Donnerstag, 12. Juli 2012

Historisch tiefe Zinsen und negative Renditen


Das US-Schatzamt hat gestern auf einer Versteigerung US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit im Wert von 21 Mrd. US-Dollar zu einer rekordtiefen Rendite von 1.459% verkauft.

Die aktuellen Daten zeigen, dass die ausländischen Investoren auf US-Treasury Bonds in Höhe von 5‘000 Mrd. $ sitzen. Der Bestand der ausländischen Zentralbanken an US-Staatspapieren steht auf einem Rekordhoch.

Die nach wie sehr starke Nachfrage nach US-Staatsanleihen signalisiert, dass die Käufer oder Investoren damit rechnen, dass die US-Zinssätze noch eine Weile niedrig verbleiben oder sogar weiter fallen werden.

Bemerkenswert ist die Zuteilung der Auktion: während 14% auf Primary Dealers (d.h. Banken und Wertschriften Broker-Dealer) entfallen, beläuft sich der Anteil der Direct Bidder (d.h. ausländische Zentralbanken) auf 45%. Das heisst, dass Investoren deutlich mehr als die Wall Street gekauft haben. Nach der Auktion ist die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit auf 1,50% geklettert. Offenbar kaufen viele Investoren die US-Staatspapiere lieber direkt als im Sekundärmarkt.

Aber auch im Euroland lassen die Renditen allmählich nach. Insbesondere, nach dem die EZB  am 5. Juli 2012 den Zinssatz für die Einlagefazilität von 0,25% auf 0,00% gesenkt hat, dürften in erster Linie die Verzinsung von kurfristigen Papieren am Geldmarkt unter Null Prozent fallen.

Dänemark hat amselben Tag im Anschluss des EZB-Zinsbeschlusses offiziell einen negativen Zinssatz festgelegt. Die Banken, die ihre Sichtguthaben bei der dänischen Zentralbank über Nacht parken, müssen von jetzt an eine Art Gebühr in Höhe von 0,2% an die Zentralbank zahlen.


Dänemarks Staatspapiere mit 2 Jahren Laufzeit, Graph: Bloomberg

Die dänischen Staatspapiere weisen am kurzen Ende der Ertragskurve bereits negative Renditen auf: mit einem Jahr Laufzeit -0,315%, mit zwei Jahren Laufzeit -0,268%.

Die weltweit niedrigsten Zinsen sind aber in der Schweiz zu finden. Die Renditen für Geldmarktpapiere sind bereits seit dem August 2011 negativ. Die Zinsstrukturkurve (yield curve) ist relativ flach. Die Renditen sind bis zu Laufzeiten mit 5 Jahren negativ: 2J: -0,369, 4J -0,204%, 3J -0,121%, 5J: 0.001%.

Es hat mehrere Gründe, warum die Anleger negative Renditen akzeptieren: (1) die wachsende Risikoaversion angesichts der sich verstärkenden Euro-Krise.  Was in Dänmerk passiert, ist ein Indiz dafür, wie schwer die Euro-Krise ist. Die Menschen sind bereit, eine Gebühr dafür zu zahlen, um ihr Geld an einem sicheren Ort aufzubewahren, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. (2) Die Investoren (z.B. aus Euro-Sicht) suchen Portfolio-Diversifikation in Währungen wie Schweizer Franken und/oder DKK, (3) die passiv verwalteten Funds halten an ihren Positionen fest, zumal die kurzfristigen Papiere am Markt relativ knapp werden.

Ferner hat Frankreich in dieser Woche zum ersten Mal ein Staatspapier mit 6 Monaten Laufzeit zu einer negativen Rendite verkauft. Für das Papier in Höhe von 7,7 Mrd. Euro ergab sich eine negative Verzinsung von 0,006%.

In Deutschland bewegt sich die Rendite der Staatspapiere mit 2 Jahren Laufzeit seit geraumer Zeit im negativen Bereich.

PS:

Die EZB versucht, mit der Verringerung des Zinssatzes für Einlagen (deposit facility) auf Null Prozent, die Banken davon abzuhalten, die Gelder über Nacht bei ihr zu deponieren. Die Banken sollen stattdessen animiert werden, jenseits der EZB nach rentablen Optionen Ausschau zu halten. 

Wie die EZB heute mitteilt, hat sich die Summe der Gelder, die die Banken bei der EZB über Nacht parken, gestern halbiert. Mittwoch war nämlich der erste Tag im neuen System mit Null Zinsen, welcher zeigt, dass die Banken 325 Mrd. Euro hinterlassen haben, deutlich unter den sonst gewöhnlichen Werten wie 800 Mrd. Euro oder 700 Mrd. Euro im vergangenen Monat, wie Reuters berichtet.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo, unter www.querschuesse.de/ezb-einlagefazilitat-sturzt-ab/ ist schön erklärt, dass das Geld einfach nur auf ein anderes Konto bei der EZB umgeschichtet wurde.

Grüße
Robert