Dienstag, 12. Juni 2012

Gramm-Hubbard Artikel


Glenn Hubbard und Phil Gramm präsentieren in einem wunderlichen Artikel („What a Romney Recovery Might Look Like“) in WSJ einen Amtszeit-Vergleich zwischen Ronald Reagan und Barack Obama in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung.

„Hubbard scheint sich wieder einmal mit Hilfe von Phil Gramm mit GOP Kool-Aid (Getränkepulverkonzentrat von Kraft Foods) zu betrinken“, schreibt ProGrowthLiberal im Blog econospeak.

Die Autoren versuchen, zu argumentieren, dass Mitt Romney die rettende Grazie für die US-Wirtschaft  sein werde. Hubbard-Gramm kontrastieren mit lächerlichen Argumenten die derzeitige Rezession/Erholung mit dem, was in den frühen 1980er Jahren passiert ist. Es ist daher schwer, den Überblick zu behalten.

„Die jüngste Rezession ergab sich aus übermässigen staatlichen Eingriffen im Wohnungswesen, um Hauseigentum zu erhöhen, durch Ausdehnung von Subprime-Darlehen, welche im Wesentlichen auf Hebelwirkung (leverage) aufgebaut waren. Die daraus resultierende Welle von Zahlungsausfällen hat die Grundlage des Bankensystem beschädigt“.

Es gibt hier laut ProGrowthLiberal zwei Aspekte: (1) Glenn Hubbard war einst selbst tätig als Wirtschaftsberater des Präsidenten, der über die steigende Wohneigentumsquote geprahlt hat. (2) Das Problem war mangelnde staatliche Regulierung des Bankensystems, nicht übermässige Regulierung.

Diese Argumente sind aber nicht annähernd so bizarr wie die folgenden:

„Die überlegene Schaffung von Arbeitsplätzen und das Einkommenswachstum nach der Rezession von 1981-82 sind umso bemerkenswerter, als sie vor dem Hintergrund der restriktiven Geldpolitik aufgetreten sind. Durch die Reduzierung der inländischen diskretionären Ausgaben, die Festlegung eines 3-Jahresprogramms zur Senkung der Steuersätze und die Auflockerung der regulatorischen Belastungen suchte Reagan es rentabel zu machen, damit wieder in Amerika investiert wird. Er hatte eindeutig Erfolg damit. Präsident Obamas Wirtschaftspolitik würde hingegen zu einem erheblichen, dauerhaften Anstieg der Staatsausgaben führen und die Grenzsteuersätze für Einkommen und Unternehmensgewinne erhöhen.“

Die Antwort darauf ist, dass die Rezessionen seit Mitte der 1980er Jahre im Sog der „Great Moderation“ stark von den bisherigen Rezessionen unterscheiden, wie Paul Krugman sie bereits vor rund fünf Jahren in seinem Blog beschrieben hat.

Gramm-Hubbard hatten früher eingeräumt, dass es Volckers restriktive Geldpolitik war, die zu der Double-Dip Rezession von 1979-82 führte. Man müsste heute meinen, dass die beiden Ökonomen die makroökonomische Geschichte der USA genug kennen, dass Volcker seine monetäre Zurückhaltung umgekehrt hat. Man müsste hoffen, dass die Autoren verstehen, dass Reagans Konjunkturpakete nicht notwendig waren und am Ende nicht zu mehr, sondern zu weniger Investitionen führten, erklärt ProGrowthLiberal weiter.

Gramm-Hubbard schildern die aktuelle US-Fiskalpolitik als sehr expansiv, was nicht einmal annähernd wahr ist. Sie behaupten, dass die gegenwärtige Notlage durch weniger Regulierung gelöst werden könnte. Präsident Reagans Amtszeit fiel mit der Deregulierung des Bankensektors zusammen. Es gilt ferner zu beachten, dass Gramm-Hubbard in einem früheren Meinungsartikel die „Savings & Loan“-Krise (Bankenkrise in den 1980er Jahren in den USA) bestätigen.

Selbst Luigi Zingales unterstützt heute Glass-Steagall, wie er in einem Artikel („Why I was won over by Glass-Steagall“) in FT zum Ausdruck bringt, wegen ähnlicher Bedenken, die sich auf die Deregulierung in den früheren 1980er Jahren beziehen. Gramm und Hubbard scheinen das alles übersehen zu haben.

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