Samstag, 11. Mai 2013

Fed ist kein Rogue Trader

Der letzte Schrei in der US-Blogosphäre dreht sich um das Thema „Bernanke-Wut“. Insbesondere ältere Hedge Fonds Manager machen in diesen Tagen ihrem Ärger Luft, dass die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik durch die Fed daran Schuld sei, warum die Wirtschaft kaum vom Fleck komme. 

Einige renommierte Hedgies behaupten sogar seit mehr als vier Jahren, dass die Inflation durch die Decke schiessen werde und es eine Bond-Blase an den Anleihemärkten gebe. Der Wutanfall richtet sich gegen den Fed-Präsidenten. Ben Bernanke trage die Verantwortung für die Misere in der Wirtschaft.

Brad de Long beschreibt in seinem Blog, dass die Hedge Funders die Fed wie einen rogue trader (einen verbrecherischeren Händler) wie London Whale behandeln, der die Preise künstlich nach oben treibt, um daraus Vorteile zu ziehen. Dabei versucht die US-Notenbank, die Preisstabilität zu gewährleisten und Vollbeschäftigung Rechnung zu tragen.

Viele Hedge Fonds Manager scheinen auf historische Korrelationen angewiesen, welche Jahrzehnte gut existierten, z.B. Korrelationen mit Haushaltsdefiziten, wobei viele davon ziemlich modell-frei waren, bemerkt
Paul Krugman in seinem Blog dazu. Der entscheidende Punkt ist, dass ein Deleveraging-Schock (der alle drei Generationen mal vorkommt) alle solche Korrelationen nutzlos macht. Länderübergreifende Analogien (z.B. mit Japan) wären dabei besser gewesen. Aber viele Hedge Fonds Manager weigern sich, sich davon inspirieren zu lassen. Warum? Hyperinflation-Trauma?


Notenbankgeldmenge (monetary base), Graph: FRED, Fed. St. Louis
Was ist zu tun? Antwort: Makro-Analyse durch Verwendung von IS-LM Modell wie z.B. Krugman es vor 3-4 Jahren getan hat. Hedge Fundies sehen nicht ein, dass das IS-LM Modell Abhilfe schaffen könnte. Stattdessen greifen sie primitiv Wirtschaftsprofessoren mit Bart an.


US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit (Rendite), Graph: FRED, Fed. St. Louis

Exkurs:

London Whale

(Nur für Streber)

Im Februar 2012 dachten einige Hedge Fonds Traders, dass ein besonderer Index namens CDX IG 9 unterbewertet ist. Es schien günstig, eine CDS-Versicherung für die 125 Unternehmen, die den Index bilden, zu kaufen. Es war einfacher, eine Kreditversicherung auf den Index zu kaufen, anstatt für jedes einzelne Unternehmen jeweils eine Kreditversicherung zu kaufen. Es war eine Gelegenheit, kurzfristig Geld zu machen: Kauf (long) von Index, und Verkauf (short) von Komponenten. Die Erwartungen: Der Index würde steigen, während die Komponenten an Wert verlieren würden. Die Position würde sich danach schnell schliessen lassen, mit einem hohen Gewinn.

Februar, März und April. Die Lücke zwischen dem Preis von CBX IG 9 und dem Preis, welcher der Einschätzung der Traders nach hätte sein sollen, hat sich nicht geschlossen. Es hat keine Konvergierung stattgefunden. Wie lange soll man warten? Ist es nicht Zeit, die Position zu liquidieren, trotz eines Verlustes?, fragten die Chefs der Traders. Wer ist aber die Gegenpartei, wunderten sich die Trader. Alle Trader schienen dieselbe Gegenpartei (counterparty) zu haben, sodass sie begannen, diese als London Whale zu bezeichnen.

Die Trader haben weiter gekauft. Und die London Whale hat weiter verkauft. Die Trader hatten keine Gelegenheit, ihre Positionen zu liquidieren. Und die Mark-to-Market-Verluste sind weiter gewachsen. Allmählich setzten sie die eigene Firma einem wachsenden Risiko aus. Die Trader waren verärgert, sodass sie an die Öffentlichkeit gingen, in der Hoffnung, dass die Bosse den London Whale auf diese Weise zwingen würden, seine Positionen glattzustellen. Die Trader selbst würden damit enorm hohe Gewinne einstreichen, nicht nur weil der CBX IG 9 zu seinem fundamentalen Wert zurückfinden würde, sondern auch dass der London Whale sich neue Partner für die Transaktionen suchen müsste. So hat London Whale die Anleihe-Märkte durcheinander gebracht. Der London Whale war Bruno Iksil. Und JP Morgan hat am Schluss 6 Mrd. US-Dollar verloren.


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