Donnerstag, 3. Januar 2013

Finanzkrisen und Simulationsmodell Minsky


Steve Keen deutet in einem lesenswerten Artikel („BIS hails a heretical revolution“) in BusinessSpectator auf eine aktuelle Forschungsarbeit („The financial cycle and macroeconomics: What have we learnt?“) von BIS (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) hin.

Im zitierten Paper geht es um einen Aufruf an die Makroökonomie und insbesondere die Zentralbanken, wenn nicht gänzlich auf neo-klassische DSGE-Modelle zu verzichten, dann zumindest ein Repertoire auch an nicht-neoklassischen Modellen zu entwickeln.

Kurz zusammengefasst werden dabei drei Themen angesprochen: 

(1) think medium term (der finanzielle Zyklus ist länger als der traditionelle Konjunkturzyklus), 

(2) think monetary (die richtige Modellierung des Finanzzykluses bedeutet Anerkennung des grundlegenden monetären Charakters unseres Wirtschaftssytems. Das Finanzsystem verteilt nicht nur, sondern es generiert auch und hat ein eigenes Leben) und 

(3) think global (die globale Wirtschaft mit ihren Finanz-, Produkt- und Input-Märkten ist eng integriert. Es ist daher eine Top-down und ganzheitliche Perspektive erforderlich, wo die Finanz-Zyklen interagieren).

Keen, der die Finanzkrisen nicht als Schock von aussen, sondern als dem Wirtschaftssystem zugehörige Eigenschaft betrachtet, lehnt sich stark an die „Theorie der finanziellen Instabilität“ von Hyman Minsky. Die Finanzmärkte werden bekanntlich in gängigen Wirtschaftsmodellen nicht berücksichtigt. 

Keen glaubt daran, dass die Finanzmärkte ihr Eigenleben entwickeln und daher in die Modelle eingebaut werden müssen. Der an der University of Western Sydney, Australien lehrende Wirtschaftsprofessor arbeitet seit mehreren Jahren daran, eine modellierende Methodologie zu entwickeln, die „den grundlegenden monetären Charakter unserer Volkswirtschaften“ miteinbezieht.

Das ist etwas, was die Nicht-Ökonomen vielleicht denken, dass die Ökonomen ohnehin bereits tun. Aber es ist nicht der Fall. Ökonomen haben in ihren Modellen das Geld lange ignoriert, nur weil sie glaubten, dass (a) die Banken, Verschuldung und das Geld zu schwierig seien, in die Modelle miteingebaut zu werden, und (b) dass sie sowieso von keiner Bedeutung sind, erklärt Keen.

Nun kündigt Keen an, dass er eine einfache Möglichkeit entwickelt hat, mit welcher die Wirtschaft als ein grundlegend monetäres System, im Gegensatz zu neo-klassischen Modellen, die die Wirtschaft als ein Barter System betrachten, in einem Modell gebildet werden kann. 

Es sei jetzt in seinem Simulationsprogramm Minksy kodiert, welches jedoch noch im Beta-Modus sei. Es stehe aber kurz davor, für rein monetäre Wirtschaftsmodelle nutzbar eingesetzt zu werden.

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