Samstag, 19. Januar 2013

Bilanzrezession und Schuldenabbau im Privatsektor


Der Rückgang der aggregierten Nachfrage hat damit zu tun, dass der Schuldenabbau im amerikanischen Privatsektor sich fortsetzt. Weitere Anzeichen des anhaltenden Deleveraging-Prozesses sind die schwache Kreditnachfrage, die schleppende Konjunktur und das ausserordentlich tiefe Zinsniveau.

Deshalb sind in einer Bilanzrezession, wo die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, erhöhte Staatsausgaben notwendig, um die Wirtschaft anzukurbeln. Sonst droht ein Double-dip, d.h. ein erneuter Rückfall in die Rezession.

Wenn einer spart, muss ein anderer Schulden machen. Eine Volkswirtschaft kann nicht als Ganzes sparen. Um Investitionen zu tätigen, muss jemand das angesparte Geld aufnehmen. Der Staat kann also seine Schulden mit Erparnissen des privaten Sektors finanzieren. Erst wenn der Privatsektor beginnt, wieder netto neue Schulden aufzunehmen, kann sich der Staat zurückziehen.

Wo stehen wir heute? Dane Vrabac von Morgan Stanley liefert dazu ein paar sehenswerte Abbildungen in einer heute vorgelegten Forschungsarbeit („How far have housholds gone in repairing their balance sheets?“).

Es gibt Fortschritte, wie in den folgenden Abbildungen zu sehen ist. Die Verschuldung der privaten Haushalte steht heute auf 81% im Verhältnis zum BIP. Auf der Spitze der Finanzkrise Anfang 2009 belief sich die Quote auf 97,5%. Das bedeutet, dass zwei Drittel dessen, was in den 10 Jahren vor der Krise aufgebaut worden ist, heute abgebaut wurde.

Die Hauptkomponenten dieser Verschuldung (Verbraucherkredite und Hypotheken) behalten mehr oder weniger ihre relativen Anteile über die Zeit bei.

Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP, Graph: Dane Vrabac, Morgan Stanley

Die Schuldendienst-Quote, als Mass des Schuldendienstes im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen ist inzwischen auf 10,6% gefallen. Das niedrige Zinsniveau sorgt dafür, dass die privaten Haushalte ihre Schulden bedienen.

Die Verschuldung im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen steht jedoch heute auf 103%. Eine Quote von 80-100% gilt i.d.R. als nachhaltig.


Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP, Graph: Dane Vrabac, Morgan Stanley

Fazit: Private Haushalte haben seit der Finanzkrise 2008 grosse Fortschritte gemacht. Aber es gibt noch viel zu tun. Hypotheken-Abschreibungen haben viel dazu beigetragen, die Bilanz zu bereinigen. Aber die gegenwärtige Grössenordnung ist immer noch nicht ausreichend für eine Entwarnung.


Hypotheken-Schulden im Verhältnis zum Eigenkapital der Hausbesitzer, Graph: Dane Vrabac, Morgan Stanley

Die „Mortgage-debt-to-Owner’s-equity“-Quote ist mit dem 2fachen Wert des langfristigen Durchschnitts heute nach wie vor sehr hoch.

Keine Kommentare: