Freitag, 20. Juli 2012

Pathos der Plutokraten


Es ist kein Geheimnis, dass Amerikas reichste Männer, einschliesslich einiger ehemaligen Unterstützer von Obama, jetzt Präsident Obama hassen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Pathos of the Plutocrat“) am Freitag in NY Times.

Warum? Weil, wie sie behaupten, der Präsident Business „dämonisiert“ oder wie Mitt Romney Anfang der Woche formuliert hat, dass der Präsident „Erfolg angreift“.

Unnötig zu sagen: es ist wahnsinnig, hebt Krugman hervor. In der Tat hat Präsident sich ein Bein ausgerissen, um zu erklären, dass er freies Unternehmertum fördert und es völlig in Ordnung ist, reich zu werden. Was Präsident nahelegt, ist, dass Unternehmen sich manchmal schlecht verhalten und dass es einen Grund gibt, warum wir so was wie eine Regulierung am Finanzmarkt brauchen. Egal. Selbst diese Andeutung, dass reiche manchmal nicht ganz lobenswert sind, hat gereicht, Plutokraten zur Raserei zu bringen.

Es gibt aber mehr, legt Krugman dar. Nicht nur viele der Superreichen fühlen sich von der Vorstellung tief gekränkt, dass jemand in ihrer Klasse unter Kritik geraten dürfte, sondern sie bestehen darauf, dass ihre Wahrnehmung, dass Obama sie nicht mag, die Wurzel der wirtschaftlichen Probleme bildet. Unternehmen investieren nicht, behaupten sie, weil Unternehmer sich nicht geschätzt fühlen. Romney hat diese Linie auch wiederholt betont, indem er argumentiert, dass „wir weniger Erfolg haben, weil der Präsident Erfolg angreift“.

Dies ist natürlich auch verrückt. „Weil die Reichen anders sind als Sie und ich“, unterstreicht Krugman. Viele von ihnen sind unglaublich egozentrisch. Sie sehen es nicht einmal ein, wie lustig es ist, wie lächerlich sie aussehen, wenn sie die Schwäche einer Wirtschaft im Wert von 15‘000 Mrd. $ ihren eigenen verletzten Gefühlen anrechnen. Sie sind in einer Blase aus Ehrerbietung und Schmeichelei sicher eingenistet, schildert Krugman weiter.

Es sei denn, sie bewerben sich um ein öffentliches Amt.

Wie jeder sonst die Nachrichten verfolgt, ist auch Krugman von Schrecken ergriffen, was die Fragen über Romneys Karriere bei Bain Capital betrifft. Und Romneys Verweigerung, seine Steuererklärung offenzulegen, zeigt, dass seine Wahlkampagne nun offensichtlich unvorbereitet erwischt wurde.

Romney, der geglaubt hat, dass er sich um das Amt des Präsidenten bewerben kann, während er sich in der plutokratischen Blase sicher wähnen kann, ist jetzt schockiert und verärgert, dass die Regeln, die für andere gelten, nun auch für Leute wie ihn gelten. 

Nun soll man einen tiefen Atemzug nehmen. Es gibt viele sehr reiche Amerikaner, die ein Gespür für die Perspektiven haben. Sie sind stolz auf ihre Errungenschaften, ohne zu glauben, dass ihre Leistungen sie berechtigt, nach anderen Regeln zu leben. Aber Romney scheint nicht zu den Menschen anzugehören. Und diese Entdeckung stellt möglicherweise ein noch grösseres Problem dar als was auch in den Steuererklärungen verborgen ist, weshalb er sie nicht offenlegen will.

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