Dienstag, 1. November 2011

Euros apokalyptisches Ende?

Mit der Ankündigung einer Volksabstimmung über das Rettungspaket durch die griechische Regierung und dem Anstieg der Rendite der italienischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit auf 6,29% brechen die Dinge in Europa zusammen, schreibt Paul Krugman in seinem Blog. Der Kern kann nicht festhalten.

Auf diesem Niveau werden die Kosten der Erneuerung (rolling over) der bestehenden Schuldtitel am Ende der Fälligkeit einen Zahlungsausfall (default) auslösen, auch wenn Italien einen Primärausschuss hat, bemerkt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Der anhaltende Stress für rigorose Sparmassnahmen (fiscal austerity) erschwert die Probleme des Kontinents. Eine Rezession scheint so gut wie sicher, argumentiert Krugman.

Der Euro war eine inhärent fehlerhafte Idee, welche nur funktionieren kann, wenn die europäische Wirtschaft stark ist und ein hohes Mass an Inflation zulässt, mit open-end credit (gemeint ist lender-of-last-resort Rolle der Zentralbank) für die Mitgliedsländer vor spekulativen Angriffen, fasst der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) zusammen.


Italiens Staatsanleihen (10 Jahre), Rendite, Graph: Bloomberg

Der Risikoaufschlag (spread) gegenüber deutschen Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit ist inzwischen auf 453 Basispunkte geklettert.


Dennoch umschlingen die europäischen Eliten die Vorstellung von Volkswirtschaft als Moralität (morality play), indem sie auf der ganzen Linie strenge fiskalische Sparmassnahmen (austerity) vorschreiben, trotz niedriger Inflation einen straffen geldpolitischen Kurs verfolgen und zu besorgt mit der Bestrafung der Sünder sind, um zu merken, dass ohne lender-of-last-resort alles aussereinander fällt, hält Krugman fest.

Die Frage, die zu beantworten, ist, wie der letzte Akt gespielt wird. An diesem Punkt schätzt Krugman, dass die durch die Decke schiessenden Renditen für Italien zu einem gigantischen Bank Run führen würden, sowohl wegen der Befürchtungen in Bezug auf eine Zahlungsunfähigkeit der italienischen Banken als auch wegen der Angst davor, dass Italien aus der Eurozone austreten würde. Dies würde zu Not-Schliessungen der Banken führen. Und wenn dies geschieht, rückt eine Entscheidung vor, den Euro fallen zu lassen und die neue Lira einzuführen. Nächster Halt: Frankreich, hebt Krugman hervor.

Es klingt alles apokalyptisch und unwirklich. Aber wie soll sich die Situation lösen lassen? Der einzige Weg, um so was zu vermeiden, ist, dass die EZB über ihren Schatten springt, und zwar sofort. Was denkt Mario Draghi wohl?

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