Dienstag, 21. Mai 2013

Die Verfassung der Freiheit für die Elite


James Kwak fasst in seinem Blog einen lesenswerten Artikel („Nietzsche’s Marginal Children: On Friedrich Hayek“) von Corey Robin über die europäische Kultur des neunzehnten Jahrhunderts in einer einfachen Form zusammen, von Nietzsche bis die wirtschaftliche Philosophie von Friedrich Hayek.

Für Nietsche und die andere kulturelle Elitisten des späten 19. Jahrhunderts in Europa waren sowohl der Aufstieg des Bürgertums als auch des Gespenst der Arbeiterklasse schlechte Dinge, die erstere wegen ihres geistlosen Materialismus, und die letztere wegen ihrer egalitären Ideale. Ein Satz von Nietzsches Nachfahren, worauf sich Robin in seinem Artikel konzentriert, ist die Österreichische Schule (Austrian school of economics), angeführt von Friedrich Hayek.

Leute mögen denken, dass die Austrians Verfechter der Freiheit sind, sowohl in Sachen Volkswirtschaft (freie Wahl an den freien Märkten, unter bestimmten Annahmen,  maximiert den gesellschaftlichen Wohlstand) als auch was die moralischen Eigenschaften betrifft.

Robin verbindet Hayeks Verfassung der Freiheit mit Nietzsches Konzept der Freiheit. Letzlich hat Hayek sich aus elitären Gründen um die Freiheit gekümmert: Freiheit ist kein Selbstzweck, sondern ein Zustand, welcher Auserwählten erlaubt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und diese Auserwählten sind wahrscheinlich die reichen. Denn nur sie vefügen über die erforderliche Zeit und die Freiheit von materiellen Sorgen.

Die Idee wurde offensichtlich von Ayn Rand in ihrem Roman aufgegriffen. Und die Idee ist auch in die moderne konservative Anbetung der Superreichen durchgesickert. Die Phrase lautet heute die Schöpfer von Arbeitsplätzen (job creators), was immer das bedeuten mag. Aber es hat die gleichen moralisierenden Untertöne von Nietzsche und Hayek: eine Klasse von Menschen, die besser sind als Rest von uns, auf die wir für unsere Erlösung und Wohlstand angewiesen sind, und die wir nicht in Frage stellen dürfen oder durch die Regulierung oder höhere Steuern einschränken sollen. Im Jargon heisst es „den Erfolg nicht bestrafen“.

Kwak bemerkt, dass er bisher dachte, dass die meisten Amerikaner gegen die Interessen ihrer Klassen stimmen, weil sie denken, eines Tages in die Oberschicht zu kommen. Aber heute, fünf Jahre nach der Finanzkrise, wo das Median-Einkommen unter dem Niveau vor 15 Jahren steht und soziale Mobilität auf dem Dritte-Welt-Niveau liegt, kann sich der Privatdozent an der University of Connecticut (School of Law) nicht mehr vorstellen, dass viele Menschen wirklich davon ausgehen, dass sie in Zukunft enorme Reichtümer anhäufen würden. Eine alternative Überlegung ist, dass viele Amerikaner einfach denken, dass die Reichen besser sind als sie selbst und es falsch ist, die besseren Menschen zu hinterfragen.

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