Donnerstag, 15. September 2011

Das verlorene Jahrzehnt für den US-Mittelstand

Jared Bernstein fasst in seinem Blog die aktuellen Daten (2010) in Sachen Armut und Einkommen für die USA zusammen. Die Zahlen sprechen Bände. Hier sind die Schlagzeilen:

Die Armutsrate ist 2010 auf 15,1% (von 14,3% im Vorjahr) gestiegen.

Das Einkommen des Median-Haushalts (d.h. direkt in der Mitte der Einkommensskala) fiel real um 2,3%. Das bedeutet ein Verlust von rund 1‘100$. Das Median-Einkommen betrug 2010 rund 49‘500$.

Rund 50 Mio. Menschen hatten im Vorjahr keine Krankenversicherung, was 16,3% der Bevölkerung entspricht. Der Anteil blieb zwar fast unverändert, aber der stetige Anteil spiegelt den Verlust der Arbeitgeber-basierten Deckung und der Vorteile der staatlichen Deckung wider.


Real Median Household Income, Graph: Census Bureau via Jared Bernstein

Was bemerkenswert und historisch beispiellos ist, ist die Breite und Tiefe des Verlustes des Einkommens der Mittelschicht, v.a. im Vergleich zum Höchststand im Jahr 1999. Das Median-Haushaltseinkommen ist auf 3‘800$ zurückgefallen. Das bedeutet ein Rückgang um mehr als 7%, hebt Bernstein hervor.

Der Rückgang ist für nicht-senioren Haushalte sogar noch dramatischer. Der Wert erreichte im Jahr 2000 einen Höchststand und legte seither jährlich um nur 1% zu. Es ist nun auf 6‘300$ zurückgefallen, d.h. 10% weniger seither.


Realeinkommen Haushalte im erwerbsfähigen Alter erreicht den niedrigsten Stand seit 1974, Graph: Jared Bernstein

Die Ökonomen sprechen zwar über das verlorene Jahrzehnt in Japan, aber die aktuellen Daten bestätigen das verlorene Jahrzehnt für den amerikanischen Mittelstand, hält der ehemalige Wirtschaftsberater von 2009 bis 2011 des Vize-Präsidenten Joe Biden fest.

Die Regierung muss laut Bernstein zwei sehr wichtige Aufgaben erfüllen:

(1) Die erste ist, antizyklische Massnahmen zu treffen, um die schwächsten unter uns zu schützen, die am wenigsten in der Lage sind, den Verlust des Einkommens oder der Krankenversicherung zu überstehen. Die Daten unterstreichen die Notwendigkeit für eine antizyklische Politik wie Arbeitslosenversicherung, Ernährungsunterstützung und öffentlich bereitgestellte Deckung der Gesundheit.

(2) Die zweite ist, dazu beizutragen, dass die Kontraktion der Nachfrage im privaten Sektor mit temporären Massnahmen ausgeglichen wird, um Menschen zu helfen, damit sie wieder eine Arbeit bekommen.

Fazit: Das Elend hat eigentlich während der Amtszeit von George W. Bush begonnen und sich infolge der Finanzkrise deutlich verschärft.

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