Sonntag, 5. Juni 2011

Wenn kein Crowding-out ist

Ein paar Kommentatoren weisen als Antwort auf Paul Krugmans Beitrag über das völlige Scheitern der Behauptung darauf hin, dass die Haushaltsdefizite die Zinsen selbst in einer Liquidititätsfalle in die Höhe treiben würden, und dass das Ganze anders aussehen würde, wenn wir die realen Zinsen anstelle von nominalen Zinsen betrachten würden.

Unten ist die Abbildung, die den Verlauf der realen Zinsen zeigt. Es handelt sich dabei um die Rendite der inflationsgeschützten US-Treasury Bonds (TIPS), die direkt die reale Rendite vermitteln.


Rendite der inflationsgeschützten US-Staatsanleihen (TIPS) mit Laufzeit von 5 und 10 Jahren, Graph: Prof. Paul Krugman

Es gab einen Höcker im Verlauf der realen Zinsen in den Monaten unmittelbar nach der Lehman-Pleite, was durch eine Flucht in die Liquidität (flight to liquidity) verursacht wurde. Das heisst, es waren nur ganz einfache (plain-vanilla) US-Treasury Bonds gefragt. Aber seitdem sind die Realzinsen auf ausserordentlich niedrige Niveaus gefallen: weniger als 1% für Staatspapiere mit 10 Jahren Laufzeit, und negativ für Papiere mit 5 Jahren Laufzeit.

Ein Unternehmen würde angesichts der derart niedriegen Fremdkapitalkosten einen starken Anreiz sehen, mehr Geld aufzunehmen und zu investieren. In Washington ist aber alles, was man hört, Angst vor Defizit, hält Krugman fest.

PS: Crowding-out findet statt, wenn durch staatliche Kreditaufnahme privatwirtschaftliche Aktivitäten verdrängt werden. M.a.W. würden ansteigende Zinsen als Folge einer zunehmenden Staatsverschuldung private Investitionen verdrängen. Das ist heute nicht der Fall, wie Prof. Krugman unter Beweis stellt. Die Kapitalnachfrage des Staates verdrängt  private Nachfrager nicht aus dem Markt.

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