Vergleich mit unterschiedlichen Zeitperioden, Graph: Adam Posen in: „Not That 70s Show: Why Stagflation is Unlikely“, June 27, 2011

Krugman Rocks!

In einem Moment der Selbstbesinnung stellt Paul Krugman in seinem Blog Überlegungen an, in wieweit der Abschwung sich in der Art und Weise ausgespielt hat, wie er gedacht hatte. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises zählt sich zu den vier Haupt-Ansichten, die in der Anfangszeit im Widerspruch zu einer erheblichen Anzahl von anderen Kommentatoren gestanden sind.

(1) Der Einbruch wäre lang anhaltend, mit einem längeren Zeitraum eines Wachstums ohne Beschäftigung (jobless recovery),

(2) Solange wir in einer Liquiditätsfalle stecken, würden die Zinsen trotz eines grossen Haushaltsdefizits niedrig bleiben,

(3) Solange wir in einer Liquiditätsfalle stecken, würden hohe Zuwächse der Geldbasis (monetary base) überhaupt keine Rolle für Inflation oder das nominale BIP spielen genau wie im Fall von Japan,

(4) Anhaltend hohe Arbeitslosigkeit würde Löhne und die Kerninflation niedrig halten und uns ziemlich wahrscheinlich in eine Deflation japanischen Stils drängen.

Dienstag, 28. Juni 2011

Gute Nacht: Lagarde wird IWF-Chefin

Die französische Finanzministerin wird neue Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Das IWF-Direktorium hat heute Abend die Ernennung von Christine Lagarde bekanntgegeben.

„Sie ist ernst, verantwortlich und vernünftig. Aber das ist natürlich das, was mir Sorgen macht“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.

Denn wir leben in einer Zeit, in der herkömmliche Klugheit Torheit, konventionelle Tugend Laster ist. Die Dinge, die Very Serious People tun wollen, (Defizite abbauen, Zinsen normalisieren, sich über die Inflation sorgen) sind genau die Art von Dingen, die den Abschwung von 2008-? in Jahrzehnte der Stagnation wandeln könnten, argumentiert Krugman.

Makroökonomie: „Nichts-tun“ gibt es nicht

(Wonkish)

Angenommen, der Wunsch, zu sparen, steigt und die geld- und fiskalpolitischen Autoritäten tun nichts. Was passiert? Das ist die wichtigste praktische Frage mit Bezug auf die Makroökonomie in den letzten Jahren, bemerkt Nick Rowe im Blog Worthwhile Canadian Initiative. Und es ist auch eine wirklich dumme Frage.

Um zu verstehen, warum es eine dumme Frage ist, ist die Veränderung der Art und Weise, wie die Frage gestellt wird, die wichtigste praktische Aufgabe der makroökonomischen Theorie, nicht nur in der akademischen Welt, sondern auch in der realen Welt, unterstreicht der an der Carleton University, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor.

Rowe beginnt mit der Definition von „sparen“ (saving). In der Makroökonomie wird „sparen“ als „einen Teil des verfügbaren Einkommens nicht für neu produzierte Konsumgüter und Dienstleistungen ausgeben“ definiert. Das ist eine rein negative Beschreibung. Und es lädt eine ergänzende Frage: OK, wenn Sie also das Geld nicht für neu produzierten Vebrauchsgüter und Dienstleistungen ausgeben, was tun Sie mit Ihrem verfügbaren Einkommen?

IEA: Freigabe der strategischen Ölreserven

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat vergangene Woche beschlossen, aus ihren kombinierten strategischen Vorräten zusätzlich 60 Mio. Barrel (je 159 Liter) an Rohöl in die Märkte zu pumpen. Die Begründung: Die Förderausfälle bedingt durch den Krieg in Libyen auszugleichen.

Die 28 Mitglieder der IEA wollen mit einer konzentrierten Aktion den Ölpreis drücken. Die USA tragen zur Hälfte der Summe bei. 30 Mio. Barrel entsprechen rund 10% der strategischen Reserven (Strategic Petroleum Reserve: SPR) von 293 Mio. Barrel an Rohöl (sweet crude oil) und etwa 4% der gesamten Reserven von 727 Mio. Barrrel an SPR der USA, bemerkt James Hamilton in seinem Blog.

Um über die Auswirkungen eines solchen Schritts nachzudenken, schlägt Hamilton vor, anzunehmen, dass es keine Veränderungen in der Produktion oder in den privaten Lagerbeständen gibt. Die 2 Mio. Barrel Öl täglich, die die IEA-Mitglieder im Juli freilassen wollen, stellt 2,3% von 87 Mio. Barrel pro Tag dar, die derzeit weltweit produziert werden. Wir nehmen weiter an, dass eine kurzfristige Preisstabilität der Ölnachfrage 0,1 beträgt. Das Ergebnis wäre ein Preisrückgang um 23% im Monat Juli, wobei der Preis danach auf seinen vorherigen Wert zurückkehren würde.





Ölpreis (light crude), 1 Monat Veränderung: Minus 10,56%, Graph: cnnmoney

Bank of Israel lässt Benchmark-Zins unverändert

Die Bank of Israel (BoI) hat gestern den Benchmark-Zins bei 3,25% unverändert belassen. Die BoI hatte die Zinsen im vergangenen Monat um 25 Basispunkte (0,25%) erhöht. Die israelische Wirtschaft ist im ersten Quartal annualisiert um 4,8% gewachsen. Die BoI geht von einem Wirtschaftswachstum um 5,2% in diesem Jahr aus.

In den vergangenen vier Wochen hat sich der Schekel um 1,3% gegenüber dem Dollar und um 1,6% gegenüber dem Euro aufgewertet.

Der Zinsentscheid steht laut BoI im Einklang mit dem Prozess der Rückkehr der Zinsen auf ein „normales“ Niveau, in der Absicht, die Inflation im Zielbereich fest zu verankern und zur Erholung der Wirtschaft weiter beizutragen, bei gleichzeitiger Unterstützung der Stabilität des Finanzsystems.

Montag, 27. Juni 2011

BIZ mag niedrige Zinsen nicht

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hebt in ihrem gestern vorgelegten Jahresbericht hervor, dass die gegenwärtige Geldpolitik auf globaler Ebene unvereinbar mit Preisstabilität ist. Die als Bank der Zentralbanken bekannte Bank fordert m.a.W. eine Erhöhung der Zinsen. Begründung: Der Anstieg der Rohstoffpreise und der Anstieg der implizierten Inflationserwartungen, die auf Zinsspreads beruhen.

Warum sind aber die Zinsen in den Industrieländern aussergewöhnlich niedrig? Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe: (1) Der Deleveraging-Prozess: Die Verbraucher und Unternehmen bauen nach wie vor Schulden ab, und (2) Der Zufluss von Kapital aus den sog. aufstrebenden Ländern, v.a. aus China in die fortentwickelten Länder.

Die BIZ bezieht sich auf den zweiten Punkt und unterschlägt den ersten Punkt. Der zweite Punkt wäre eigentlich ein Grund, die Zinsen niedrig zu halten. Nicht umgekehrt.

FDIC schliesst eine weitere Bank

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut Washington Post eine kleine Bank in Georgia geschlossen. Damit ist die Anzahl der Banken, die im Jahre 2011 verstaatlicht wurden, auf 48 gestiegen, nachdem im Vorjahr insgesamt 157 Banken gescheitert sind. Das Tempo der Bankschliessungen hat sich verlangsamt. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr waren 86 Bankenpleiten gezählt.

Die verstaatlichte Bank verfügt über ein Anlagevermögen von 103,7 Mio. $ und Einlagen von 89,6 Mio. $. Die Kosten der geschlossenen Bank beträgt für die öffentliche Hand  41,1 Mio. $.

Bankpleiten:
2011: 48
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Wirtschaftsdebatte

Viele Leute scheinen es schwer zu haben, zu akzeptieren, dass es Zwischenpositionen gibt, insbesondere, wenn man den freien Markt und Hard Money-Dogma hinterfragt, ohne ein wilder Mann zu sein, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.

Worum geht es? Was der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor damit meint, verdeutlicht er anhand von zwei aktuellen Beispielen:

Zu sagen, dass etwas Inflation manchmal eine gute Sache sein kann, bedeutet nicht, dass man Hyperinflation befürwortet.

In einem tiefen Abschwung deficit spending zu fordern, bedeutet nicht, dass Verschuldung und Defizite keine Rolle spielen, usw.


Argentinien, reales BIP pro Kopf, Graph: Prof. Paul Krugman

Sonntag, 26. Juni 2011

Geldpolitik in Bilanz Rezession

(Wonkish)

Paul Krugman bemerkt in seinem Blog, dass er mit David Beckworth einverstanden ist, dass Richard Koo falsch liege, mit der Ansicht, dass die Geldpolitik in einer Bilanz-Rezession nichts mehr leisten kann. Aber Krugman vertritt die Meinung, dass Beckworth unnötige Komplikationen einführt, was heissen soll, dass Koo nicht ganz falsch liegt.

Koo’s Argument lautet, dass die Zinsen und die Geldpolitik nicht entscheidend sind, weil jeder in der Wirtschaft schulden-geplagt ist. "Das kann nicht sein", hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hervor. Wenn es Schuldner gibt, muss es auch Gläubiger geben und die Gläubiger müssen am Rande von den Zinsen, den Inflationserwartungen und von all dem betroffen sein.

Wirksamkeit der Geldpolitik während einer Bilanz-Rezession

David Beckworth erklärt in seinem Blog, dass er mit Richard Koo nicht einverstanden ist, dass die Geldpolitik während einer Bilanz-Rezession unwirksam ist.

Die US-Haushalte haben in den 1920er Jahren eine grosse Menge an Schulden erarbeitet und während der Grossen Depression mit einem Deleveraging-Prozess (Schuldenabbau) begonnen. Folglich gab es auch in den 1930er Jahren eine Bilanz-Rezession, legt der an der Texas University, San Marcos lehrende Wirtschaftsprofessor dar. Die Geldpolitik war jedoch während dieser Zeit nicht leistungsunfähig. Zumindest, wenn sie es auf richtige Art und Weise angepackt wurde.

Das Preisniveau-Steuerung (price level targeting) von FDR von 1933-1936 hat eine kräftige Erholung ausgelöst, so Beckworth. Seiner Meinung nach stelle diese Erfahrung ein grossartiges Beispiel dafür bereit, warum Richard Koo’s Ansicht von Balance Sheet Recession falsch sei. Ja, der Schuldenabbau lastet auf der Wirtschaft, aber für jeden Schuldner, der seine Schulden abbaut, gibt es einen Gläubiger, der immer mehr Zahlungen erhält.

Ein einfaches Modell der Inflation und die EZB

Nick Rowe erklärt in einem lesenswerten Beitrag („Headline and Core, again. And the ECB“) in Worthwhile Canadian Initiative, wie die Argumente über die allgemeine Inflation und die Kerninflation im Kontext mit einem einfachen Modell zu bewerten sind.

Hier ist ein sehr einfaches Modell der Inflation. Nehmen Sie es nicht wörtlich. Es ist nur zur Illustration, bemerkt der an der Carleton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

(1) H (t) = aH (t-1) + bC (t-1) – cR (t-1) + e(t)

H(t) ist die allgemeine Inflation (headline inflation) zur Zeit t und C(t) ist die Kerninflation (core inflation), R(t) ist der Zinssatz, der von der Zentralbank festgelegt wird und e(t) ist ein seriell unkorrelierter Fehler.

Die allgemeine Inflation hängt von der nachhinkenden (nachlaufenden) allgemeinen Inflation ab. Die nachhinkende (nachlaufenden) Kerninflation, der nachhinkende Zinssatz und ein unvorhergesagter Schock. (PS: Alles ist eine Abweichung vom Mittelwert, sodass wir den konstanten Term ignorieren können).

Hier ist ein sehr einfaches Modell der Reaktion Funktion der Zentralbank:

(2) R(t) = dH (t) + fC (t)

Die Zentralbank schaut auf die allgemeine und die Kerninflation und legt den Zinssatz entsprechend fest.

Samstag, 25. Juni 2011

US-Notenbank: Prognosen in serieller Enttäuschung

Die Fed hat in dieser Woche ihre Wachstumsprognosen nicht nur für dieses Jahr, sondern auch für 2012 herabgestuft. Es fällt auf, wie oft die US-Notenbank ihre Prognosen nach unten korrigiert, bemerkt Greg Ip in einem lesenswerten Beitrag in The Economist.

Wie die von Ip gelieferte Abbildung deutlich zeigt, hat der geldpolische Ausschuss (FOMC) der Fed die Prognosen für Jahreswachstum wiederholt verschärft. Die neueste Revision nach unten ist besonders gross und stimmt mit dem Muster überein, legt Ip dar: Wenn das laufende Jahr enttäuscht, dann nimmt der Ausschuss auch aus dem nächsten Jahr etwas ab.


FOMC Wachstumsprognosen, Graph: Greg Ip in The Economist

Lehren aus der „Little Depression“

Um erfolgreich vorhergesagt zu haben, dass wir da wären, wo wir jetzt sind, müsste man ein grosse Anzahl von Dingen vorhergesagt haben, bemerkt Brad DeLong in seinem Blog.

Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor zählt folgende 10 Punkte auf:

(1) Dass eine weltweite Ersparnisschwemme (global savings glut) und ein Zeitraum von niedrigen Zinsen einen Immobilienboom hervorrufen würden.

(2) Dass der Immobilienboom sich in eine Immobilienblase verwandeln würde.

(3) Dass die Immobilienblase zu einem Zusammenbruch der Hypotheken Underwriting-Standards führen würde.

(4) Dass die Risikomanagement-Praktiken an der Wall Street nicht existend wären.

Kurzfristige Defizitkürzung ist nicht expansiv

Die USA weisen ein grosses Haushaltsdefizit auf und haben eine Schuldenquote in Relation zum BIP, die in meisten Projektionen im Lauf der Zeit weiterhin steigt. Einige Republikaner im Repräsentantenhaus und im Senat argumentieren, dass diese Situation grosse, unmittelbare Kürzungen der Staatsausgaben fordert, schreibt Simon Johnson in einem lesenswerten Artikel („Fiscal Contraction Hurts Economic Expansion“) in NYT.

Im Joint Economic Committee des Kongresses hat eine Anhörung stattgefunden, zu diskutieren, ob solche Kürzungen auf kurze Sicht kontraktiv oder expansiv wären. Nach der Teilnahme als sachverständiger Zeuge schliesst Johnson, dass grosse unmittelbare Ausgabenkürzungen dazu neigen würden, die Wirtschaft zu verlangsamen.

Die allgemeine Annahme ist, dass kontraktive Finanzpolitik die Wirtschaft in bezug auf das Wachstum sofort verlangsamen würde als sonst. Aber einige Studien haben herausgefunden, dass fiskalpolitische Kontraktion unter vier Bedingungen expansiv sein kann. Keine dieser Bedingungen trifft jedoch heute für die USA zu, unterstreicht der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor.

Freitag, 24. Juni 2011

Schweizer Franken auf einem historisch hohen Niveau

Die Sorgen um die Stabilität in der Eurozone treiben den Frankenkurs weiter nach oben. Der reale handelsgewichtete Aussenwert des Frankens bewegt sich weiterhin auf einem historisch hohen Niveau, wie die SNB in ihrem gerade vorgelegten Quartalsheft II (June 2011).

Die Wechselkurssituation stellt für die Schweizer Exportwirtschaft eine starke Belastung dar. 


Handelsgewichteter Aussenwert des Frankens, Graph: SNB in: Quartalsheft II, June 2011

US-Anleihemarkt: Negative Renditen

In den USA scheiden sich die Geister derzeit an der Frage, ob die gesetzlich festgelegte Schuldenobergrenze (debt ceiling) angehoben werden soll oder nicht. Die politische Blockade lässt schlimme Konsequenzen befürchten.

Die US-Anleihemärkte bleiben jedoch davon unbeeindruckt, ob Amerika die höchste Bonitätsnote „AAA“ verlieren könnte oder nicht. Weit und breit sind keine Bond-Vigilantes in Sicht. Ganz im Gegenteil: Der Appetit nach liquiden, sicheren und hochwertigen Anleihen ist weltweit nicht gestättigt.

Die Rendite der US-Staatspapiere mit 3 Monaten Laufzeit ist gestern auf 0,01% gefallen. Händler berichten laut WSJ, dass die Renditen der kurzfristigen Papiere kurzfristig sogar unter Null gerutscht sind.


Rendite: US Staatspapiere mit 3 Monaten Laufzeit, Graph: wsj

Produktionslücke und Konjunkturstimulierung

Die Fed hat ihre Konjunkturprognose gesenkt. Die Situation am Arbeitsmarkt findet Ben Bernanke frustrierend. Fast im gleichen Atemzug kündigt der Fed-Präsident an, dass es für die Wirtschaft vorerst keine Hilfe geben wird.

Vor diesem Hintergrund liefert Menzie Chinn in seinem Blog die folgende Abbildung, die die Produktionslücke in den USA aufzeigt.

Die Produktionslücke bleibt gross und dürfte im IV. Q. 2012 noch Minus 3,6% betragen, gestüzt auf die von WSJ erhobene Umfrage (Juni), bemerkt der an der University of Wisconsin lehrende Wirtschaftsprofessor.


US Produktionslücke (output gap), Graph: Prof. Menzie Chinn

Die türkische Zentralbank lässt Zinsen unverändert

Die türkische Zentralbank (CBT) hat gestern die Leitzinsen nicht verändert. Der Zielsatz für eine Woche  (one-week repo rate) beläuft sich weiter auf 6,25%.

Der Beschluss des geldpolitischen Ausschusses der CBT lag im Einklang mit den Erwartungen der meisten Analysten. Die Frage, die dennoch im Fokus steht, ist aber, ob der türkischen Wirtschaft eine Überhitzung droht.

Jüngste Daten deuten darauf hin, dass das Kreditwachstum sich seit einem sehr langen Zeitraum verlangsamt, bemerkt Tevfik Aksoy, Morgan Stanley. Zudem bleibt der Verlauf der Inflation im Dienstleistungssektor noch niedrig, sodass sich für die CBT kein unmittelbarer Druck aus der Binnennachfrage abzeichnet.


Inflation (CPI) in der Türkei, Graph: CBT

Donnerstag, 23. Juni 2011

Konjunkturzyklen: Spitzen-Interpolierung

Paul Krugman bezeichnet in seinem Blog die pauschale „Voodization“ der GOP als einen unvergesslichen Anblick. Worum geht es? Es geht um den Unsinn, dass die Reagan-Steuersenkungen zu einem gewaltigen Anstieg der Steuereinnahmen geführt habe und dass man auch heute daran glauben müsse. Krugman liefert vor diesem Hintergrund eine eindrückliche grafische Darstellung über die Geschichte der bundesstaatlichen Steuereinnahmen.

Die Art und Weise, wie Krugman darauf schaut, ist, die Gipfeln der Konjunkturzyklen zu vergleichen. Warum? Weil wir wissen, dass Rezessionen die Einnahmen der öffentlichen Hand reduzieren und die Erholungen die Einnahmen steigern. Es ist daher informativer, die Spitzen (nicht die Talsohlen der Rezessionen) zu betrachten. Denn Volkswirtschaften sind mehr oder weniger ähnlich glücklich und jede unglückliche Volkswirtschaft ist in eigener Weise unglücklich.

Im Übrigen: Da 1979-82 eine wirkliche Double-Dip-Rezession war, benutzt Krugman nur 1979 und ignoriert bei der Darstellung der Abbildung die „Erholung“ der Wirtschaft zwischen 1980-81.


Wachstumsrate der realen Pro-Kopf-Einnahmen des Bundes zwischen aufeinander folgenden Gipfeln der Konjunkturzyklen, Graph: Prof. Paul Krugman

Einkommensteuereinnahmen als Anteil am BIP

Vier Dinge passieren mit Einkommensteuereinnahmen als Anteil am BIP, erklärt Brad DeLong in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog.

Sie neigen dazu, im Lauf der Zeit anzusteigen, wenn die Sätze konstant bleiben, weil die Inflation (bevor 1981) und das Wirtschaftswachstum mehr Einkommen in höhere Steuerklassen verlagern,
Sie fallen, wenn die Steuersätze reduziert werden,
Sie steigen, wenn die Bemessungsgrundlage erweitert wird,
Sie fallen in Rezessionen und sie steigen in Booms (Aufschwung).


Maximale persönliche Einkommensteuersätze und Einnahmen, Graph: Prof. Brad DeLong

Die blaue Kurve: Einnahmen aus persönlichen Einkommensteuern als Anteil (in %) am BIP.
Die rote Kurve: Maximaler persönlicher Einkommensteuersatz/10.

Fed-Sitzung vom 22. Juni 2011

Die Fed hat ihre Wachstumprognose für 2011 und 2012 zurückgeschraubt. Das FOMC-Statement macht deutlich, dass die Fed die aktuellen Daten als Widerspiegelung der temporären Faktoren wie z.B. der Anstieg der Rohstoffepreise und der Naturkatastrophe in Japan betrachtet. Die Fed hat nicht die Absicht, zusätzliche Unterstützung für die Wirtschaft bereitzustellen.

Darüber hinaus bezeichnet die Fed die Inflationsentwicklung nicht mehr als „verhalten“. Ein verhaltener Ausblick signalisiert, dass die Fed nicht darüber nachdenkt, die Geldpolitik weiter zu lockern, sondern von jetzt an zu straffen, wie Tim Duy in seinem Blog urteilt. Wie Mark Thoma in seinem Blog bemerkt, hat Fed-Präsident Bernanke deutlich nahegelegt, dass die Abkehr von Deflation effektiv das Ende der Möglichkeit einer weiteren Runde von mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) bedeutet. Es gibt also kein QE3.


Fed Prognose für Arbeitslosigkeit, Graph: FOMC, June 22, 2011

Mittwoch, 22. Juni 2011

Die Wahrheit über die Wirtschaft in 2,5 Minuten

Robert Reich erklärt in einem sehenswerten Video die Wahrheit über die Wirtschaft in weniger als drei Minuten. Was ist das Problem mit der Wirtschaft?, lautet die Frage, mit der der ehemalige Arbeitsminister der Clinton-Regierung beginnt.

Dabei hebt der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor die folgenden sechs Aspekte hervor.

(1) Seit 1980 hat sich die US-Wirtschaft verdoppelt. Die meisten Löhne sind aber um die Inflation bereinigt kaum gestiegen.

(2) Wo ist das Geld hin? An die Superreichen. Top 1% hat te10% der gesamten Einkommen. Inzwischen hat sie mehr als 20%. Die Superreichen haben 40% des gesamten Vermögens des Landes.

(3) Die politische Macht sorgt für tiefere Steuersätze für die Reichen. Das meiste Einkommen der Superreichen stammt aus Kapitalerträgen.



Prof. Robert Reich erklärt die Wirtschaft (hier im Video)

Bilanzrezession: Kanada ist nicht USA

Stephen Gordon bringt in seinem Blog anhand von einer Reihe von eindrücklichen Abbildungen zum Ausdruck, dass er dankbar dafür ist, dass Kanada nicht USA ist. Dies ist, wie eine Bilanzrezession (balance-sheet recession) aussieht: Es ist nicht hübsch. Er habe den Begriff Bilanz-Rezession vor der letzten Episode noch nie gehört, bemerkt der an der l’Université Laval in Quebec City lehrende Wirtschaftsprofessor und stellt einen Vergleich zwischen Kanada und den USA in dieser Hinsicht vor.

Die vierteljährlichen Daten gehen bis auf 1990 zurück. Die Daten-Reihe ist nach Preis (Deflator für Konsumausgaben) und nach Bevölkerung skaliert. So sieht das Aktivvermögen (net worth) aus:


Pro-Kopf Netto-Vermögen (Vermögen – Schulden), Graph: Prof. Stephen Gordon in Worthwhile Canadian Initiative

Unbedarfte IWF-Ökonomen

Wann hat der IWF Wirtschaft gelernt?, schreibt Dean Baker in einem lesenswerten Kommentar („What makes the IMF think it’s right about Greece?“) in The Guardian.

Das ist, was sich die Menschen auf der ganzen Welt fragen sollten, zumal der IWF letzte Woche seine neueste Bewertung der fiskalischen und ökonomischen Perspektiven für die Länder auf der ganzen Welt vorgestellt hat. Ein grosser Teil der Welt bleibt in der schlimmsten Rezession seit der Grossen Depression stecken: ein Abschwung, den der IWF nicht hat vorhersagen können, wie das Independent Evaluation Office des IWF selbst bemerkt.

Das war nicht einfach ein kleiner Fehler, sondern ein schreckliches Versagen, hebt Baker hervor.

Dienstag, 21. Juni 2011

Staatsausgaben vernichten keine Arbeitsplätze

Alan Blinder ist besorgt um den Schaden, der durch eine besonders abwegige Idee angerichtet werden könnte: Die Vorstellung, dass Staatsausgaben Arbeitsplätze vernichten.


Nein, das ist kein Tippfehler, schreibt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor in einem lesenswerten Essay („The GOP Myth of Job-Killing Spending“) in WSJ. John Boehner, der Sprecher des Repräsentantenhauses und andere Republikaner schimpfen regelmässig über die Staatsausgaben, die Arbeitsplätze vernichten („job-killings government spending“).

Mit der gleichen Unlogik müsste die Beschäftigung stark steigen, wenn wir massive Kürzungen bei den Ausgaben der öffentlichen Hand vornehmen würden, wie manche jetzt befürworten.

Eine Handlung, die sich auf einen solchen Glauben stützt, würde eine noch wackelige  Wirtschaft gefährden, die nicht genug Arbeitsplätze schafft. Wie genau könnten aber Staatsausgaben Arbeitsplätze vernichten?

Fiskalpolitische Expansion vs. Geldpolitische Expansion

Paul Krugman geht in seinem Blog auf die häufig gestellte Frage ein, warum er 2009 energisch eine expansive Fiskalpolitik befürwortet habe als eine monetäre Expansion. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises deutet als Antwort auf Mike Woodford hin. Professor Woodford hat nämlich gestern auf der Keynes-Konferenz an der Cambrige University einen Überblick an wirtschaftspolitischen Optionen präsentiert, für den Fall, dass die Geldpolitik an der Untergrenze von Null ankommt.

Woodford argumentiert, dass die monetäre Expansion, wenn Sie an der Untergrenze von Null ankommen, hauptsächlich durch die Auswirkungen der Erwartungen funktioniert Wenn die Menschen die Expansion nicht als einen Wechsel an der Geldpolitik wahrnehmen, der auch nach der Erholung der Wirtschaft bestehen bleibt, entfalten selbst grosse Veränderungen an der Geldbasis kaum Wirkung.

Krugman liefert vor diesem Hintergrund die folgende eindrückliche Abbildung, die den Verlauf der Geldbasis und des BIP im Sog der QE-Politik der japanischen Zentralbank in den Jahren 2000-2008 in Japan zeigt.


QE (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) in Japan, Graph: Prof. Paul Krugman

Montag, 20. Juni 2011

Eurokrise: Warum sich default lohnt

Als Argentinien vor 10 Jahren seine Schulden nicht mehr bedienen konnte, wurde das Land in den Augen ausländischer Banken und Anleihegläubiger zu einem Paria und von den internationalen Finanzmärkten ausgeschlossen, bemerkt Dani Rodrik in einem lesenswerten Beitrag („Get It Over With“) in NYT (Room for Debate: „The IMF, Greece and Europe: Who Benefits?“).

Doch die Wirtschaft hat sich schnell erholt und dank einer grossen Steigerung der externen Wettbewerbsfähigkeit durch eine starke Abwertung der Währung ein rasantes Wachstum erlebt.

Die Lehre ist, dass Zahlungsunfähigkeit (default) eine bessere Option ist, wenn die Alternative Jahre anhaltende strenge Sparmassnahmen (austerity) ist, erklärt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Eurokrise: Politik am Rande des Abgrunds

Eines der interessantesten Merkmale der scheinbar unendlichen Eurozone-Krise ist, dass die Halbwertzeit der Rettungsmassnahmen abnimmt, bemerkt Yves Smith in ihrem Blog.

Es ist ein Spiel mit dem Feuer, bzw. eine Politik am Rande des Abgrunds (brinkmanship). Der Elefant im Raum ist, dass jeder weiss, dass Griechenlands Schulden restrukturiert werden müssen. Griechenland zu zwingen, Strafzinsen auf Altschulden zu zahlen, zermalt die Wirtschaft einfach weiter in ein noch tieferes Loch, wobei sich das Verhältnis der Schulden im Verhältnis zum BIP verschlechtert und physische und menschliche Infrastruktur erodiert, beschreibt Smith.

Die Länder mit den meisten Exposures an Schulden Griechenlands, Graph: Yves Smith in naked capitalism

Die Fed und die Taylor-Regel in Praxis

James Hamilton berichtet in seinem Blog über seine Teilnahme an der Jahrestagung der Society for Financial Econometrics, die von der University of Chicago veranstaltet wurde. Einer der vielen interessanten Vorträgen beschreibt die Veränderungen der Fed-Politik im Verlauf der Zeit, erzählt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.

Eine Formulierung, die häufig verwendet wird, um die Geldpolitik der Fed zusammenzufassen, ist die sog. Taylor-Regel (siehe mehr), die der US-Notenbank nahelegt, einen höheren Zinssatz festzulegen, wenn die Inflation hoch ist und einen niedrigeren Zinssatz vorzugeben, wenn es eine grosse Lücke zwischen der Höhe des BIP und dem geschätzten Potenzial der Wirtschaft für die Produktion gibt.

Die abgeleitete Wahrscheinlichkeit, dass die Fed sich an einem akkommodierenden geldpolitischen Regime einhält, Graph: Li, Li und Yu in No-Arbitrage Taylor Rules with Switching Regimes (2010)

Zinsen und Intellektuelle Hartnäckigkeit

(Wonkish)

Paul Krugman unterstreicht in seinem Blog mit dem Hinweis auf einen lesenswerten Beitrag („A Sokratic Dialogue“) von Brad DeLong, dass die Geschichte mit den Zinssätzen in dieser Krise bemerkenswert ist und nicht ausreichend gewürdigt werde.

Wie es in Einzelheiten aussieht, erklärt Krugman wie folgt: Im Frühjahr 2009 waren wir mit der Aussicht (a) der Kreditaufnahme durch die USA und andere fortgestrittene Länder konfrontiert, weil die Rezession die Einnahmen der öffentlichen Hand verwildert und die Kosten des sozialen Sicherheitsnetzes erhöht hat. Und wir waren mit der Aussicht (b) eines längeren Zeitraums der hohen Arbeitslosigkeit konfrontiert, wobei die Geldpolitik wahrscheinlich für die kommenden Jahre mit der unteren Grenze von Null zu tun haben würde.

Viele private Investoren und Ökonomen sowie Kommentatore, die Keynes nie verstanden haben, sagten zuversichtlich steigende Zinsen voraus. Ökonomen, die Keynes verstehen, sagten, dass die Zinsen niedrig bleiben würden, es sei denn, die Kreditaufnahme durch den Staat ist gross genug, um die Wirtschaft auf so etwas wie Vollbeschäftigung zurückzubringen, was aber unwahrscheinlich aussah.


IS-Kurve, Vollbeschäftigung, Graph: Prof. Paul Krugman

Sonntag, 19. Juni 2011

Euro-Krise: Was sind reale Kosten?

Paul Krugman befindet sich zur Zeit in Europa auf einer Radtour. Dann steht die Teilnahme an der Konferenz an der University of Cambridge auf dem Programm. Es liegt nahe, dass der Träger des Wirtschaftsnobelpreises sich dazwischen mit der Euro-Krise beschäftigt.

Die Reaktion der europäischen Entscheidungsträger und der Institutionen auf die Krise Griechenlands ist ein unvergesslicher Anblick. Im Grunde genommen läuft es auf die Tatsache hinaus, dass ein Zahlungsausfall (default) sehr unbequem ist, sowohl in praktischer Hinsicht als auch in Bezug auf’s Prestige. Deshalb darf default nicht als Möglichkeit in Betracht gezogen werden, auch wenn es seit langem klar ist, dass nicht-default keine Option ist, beschreibt Krugman in seinem Blog.

Es fragt sich daher, ob die Entscheidungsträger das Problem weiter vor sich hinschieben werden? Krugman weiss es nicht. Was er weiss, ist aber, dass die Kosten dieser Strategie der Verzögerung schlecht missverstanden wird.

QE3: Milton Friedman wäre für Quantitative Easing

Brad DeLong debattiert mit Jim Grant über die Frage, ob die Fed eine weitere QE-Runde starten soll oder nicht. „Wir haben so etwas, sogar noch schlimmeres zuvor zweimal gesehen: Die Weltwirtschaftskrise (the Great Depression) und das verlorene Jahrzehnt Japans“, schreibt DeLong in seinem Blog.

Der Vertrauensverlust in die Zahlungsfähigkeit der Finanzinstitute induziert das Horten von Bargeld als Teil der Safe-Asset-Tranche von Portfolios, erklärt der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor. Das Bargeld verschwindet in der Wirtschaft. Die Ausgaben werden gesenkt. Die Arbeitslosigkeit steigt. Expansive Geldpolitik ist daher selbst bei Null Zinsen zu empfehlen: via Quantitative Easing (QE: mengenmässige Lockerung der Geldpolitik), wie Milton Friedman im Fall der Grossen Depression und für Japan empfohlen hat, hebt der ehemalige Staatssekretär im amerikanischen Finanzministerium hervor.

In einer solchen Situation helfen herkömmliche Offenmarkt-Geschäfte nicht, die Wirtschaft anzukurbeln: die erhöhte Geldmenge fliesst direkt in die gehortete Safe-Asset-Tranche über. „Was wir brauchen, sind zwei Dinge: (1) Fiskalpolitik, und (2) Geldpolitik via QE“, so DeLong.

Samstag, 18. Juni 2011

Quo vadis, Schweizer Franken?

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat zur Zeit keinen Anlass, die Zinsen zu erhöhen.

„Die Schweizer Wirtschaft ist zunehmend gut ausgerüstet. Sie profitiert trotz der starken Aufwertung des Frankens weiterhin von der robusten internationalen Nachfrage“, teilte Philipp Hildebrand, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Donnerstag im Mediengespräch mit.

Die von Calvin Tse, Morgan Stanley gelieferte Abbildung zeigt auf, wie eindrücklich die Korrelation zwischen der zunehmenden Unsicherheit in der Eurozone (gemessen an den CDS-Prämien für die EU-Peripherie) und dem Verlauf des Euro/Schweizer Franken-Wechselkurses ist.


Schweizer Franken als sicheren Hafen, Graph: Calvin Tse, Morgan Stanley

Die blaue Kurve: Euro/CHF Wechselkurs (die linke Skala),
Die CDS-Prämien für die EU-Peripherie (die rechte Skala)

Ist UBS in den USA unerwünscht?

„Es wird beharrlich gemunkelt, dass einige grosse internationale Banken, darunter die UBS aus der Schweiz und Barclays aus Grossbritannien erwägen, ihre Investmentbanking-Aktivitäten in ein anderes Land, wie die USA, zu verlegen“, schreibt Thomas Hoenig, Kansas City Fed-Präsident in einem Kommentar („Why the sign must say, no UBS in the USA“) in FT. Aufgrund der gegenwärtigen US-Finanzstruktur und regulatorischen Rahmenbedingungen wäre meine Antwort ein klares „Nein!“, bemerkt Hoenig.

Da die systemrelevanten Grossbanken in der Schweiz ihre risikogewichteten Aktiva künftig mit zu 19% Eigenkapital unterlegen müssen, könnte „eine solche Bewegung im Falle von UBS helfen, erhöhten Kapitalanforderungen zu entfliehen. Aktuelle Nachrichten deuten jedoch darauf hin, dass die Schweizer Regulierungsbehörden Umzug der UBS ins Ausland begrüssen würden, sodass die Regierung nicht mehr dem Risiko für die Rettung eines Unternehmen, das doppelt so gross wie die Schweizer Wirtschaft ist, gegenüberstehen müsste“, beschreibt Hoenig.

Arbeitslosigkeit: Die Antwort ist Jobs, Jobs, Jobs

Mark Thoma glaubt nicht, dass die Idee, dass das Problem der Arbeitslosigkeit meist strukturell ist, dem Nachweis standhält. Nehmen wir aber der Argumentation halber an, als ob die Arbeitslosigkeit strukturell wäre. Wie würden wird darauf reagieren? Es gibt mehrere Möglichkeiten, bemerkt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor in seinem Blog.

(1) Nichts tun. Auch wenn die Probleme der Arbeitslosen durch Ereignisse, die sie nicht selbst kontrollieren, entstanden sind, haben sie die Arbeitslosigkeit und die damit verursachten Probleme nicht verdient. Und auch wenn diejenige, die das Problem verursacht haben, eine Menge Hilfe von Rettungsaktionen (bailouts) erhalten haben, sollten die arbeitslosen Arbeitnehmer von dem Staat nichts bekommen. Sie sind auf sich selbst angewiesen.

(2) Bereitstellung von staatlicher Hilfe in Form von Transferzahlungen (z.B. Geld oder Gegenwert z.B. als Essensmarken vom Staat). Aber man soll im Gegenzug nichts Sinnvolles erwarten: nur Schecks und Gutscheine senden. Das ist alles.

Freitag, 17. Juni 2011

Wie die Schweizerische Nationalbank ihre Devisen bewirtschaftet

Die SNB hat gestern im Mediengespräch auch das Thema „Devisenreserven“ beleuchtet. Die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) haben sich im Sog der Finanzkrise von rund 50 Mrd. Franken Ende 2008 auf gut 200 Mrd. Franken Ende 2010 erhöht. Seither steht die Bewirtschaftung der Devisen im Fokus des öffentlichen Interesses.

Der Anstieg der Devisenreserven im Jahr 2009 und 2010 ist eine direkte Folge der geldpolitischen Massnahmen. „Es wurden damit keine anlagepolitischen Ziele verfolgt“, unterstreicht Jean-Pierre Danthine, Mitglied des Direktoriums der SNB. Da die Zinsen nahe null lagen, hat die SNB zusätzliche Frankenliquidität durch Devisenmarktinterventionen geschaffen. „Damit wurde verhindert, dass der Anstieg des Schweizer Frankens damals zu einer unerwünschten Verschärfung der monetären Bedingungen führte“, erklärt Danthine.


Schweizer Nationalbank (SNB) Devisenreserven, Graph: Calvin Tse, Morgan Stanley