Montag, 22. Oktober 2012

Finanzkrisen und Rezessionen


Die US-Wirtschaft scheint sich endlich ernsthaft zu erholen. Die Nachrichten sind aber gut, nicht grossartig. Es wird noch Jahre dauern, bis die Vollbeschäftigung wiederhergestellt ist, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Secret of Our Non-Success”) am Montag in NYTimes.

Warum erfolgt die Erholung aus einer Finanzkrise so langsam? Finanzkrisen gehen Kredit-Blasen voraus. Wenn die Blasen platzen, lassen sie viele Familien und/oder Unternehmen mit hoher Verschuldung zurück, was diese zwingt, Ausgaben stark zu kürzen. Der Rückgang der Ausgaben wiederum drückt die Wirtschaft runter, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofossor.

Und die übliche Antwort auf eine Rezession, Zinsen zu senken, um die Ausgaben anzukurbeln, ist nicht ausreichend. Viele private Haushalte können einfach nicht mehr Geld ausgeben und Zinsen können nur bis auf die Null-Grenze gesenkt werden, nicht darunter.

Bedeutet dies, dass nichts mehr getan werden kann, um einen lang anhaltenden Abschwung nach einer Finanzkrise zu verhindern? Nein, erwidert Krugman. Es bedeutet, dass man mehr tun muss, als einfach nur die Zinsen zu senken.

Inbesondere, was die Wirtschaft wirklich benötigt, müssen die Ausgaben der öffentlichen Hand erhöht werden, um die Beschäftigung aufrechtzuerhalten, während der Privatsektor seine Bilanz bereinigt. Und die Obama-Regierung hat zwar etwas unternommen, um die Schwere der Finanzkrise abzustumpfen. Das Konjunkturprogramm (stimulus) war aber leider zu klein und zu kurzlebig, zum Teil, weil die Regierung sich verschätzt hat. Aber hauptsächlich wegen der Politik der verbrannten Erde der Republikanischen Partei, legt Krugman dar.

Das bringt uns zu Politik:

In den vergangenen einigen Monaten haben die Berater von Mitt Romney einen wütenden Angriff auf die Vorstellung gestartet, dass die Rezessionen nach Finanzkrisen anders sind. Zum Beispiel haben Senator Phil Gramm und Glenn Hubard, Columbia University einen Meinungsartikel veröffentlicht, wo sie behaupten, dass wir heute eine vergleichbare Erholung der Wirtschaft hätten haben sollen, wie die Erholung aus der Rezession 1981-82. Zugleich geht aus einem White Paper aus der Hand der Romney-Berater hervor, dass die Unsicherheit, die durch Präsident Obama erzeugt werde, der einzige Grund sei, der einen schwungvollen Boom verhindere.

Republikaner behaupten, dass alles Obamas Schuld sei. Aber das Romney-Team verzerrt mutwillig den Datensatz von Reinhart und Rogoff, die mit keiner politischen Wahlkampagne verbunden sind. Dass Reinhart und Rogoff gegen „krasse Fehlinterpretationen der Tatsachen“ protestieren, sollte zu denken geben.

„Volkswirtschaft ist nicht so eine Wissenschaft wie ich sie gern hätte“, bemerkt Krugman zum Schluss. Aber wenn es überwältigende Beweise für eine wirtschaftliche Lösung gibt, dann haben wir das Recht zu erwarten, dass die Politiker und ihre Berater die Beweise beachten. Andernfalls machen sie Politik auf der Grundlage von Fantasien anstatt Auseinandersetzungen mit der Realität.

Und wenn Politiker anfangen, sich zu weigern, unbequeme Fakten anzuerkennen, wo endet es?

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