Dienstag, 10. April 2012

SNB und Euro-Franken-Mindestkurs


Am Donnerstag gab es am Devisenmarkt einige Handelsabschlüsse für den Euro, die unter dem von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) festgelegten Mindestkurs lagen.

Heute stand in den Medien zu lesen, dass in der Nacht auf Ostermontag es wieder passiert sein soll: der Mindestkurs der SNB von 1,20 gegenüber dem Euro sei unterschritten.

Damit wäre der von der SNB am 6. September 2011 festgelegte Untergrenze zum zweiten Mal innert wenigen Tagen unterschritten.

Was ist davon zu halten? Die Ereignisse lassen Zweifel an der Entschlossenheit der SNB aufkommen, den Mindestkurs durchzusetzen. Das ist zumindest der Eindruck, den die Mainstream-Medien beim Leser hinterlassen.

Thomas Jordan, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat heute deswegen zu einem Gespräch zum Thema Euro-Franken-Mindestkurs eingeladen und „in aller Klarheit festgehalten, dass solche Zweifel fehl am Platz sind“.

Die SNB setzt den Mindestkurs mit allen Mitteln durch. „Wir sind bereit, dazu unbegrenzt Devisen zu kaufen. Unsere Politik ist in dieser Hinsicht völlig unverändert“, hob Jordan hervor.


Euro-Franken Wechselkurs-Entwicklung, Graph: SNB, Rechenschaftsbericht 2011

Was ist genau vorgefallen?

Jordan erklärt, dass der Euro-Franken-Wechselkurs am letzten Donnerstag innerhalb von wenigen Sekunden von 1,2020 auf 1,2000 gesunken ist. „Trotz den in den Handelssystemen gestellten Offerten der SNB, bei 1,20 Euro zu kaufen, kam es zu vereinzelten Abschlüssen unterhalb von 1,20 Franken pro Euro“, schildert Jordan weiter.

Für kurze Zeit war somit ein sog. segmentierte Markt zu beobachten, bei dem es zu Handelsabschlüssen unterhalb des besten Preises kam. Diese Situation sei laut Jordan aber inner weniger Sekunden durch Arbitrage zum Verschwinden gebracht worden.

Wie konnten Handelsabschlüsse unter 1,20 Franken pro Euro erfolgen, obwohl die SNB jederzeit im Markt präsent ist?

Der Devisenmarkt ist ein dezentraler Markt. Devisen werden nicht an einer Börse gehandelt, sondern im direkten Austausch zwischen Marktteilnehmern.

„Jede Bank hat ihre individuelle Gruppe an Gegenparteien, wobei insbesondere Banken mit einer minderen Bonität nur über eine geringe Zahl von Gegenparteien verfügen“, erläutert Jordan.

„Die Kurse unter 1,20 Franken pro Euro wurden von Banken abgeschlossen, die über keine Limitenvereinbarung mit der SNB verfügen, die also nicht mit der SNB handeln können oder wollen“.

„Da es keinen Zwang zu Geschäftsabschlüssen zu den besten Preisen gibt, sind solche Anomalien nie ganz auszuschliessen“, legt Jordan dar.

Wie ist die SNB operativ organisiert, um den Mindestkurs durchzusetzen?

„Die SNB überwacht den Devisenmarkt von der Markteröffnung in Asien am Sonntagabend bis zum Marktschluss in New York am Freitagabend ununterbrochen. Dies gilt auch für die Feiertage“, unterstreicht Jordan.

Die Banken haben über elektronische Handelssystem jederzeit Zugang zu den Angeboten der SNB.


Exportgewichteter Aussenwert des Frankens, Graph: SNB, Quartalsheft I, 2012

Gilt der Mindestkurs weiterhin?

Ja, und ohne Wenn und Aber, hebt Jordan hervor.

Der Schweizer Franken ist laut SNB immer noch überbewertet und stellt für die Schweizer Wirtschaft eine grosse Herausforderung dar.

Die SNB steht bereit, jederzeit weitere Massnahmen zu ergreifen, falls es die Wirtschaftsaussichten und Deflationsgefahren dies erfordern.


Devisenkurse USD/CHF und EURO/CHF, Graph: SNB, Quartalsheft I, 2012

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