Freitag, 19. August 2011

Schweizer Staatsanleihen werden Giffen-Güter

Die Schweizer Staatsanleihen mit AAA-Rating gelten weltweit als absolut inferiore Güter. Investoren, die eine weitere Kernschmelze am europäischen Kapitalmarkt befürchten, reagieren auf einen Anstieg der Preise der Schweizer Staatsanleihen mit einer steigenden Nachfrage. Die Rendite der Bundesobligationen Eidgenosenschaft ist gestern unter die Marke 1% gefallen: 0,924%.

Das gilt natürlich auch für die sicheren German Bonds. Die Rendite der deutschen Bundesanleihen mit 10 Jahren Laufzeit beläuft sich auf 2,03%.

Das ist ein paradox erscheinender Preiseffekt. Der Einkommenseffekt dominiert den Substitutionseffekt. Die Anomalie lässt sich damit begründen, dass die Investoren auf die Herunterstufung der US-Treasury Bonds mit einer steigenden Nachfrage reagieren. Nimmt die Anzahl der sicheren Anleihen mit AAA-Rating ab, schichten Investoren ihre Portfolios um: weg von high risk/high yield assets ab in die low risk/low yield assets.


Schweiz: Funktioniert die Kapitalverkehrskontrolle?, Graph: Gabriel de Kock, Morgan Stanley
NEER: nominal effective exchange rate
REER: real effective exchange rate

Was bedeuten negative Swap Spreads?

Nachdem vergangene Woche die Zinssätze am Schweizer Geldmarkt negativ geworden sind, sind gestern auch die Schweizer Zinsswaps ins Negative gedreht.

Es handelt sich dabei um die Zinssätze, die für den Austausch von festen gegen variablen Zinszahlungen (auf einen nominellen Kapitalbetrag für einen betimmten Zeitraum) vereinbart werden. Nominalbeträge werden i.d.R. bei einem Zinsswap nicht ausgetauscht. Das heisst, dass nur Ausgleichszahlungen in der Höhe der Differenz vorgenommen werden.


Schweizer Franken Zinsswaps, Graph: SIX Swiss Exchange

Negative Zinsswaps bedeuten, dass die Investoren mit einem steigenden Risiko am Markt rechnen.

Negative Zinsswaps bedeuten aber auch Arbitrage-Möglichkeit.

Grossinvestoren, z.B. Banken und Hedge Fonds gehen wahrscheinlich dazu über, sich kurzfristig Geld zu beschafften und mit dem geborgten Geld längerlaufende Staatsanleihen zu kaufen. Die Kuponzahlungen (feste) der Anleihe werden dann gegen den Libor (variable) getauscht. Mit den Zahlungen aus dem Swap-Geschäft werden die Soll-Zinsen des kurzfristig aufgenommen Darlehens bezahlt. Der ganze Deal wird in drei Monaten wieder erneuert (roll).

Was könnte dabei schief gehen? Nicht viel*, wie self-evident einst festgehalten hat. (a) für das Geschäft ist Null Kapital erforderlich, (b) die Wahrscheinlichkeit ist kaum vorhanden, dass die Schweizer Staatsanleihen die Kuponzahlungen ausfallen lassen, (c) das Gegenpartei-Risiko (counterparty risik) ist gering, weil Swaps besichert (collateral) sind und (d) das Geschäft in drei Monaten zu verlängern (roll) ist nicht schwer, weil der Libor fällt, weil die SNB Massnahmen gegen die Frankenstärke intensiviert und dabei den 3-Monats-Libor nach eigenen Angaben so nahe wie möglich bei Null halten will. Das heisst ZIRP: zero interest rate policy.

Die Renditen der Schweizer Staatspapiere:

1 Monat: 0.01%
2 Monate: Minus 0,12%
3 Monate: Minus 0,22%

Swap Spreads (2 Jahre): Minus 0,0335%.

Caveat: * Es gilt, zu überprüfen, ob die variable Seite des Swaps ausreicht, um die Soll-Zinsen des Darlehens voll zu decken.

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