Mittwoch, 10. August 2011

Aufwertungstrend des Schweizer Frankens und Deflationsgefahr

Nach der gestrigen Ankündigung der US-Notenbank, den Leitzins bis Mitte 2013 praktische bei Null zu lassen, bleibt der US-Dollar weiter unter Druck. Im asiatischen Handel hat der Dollar gegenüber dem Yen nachgegeben und notiert unter der Marke von 77 Yen. Auch gegenüber dem Euro hat sich der Dollar nach der FOMC-Sitzung abgewertet. Der Kurs des Euro ist im asiatischen Handel auf 1,4352 Dollar geklettert.

Der Schweizer Franken setzt währenddessen den Aufwertungstrend fort, da die Schweizer Landeswährung in stürmischen Zeiten als „sicheren Hafen“ besonders gesucht wird. Eine Aufwertung des Franken ist nicht a priori problematisch. Schliesslich sprechen Stabilität und solide Haushaltslage für den Franken. Solange der Wechselkurs dem Gleichgewichtswert, der von Fundamentaldaten bestimmt wird, entspricht, gibt es wenig Grund, dagegen einzuwenden, zumal die Schweizer Wirtschaft dank den sehr tiefen Zinsen mit günstigem Kapital herstellen kann.

Wenn der Gleichgewichtswert nicht den Produktivitäts- und Inflationsunterschieden entspricht, kann eine übermässige Aufwertung u.U. zu deflationären Tendenzen führen, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) in den vergangenen Monaten mehrfach mit Nachdruck hervorgehoben hat.


Euro / CHF Wechselkurs (12 Monate), Graph: swissquote.ch

Heute hat die SNB erneut mitgeteilt, die Massnahmen gegen den starken Franken auszuweiten. 

Die SNB will (1) die Liquidität am Schweizer Franken Geldmarkt weiter signifikant erhöhen. Ein rascher Anstieg der Sichtguthaben (Giroguthaben) der Banken bei der SNB soll dazu beitragen. 

Die SNB will (2) Devisenswap-Geschäfte abschliessen. Der Devisenswap ist ein geldpolitisches Instrument der SNB zur Schaffung von Frankenliquidität.

Die massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt laut SNB eine Bedrohung für die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz und habe die Abwärtsrisiken für die Preisstabilität weiter erhöht.

Wie entsteht vor diesem Hintergrund eine deflationäre Tendenz?

Wertet sich der Franken auf, werden die Einfuhren billiger. Die fortwährende Verbilligung der Importe kann dazu führen, dass die Verbraucher und Unternehmen sich auf einen anhaltenden Rückgang der Preise einstellen. Die Gefahr is, dass die gesamte Wirtschaft dazu übergeht, zunehmend Geld zu horten und Ausgaben zu reduzieren. Verbraucher geben kein Geld mehr aus, weil sie mit noch tieferen Preisen in Zukunft rechnen. Auch Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, weil die Nachfrage allmählich zum Erliegen kommt und die Realzinsen steigen. Die Ausfuhren brechen ein. Am Schluss nimmt das BIP ab, was zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führt. 

Wenn die Krise in der Euro-Zone sich verschärft, werden auch die Wachstumsaussichten belastet. Wegen der engen Verflechtung mit der EU entstehen daraus negative Folgen für die Schweizer Wirtschaft.

In einem solchen Umfeld besteht einfach keine Inflationsgefahr. Geldpolitisch liegen die Gefahren eindeutig bei Deflation. Die SNB will daher nicht zulassen, dass die Deflationsrisiken für die Schweiz aufgrund dieser Entwicklungen zunimmt.




Schweiz Kerninflation und Trimmed Mean Inflation, Graph: ACEMAXX-ANALYTICS

PS: Der Schweizer Franken hat sich in den vergangenen 12 Monaten gegen den Euro um 25% und gegen den US-Dollar um 28% aufgewertet.

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