Mittwoch, 9. November 2011

Säkulare Stagnation

Steve Randy Waldman befasst sich in seinem Blog  Interfluidity mit der Entwicklung der Realzinsen wie David Andolfatto neulich die praktischen Folgen aufgezeigt hat.

Waldman deutet auf die negativen Realzinsen auf, und betont, dass die Kreditgeber heute tatsächlich bereit sind, eine negative Rendite auf inflationsgeschützte US-Treasury Bonds zu akzeptieren.

Der Ökonom argumentiert, dass der „natürliche“ Realzins (d.h. der Zinssatz, der Esparnisse und Investitionen bei Vollbeschäftigung in Übereinstimmung bringt) seit geraumer Zeit negativ ist und dass wir das jetzt nur sehen, weil verschiedene Blasen und deregulierende Massnahmen die Realität bislang verdeckt haben.

Was er nicht sagt, aber jedem, der sich mit der Geschichte auskennt, sofort auffällt, ist, wie Paul Krugman in seinem Blog hervorhebt, die „secular stagnation“ Hypothese, die in den ersten Nachkriegsjahren bekannt war. Die Hypothese lautete, dass es einen grundlegenden Überschuss der geplanten Ersparnissen über die geplanten Investitionen gibt, sodass die Situation staatliche Eingriffe auf einer dauerhaften Basis erfordere, um die Vollbeschäftigung zu erreichen.



Private Ersparnisse als Anteil am BIP, Graph: Prof. Paul Krugman

Die Hypothese hat sich damals als falsch erwiesen. Aber es bedeutet nicht, dass sie heute nicht zutreffen könnte, bekräftigt Krugman.

Waldman legt nahe, dass es die hohe Einkommensungleichheit sei, die diese Entwicklung antreibe. Krugman teilt jedoch die Ansicht nicht. Warum? Weil eine Erklärung, die auf der Annahme von „zu wenig Verbrauch“ (underconsumption) beruht, allem Anschein nach von der Vorstellung ausgeht, dass die zunehmende Ungleichheit zu einem Anstieg der Ersparnisse führt. Das ist aber nicht der Fall, wie man in der von Krugman gelieferten Abbildung (private Ersparnisse als Anteil am BIP) sehen kann.

Der Verlauf der Kurve zeigt, dass die Ersparnisse als Anteil am BIP nach der Immobilienkrise kräftig steigen, aber dann wieder zurückfallen und zur Zeit sogar unter historischen Höchstständen vor sich gehen. Es ist also nicht klar, wie diese Entwicklung mit dem Argument von Unterkonsumption begründet werden kann.

Die Frage ist, warum es schwerfällt, Vollbeschäftigung wiederherzustellen, obwohl die Ersparnisse im historischen Vergleich niedrig sind? Die Antwort hat laut Krugman mit dem Handelsbilanzdefizit zu tun. Amerika konnte in den 1970er und 1980er Jahren hohe Einsparungen, nicht enorm hohe Investitionen, aber immer noch Vollbeschäftigung haben, weil das Handelsbilanzdefizite im Verhältnis zu Wirtschaft nicht so gross waren, wie sie heute sind, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Und das wiederum bedeutet, dass das Überangebot an Ersparnissen (savings glut, d.h. Ersparnisschwemme) den natürlichen Realzins möglicherweise aufgrund der Entwicklungen im Ausland (nicht im Inland) negativ macht.

Das ist genau der Grund, warum Krugman auf die Politik Chinas (vgl. hier und hier)  hawkish reagiert.

Keine Kommentare: