Freitag, 3. Juni 2011

Banken: Lobbying gegen Regulierung

Bankers auf beiden Seiten des Atlantiks betreiben heftiges Lobbying gegen eine stärkere Regulierung. Die Behörden in verschiedenen Ländern zögern, die Regulierung zu stärken, als ob die Krise nie passiert wäre, schreiben Anat Admati und Martin Hellwig in einem lesenswerten Essay („Battle to regulate banks has just begun“) in FT. Die Europäische Kommission selbst zögert, Basel III in vollem Umfang umzusetzen. In dieser Debatte wird vielfach argumentiert, dass der globale Wettbewerb ein „level playing field“ erfordert.

Das „level playing field“-Argument („faire Wettbewerbsbedingungen“) ist ungültig, unterstreichen die Ökonomen. Wenn Banken der Wirtschaft eines Landes Kosten und Risiken auferlegen, ist das Land besser daran, wenn es Regeln gibt, die die Risiken und die Kosten limitieren, auch wenn andere Länder nicht mitziehen.

Die globale Wirtschaft ist nicht ein sportliches Ereignis, wo die Athleten eines Landes so viel wie möglich Medaillen gewinnen sollen, sondern ein System zum Austausch von Waren und Dienstleistungen, halten Admati und Hellwig fest. In diesem System sind die wettbewerbsbedingten Erfolge der Banken und die wettbewerbsbedingten Ausfälle der Unternehmen in anderen Branchen zwei Seiten derselben Medaille. Ein Land exportiert Finanzdienstleistungen und importiert andere Güter nach Massgabe seines komparativen Vorteils.

In Grossbritannien ging der Aufstieg des Finanzsektors in den vergangenen drei Jahrzehnten mit dem Rückgang im verarbeitenden Gewerbe einher. Das ist kein Zufall. Die Banken sind nicht nur im Wettbewerb für Finanzdienstleistungen, sondern auch mit dem knappten Talent. Die hoch talentierten Leute, die es in den Finanzsektor zieht, fehlen bisher in anderen Sektoren, legen die an der Standard University lehrende Wirtschaftsprofessorin und der an dem Max Planck Institute (Bonn) lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Für die Wirtschaft als Ganzes ist die Frage nicht, ob die Banken erfolgreich sind, sondern ob ihre Ressourcen am sinnvollsten eingesetzt werden. Möglicherweise hätten die schlauen Köpfe im Investment Banking in innovativer Biotechnologie noch produktiver werden können.

Allerdings verzerren die externen Kosten wie die Kosten der staatlichen Subventionen und die Folgen der Finanzkrise die Funktionsweise des Marktes. Es ist wichtig, solche Verzerrungen durch geeignete Regulierung zu korrigieren. Die Beseitigung der Begünstigungen der Banken verbessert die Funktion des marktwirtschaftlichen Systems und erhöht die gesamwirtschaftliche Wohlfahrt.

Die Schwere der Krise ist zumindest teilweise auf die Tatsache zurückzuführen, dass grosse Finanzinstitute mit nur 1-3% Eigenkapital mit Bezug auf die Bilanzsumme arbeiteten. Mit derart hohem Leverage entstanden schnell Bedenken im Hinblick auf die Zahlungsfähigkeit, was die Refinanzierung beeinträchtigt hat, beschreiben die Autoren. Hätten die Banken mit viel mehr Eigenkapital gearbeitet, wäre die Krise nicht so heftig ausgefallen.

Basel III erlaubt Banken so wenig Eigenkapital wie 3% der gesamten nicht-risikogewichteten Aktiva, was gefährlich niedrig ist, fassen die Autoren zusammen.

Einige argumentieren, dass eine strengere Regulierung Banking in den unregulierten Schatten verleiten würde. Mit demselben Argument könnte man auch die Steuern aufgeben, weil wir befürchten müssten, dass Steuerschlupflöcher genutzt werden könnten. Die Durchführung der Regulierung ist eine Herausforderung, aber sie lässt sich aufrechterhalten. In der Krise waren die meisten problematischen Aktivitäten im Schatten Bankensystem von den regulierten Banken gesponsort, schildern Admati und Hellwig.

Wären die Aufsichtsbehörden bereit gewesen, ihre Befugnisse wahrzunehmen, hätte die vom Schatten Bankensystem ausgehende Bedrohung viel mehr verringert werden können. Dies erfordert politischen Willen und Entschlossenheit.

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