Freitag, 2. September 2011

Was macht eigentlich der Financial Stability Oversight Council?


Der Financial Stability Oversight Council (FSOC) wurde im Rahmen des Dodd-Frank Act (2010) mit der Aufgabe für eine ganzheitliche Betrachtung von Risiken im und um den Finanzsektor in den USA geschaffen.

Der Rat (ausgesprochen als EFF-sock) ist im US-Finanzministerium (US-Treasury) angesiedelt und umfasst alle führenden Aufsichtsbehörden und andere verantwortliche Behörden.

Was hat der FSOC bisher geleistet? „Wenig“, bemerkt Simon Johnson in einem lesenswerten Artikel („3 Questions on Financial Stability“) in NYT.

Es gibt aber drei wichtige und verwandte Themen, die sich in diesem Sommer entwickelt haben, die der FSOC ins Auge fassen muss, hebt der ehem. Chefökonom des IWF hervor:

(1) drohende Bankenfusionen, welche TBTF-Banken schaffen könnten, (2) ob die Bank of America (BoA) mit Zwang aufgelöst werden soll und (3) wie die Eigenkapitalanforderungen für grosse, systemrelevante Banken zu überdenken sind.

Capital One hat vor, das Online-Geschäft von ING zu kaufen. Und PNC übernimmt das amerikanische Geschäft von Royal Bank of Canada. Beide Akquisitionen würden laut Johnson Banken mit einem Vermögen von rund 300 Mrd. $ schaffen.

In einigen offiziellen Köpfen geht vor, dass es wegen des Dodd-Frank Acts keine TBTF geben kann. Sollte eine solche Bank in Schwierigkeiten geraten, würde sie abgewickelt, ohne dass die Steuerzahler für die Kosten aufkommen müssten. Die meisten unabhängigen Analysten und viele an den Finanzmärkten aktiven Menschen denken aber, dass diese Ansicht beim besten Willen nicht erwiesen und höchstwahrscheinlich falsch ist, beschreibt der an der Sloan School of Management des MIT lehrende Wirtschaftsprofessor.

Die erste Frage an den FSOC lautet daher: Würde die Zulassung der Fusionen von Capital One mit ING und die von PNC mit Royal Bank of Canada nicht Finanzunternehmen schaffen, deren potenzielles Risiko wahrscheinlich systemisch ist?

„Wir wissen heute nicht, wo der kritische Grenzwert ist“, so Johnson. „Was aber wirklich zählt, ist, was mit künftigen systemischen Krisen geschehen könnte und das ist sehr schwer, vorherzusagen. Warum also sollen wir nicht auf Nummer sicher gehen und die Banken vor Zusammenlegung halten? Der FSOC könnte von diesen verschmelzenden Banken erfordern, den sozialen Wert oder die zusätzlichen sozialen Kosten, die durch die Fusion hervorgehen, nachzuweisen“, argumentiert der Autor des Buches 13 Bankers.

Die zweite Frage ist damit eng verwandt: Warum die Bank of America nicht auflösen? Der Dodd-Frank Act kam zum Schluss, die Idee abzulehnen, die bestehenden Banken aufzulösen, solange sie in einer angemessenen und nachhaltigen Art und Weise weiterarbeiten. „Aber der gesetzgeberische Willen ist im Hinblick auf die grossen Banken auch klar: es soll Präventiv-Massnahmen geben, entweder durch einen Druck auf das Management oder wenn es nicht funktioniert, durch regulatorische Anforderungen“, legt Johnson dar.

Wenn die Bank of America heute scheitern würde, würde sie laut Johnson ein systemisches Problem darstellen und vermutlich eine Art verzweifelte politische Reaktion auslösen. Die Bank ist die grösste Bank-Holdingsgesellschaft in den USA, mit einem Vermögen von 2‘260 Mrd. $ (per Ende Juni).

Die dritte Frage, die sich vor diesem Hintergrund stellt, ist wohl die wichtigste: Warum sollen Eigenkapitalanforderungen für systemrelevante Finanzinstitute nicht weiter erhöht werden? Warren Buffets Beschluss, in die Bank of America zu investieren, zeigt den Mangel an Kapital, betont Johnson zu Recht. Die BoA hat im Verhältnis zu Schulden zu wenig Eigenkapital.

Fazit: Wenn der Dodd-Frank Act nachhaltige Wirkung haben soll, muss der FSOC sich als einen sinnvollen Aufseher im Hinblick auf die systemischen Risiken etablieren, und zwar in einer offenen und transparenten Art und Weise. „Business as usual ist ein Rezept für ein Desaster, sowohl für die USA als auch für Europa“, schlussfolgert Prof. Johnson.

Keine Kommentare: