Montag, 16. Juli 2012

Spanien vor Bail-in?


Gibt es jetzt eine Kehrtwendung in der Banken-Krise?

Das WSJ (via FT Alphaville) berichtet in einem Artikel, dass die EZB die Übernahme der Verluste auf die von spanischen Sparkassen begebenen Anleihen durch die vorrangigen Anleihegläubiger (senior bondholders) befürworte, obwohl die EU-Finanzminister den Ansatz vorerst ablehnen.

EZB-Präsident Mario Draghi habe auf dem jüngsten Euro-Finanzministertreffen am 9. Juli die neue EZB-Position klargemacht. Demnach sollen Anleihegläubiger mit vorrangigem Status (senior bondholders) in Sachen Lastenteilung zwischen Steuerzahler und Investoren im Fall von Spanien gezwungen werden, Verluste zu tragen, nur wenn eine Bank abgewickelt werde, also die Bank in eine Liquidation gedrängt werde.

Das wäre jedoch ein seltenes Ereigniss in den Märkten, hebt FT Alphaville hervor, da (1) die EZB bisher ein grosses Unglück in Sachen Finanzstabilität befürchtet hatte, und (2) die vorrangigen Anleihegläubiger in der Rangordnung der Gläubiger mit Kundeneinlagen gleichbehandelt werden. Das heisst, dass die bevorzugten Anleihegläubiger (senior bondholders) i.d.R. den grösstmöglichen Schutz vor Zahlungsausfällen (default) geniessen.

Die privaten Kreditgeber, und zwar die seniors zu zwingen, die Verluste in Spanien zu übernehmen, würde die Frage aufwerfen, warum die Steuerzahler in Irland gedrängt worden waren, die hohe Last der Rückzahlung von hochrangigen Anleihegläubigern zu tragen.

Auf dem Treffen am 9. Juli ging es hauptsächlich um Spanien. Dass Draghi von Bail-ins gesprochen hat, ist ein Zeichen, dass die EZB sich anschickt, einige Banken als „non-viable“ (nicht lebensfähig) zu erklären.

PS:

Die Thematik Bail-ins wurde in diesem Blog zuletzt im April kurz angeschnitten. Im Gegensatz zu Bail-out, wo die Verluste privater Gläubiger durch die öffentliche Hand getragen warden, werden bei Bail-in die Verluste internalisiert.

Das heisst, dass die Wirtschaftssubjekte gezwungen werden, die eingegangenen Risiken selbst zu tragen, wodurch auch das Moral-Hazard Problem verhindert wird. Die privaten Kreditgeber werden also verpflichtet, die Kosten, die aus eingegangen Risiken entstehen, zu übernehmen.

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