Donnerstag, 14. Juni 2012

Bankensektor Spaniens im Griff der Deflation


Spanien hat die EU um 100 Mrd. Euro Hilfe für die maroden Banken des Landes gebeten. Die Ratingagentur Moody’s stuft nun Spaniens Kreditwürdigkeit herab. Die Bonität Spaniens wird von A3 auf Baa3 herabgesetzt.

Spanien lieg damit nur noch eine Note über dem sog. Ramsch-Niveau.

Der spanische Bankensektor ist ein Opfer der auf Geheiss der deutschen ökonomischen Orthodoxie in Kraft gesetzten deflationären Politik, schreibt Albert Edwards (h/t to FT Alphaville) in einer aktuellen Forschungsarbeit. Eine Rettungsaktion werde daher nichts lösen, argumentiert der Ökonom von Societe Generale.

Edwards vergleicht Spanien und die Eurozone mit Japan in den 1990er Jahren. In Japan waren die Banken nicht das Problem, sondern lediglich ein Symptom von Deflation und Misserfolg, die Wirtschaft zu stimulieren. In der Tat haben die japanischen Banken erst um das Jahr 1997 angefangen, hinter den Erwartungen zu bleiben.

Das heisst, dass die japanischen Banken erst Mitte der 1990er Jahren begonnen haben, Kreditvergabe einzuschränken, was folglich die Wirtschaft in eine Abwärtsspirale führte, sodass die Banken sicherlich ein Teil des Problems geworden sind.


Japans Banken, Underperforming beginnt erst um das Jahr 1997, Graph: Albert Edwards, SocGen (via FT Alphaville)

Die von Edwards angesprochene Problematik betrifft das Auseinanderlaufen der Wettbewerbsfähigkeit zwischen dem Kern und der Peripherie der Eurozone. Gemeint ist die Divergenz bei den Lohnstückkosten. Wer dazu mehr in Erfahrung bringen möchte, kann auf das Buch (hier und hier) von Heiner Flassbeck zurückgreifen, wo der Chefökonom der Welthandels- und Entwicklungskonferenz der UNCTAD die komplexen Zusammenhänge in einer allgemein verständlichen Sprache erklärt.

Deutschland hat das in der EWU gemeinsam festgelegte Inflationsziel unterlaufen, um durch Lohnsenkungen seine Wettbewerbsfähigkeit gegen den Rest des Eurolands zu verbessern. Südeuropa kann sich nun nicht durch die Abwertung wehren, weil die von der Krise angeschlagenen Mitglieder der Eurozone nicht über eine eigene Währung verfügen. Die EU-Peripherie wird jetzt gezwungen, um die Kosten und die Preise zu senken, eine lange Zeit Massenerbeitslosigkeit in Kauf zu nehmen.

Es ist natürlich vollkommen abwegig, von Südeuropa zu erwarten, die Wettbewerbsfähigkeit genauso wie der Kern der Euro-Zone über Lohnsenkungen (d.h. internal devaluation) wiederherzustellen, weil die harsche Austerität in einem tiefen Abschwung zu einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale führt. Das Ergebnis wird dann Deflation sein, unabhängig davon, wie viel Geld die EU zur Verfügung stellt.

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