Freitag, 5. Oktober 2012

Grossbritanniens Produktionslücke


Die Produktionslücke Grossbritanniens ist offenbar grösser als offiziell geschätzt. Izabella Kaminska von FTAlphaville verweist auf eine aktuelle Forschungsarbeit von Capital Economics, wonach die Produktionslücke (output gap) von einer Vielzahl von Analysten unterschätzt wird.

Warum ist die Messung der Produktionslücke so wichtig? Weil die Bestimmung des Potenzialwachstums für die Geldpolitik sehr wichtig ist.

„Um einschätzen zu können, ob in einer Volkswirtschaft Überhitzungsrisiken bestehen, wird das tatsächlich erzielte Wirtschaftswachstum mit dem maximal möglichen Wachstum (d.h. Potenzialwachstum) in dieser Volkswirtschaft in Beziehung gesetzt“, wie Thomas Jordan, SNB-Präsident einst beschrieben hat.

Mit Hilfe des Potenzialwachstums wird auch die Produktionslücke geschätzt. Die Bestimmungsfaktoren des Potenzialwachstums sind das Arbeitsangebot, die Produktivität und der Kapitaleinsatz.

Wenn Analysten die Produktionslücke falsch einschätzen, könnten auch die anderen Annahmen, die man über die betreffende Volkswirtschaft trifft, falsch sein. Die angenommene Grösse der Produktionslücke ist daher äusserst wichtig, wenn es v.a. um die Geldpolitik geht, weil die Vorhersage darüber, wie hoch die Inflation ist, ein wesentlicher Beitrag dazu darstellt.


Grossbritannien: Produktionslücke, Graph: Capital Economics via FTAlphaville

Wenn die britische Produktionslücke viel grösser ist als eingeschätzt, dann alles, was die Leute insbesondere über die Fiskalpolitik sagen, falsch, hält Paul Krugman in seinem Blog fest.

Das strukturelle Haushaltsdefizit ist in diesem Fall viel kleiner als angenommen, wie die Notwendigkeit für die Anpassung. Die Argumentation zu Gunsten von Austerität ist also schwächer als sonst. Und die Kosten, die die Austeritätspolitik für die angeschlagene Wirtschaft verursacht, viel grösser.



Einschätzungen von Produktionslücke in Grossbritannien durch diverse Analysten, Graph: Capital Economics via FTAlphaville

PS: Bemerkenswert ist, wie verschieden die Schätzungen auseinanderliegen.

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