Freitag, 8. Juni 2012

Reagan war ein Keynesianer


Die Republikaner sagen, dass es Lektionen gibt, die man über die Wirtschaftspolitik von Reagans Präsidentschaft lernen kann. Es stimmt. Es gibt besondere Leistungen des Keynesianismus à la Reagan, bemerkt Mark Thoma in seinem Blog mit dem Hinweis auf Paul Krugmans lesenswerte Kolumne („Reagan was a Keynesian“) am Freitag in NY Times.

Es ist keine Frage, dass die Erholung der amerikanischen Wirtschaft von der Finanzkrise bisher enttäuschend verläuft. Und die Republikaner versuchen natürlich (mit beachtlichem Erfolg), daraus einen politischen Vorteil zu ziehen.


Die Republikaner vergleichen die Performance von Obama gern mit der von Reagan. Reagan hatte zu diesem Zeitpunkt seiner Präsidentschaft in der Tat eine starke wirtschafliche Erholung. Man könnte denken, dass der Vergleich mit George W. Bush relevanter ist. Bush hatte in dieser Phase seiner Amtszeit im Gegensatz zu Obama einem grossen Verlust an Arbeitsplätzen im Privatsektor gegenübergestanden. Der Konjunktureinbruch, mit dem Reagan zu tun hatte, war jedoch viel einfacher handzuhaben als die gegenwärtige Depression. Der Reagan-Obama Vergleich ist dennoch aufschlussreich.

Denn die Wahrheit ist, dass Reagan, nicht Obama der „big spender“ war. Während es in der Obama Regierung früh eine kurze Phase von Mehrausgaben gegeben hat, hauptsächlich für die Nothilfe-Programme wie Arbeitslosenversicherung und Essensmarken, war der Ausbruch schnell vorbei. In der Tat ist es so, dass die Staatsausgaben an diesem Punkt fallen, mit einem Tempo, was seit der Demobilisierung nach dem Korea-Krieg noch nie gesehen wurde, hebt Krugman hervor.

In Kürze: Wenn Sie sehen wollen, wie der Staat auf wirtschafltich schwierige Zeiten mit „Steuern und Ausgaben“ reagiert, müssen Sie sich die Reagan-Ära ansehen, nicht die von Obama, hält der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor fest.


Ausgaben der öffentlichen Hand pro Kopf der Bevölkerung (USA), Graph: Prof. Paul Krugman

Zeigt also die Erholung der Wirtschaft in der Reagan-Ära die Überlegenheit des Keynesianismus? Nicht ganz. Die Wahrheit ist, dass der konjunkturelle Einbruch in den 1980er Jahren, welcher mehr oder weniger bewusst durch die Fed verursacht worden war, um auf diese Weise die Inflation zu senken, schnell bekämpft werden konnte, als die Fed entschied, einzulenken und die Zinsen zu lockern, erklärt Krugman. Diese Option ist heute nicht verfügbar, weil die Zinsen bereits nahe Null sind.

Wie viele Ökonomen darauf hinweisen, leidet Amerika derzeit unter einem klassischen Fall von Schuldendeflation (debt deflation): die Menschen versuchen alle in der gesamten Wirtschaft, durch die Kürzung von Ausgaben Schulden abzuzahlen, was aber eine Depression verursacht, die die Probleme verschlimmert.

Das ist genau die Situation, wo die Staatsausgaben vorübergehend steigen müssten, um den Einbruch bei den privaten Ausgaben auszugleichen und dem privaten Sektor die Zeit zu geben, seine Finanzen in Ordnung zu bringen. Doch das passiert nicht.

Der Punkt ist also, dass die Wirtschaft heute in einem besseren Zustand wäre, wenn wir dem Keynesianismus im Stil von Reagan folgen würden, fasst Krugman zusammen. Reagan mag „small government“ gepredigt haben. Aber in der Praxis hat er Wachstum der Staatsausgaben vorgelebt. Und das ist genau das, was die US-Wirtschaft heute braucht.

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