Freitag, 9. August 2013

Banken im Rohstoffgeschäft: wettbewerbswidrig und monopolistisch

Dubiose Geschäfte einer US-Investmentbank mit Aluminium hat in den USA eine neue Debatte ausgelöst, ob die grössten Banken über physische Rohstoffen verfügen dürfen oder nicht, einschliesslich Transport, Lagerung und Verarbeitung.

Das mag die seltsamste Diskussion über das Bankwesen in Amerika in den vergangenen fünf Jahren sein, schreibt Simon Johnon in einem lesenswerten Artikel („Getting big banks out of commodities business“) in NYTimes.

Es ist eine neue und sehr schlechte Idee, Grossbanken zu erlauben, das Geschäft mit Rohstoffen zu dominieren. Es ist auch politisch nicht nachhaltig. Die Banken müssen sich demnächst davon trennen, argumentiert der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor.

Goldman Sachs soll Aluminium zwischen Lagerhäusern hin- und herbefördert haben, um die Preise hoch zu treiben. JPMorgan Chase versucht zur Zeit, die Vorwürfe, es habe Energiepreise manipuliert, zu entkräften. Namhafte Unternehmen, die Aluminium kaufen, sind verärgert. Und sie haben auch eine gewichtige politische Stimme.

Johnson zitiert Sherrod Brown, den demokratischen Senator aus Ohio, der neulich gesagt hat: Was wollen wir, dass die Banken tun: Kleinunternehmen Kredit gewähren oder Öl verfeinern und transportieren? Sollen die Banken Hypotheken vergeben oder Rohstoffmärkte in die Ecke treiben?

Auch in der Gründungszeit der US-Notenbank gab es 1913 Diskussionen, dass Banken mit so vielen Tentakeln nicht ausgestattet werden dürfen, erinnert Johnson. Die Beschränkungen für die  Banken bezogen sich auf Aktivitäten im Hinblick auf Risikobegrenzung. Aber es hatte vor allem viel mehr mit commercial fairness zu tun.

Die Fed hat Herstellungs- und Transport-Unternehmen nicht einfach eine Art Schutz geboten. Würden die Banken sich für solche Aktivitäten engagieren, wäre es sicherlich ein unfairer Vorteil. Man bedenke das Ganze mit der Funktion der Fed als lender of last resort. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 haben die sog. Investment Banks (von nun an als Bank Holding Unternehmen) auch Zugang zu der US-Notenbank, um sich kurzfristig zu finanzieren. Gleichzeitig wurde bestehenden Banken erlaubt, sich einer breiten Palette von mit Rohstoffen zusammenhängenden Aktivitäten anzunehmen. Citigroup trat z.B. in das Rohstoff-Geschäft ein.

Wenn man gewissen Unternehmen erlaubt, sich mit staatlicher Unterstützung günstig zu finanzieren und mit einer carte blanche andere Sektoren zu übernehmen, was soll man noch erwarten? Man muss sich nicht wundern, dass sich daraus eine Art unlautere Marktmacht entwickelt und höhere Preise oder weniger gute Dienstleistungen folgen, hebt Johnson hervor. Es gibt keinen Grund, zuzulassen, dass die Banken physische Rohstoffe besitzen, zumal wichtige Teile der Infrastruktur des Landes davon betroffen sind. Es ist eine inakzeptable Machtkonzentration, die eindeutig zu Missbrauch führt.

Die grossen Finanzunternehmen sind mittlerweile so gross geworden und mit der Wirtschaft so verknüpft, dass sie klassische Anzeichen einer Monopolstellung aufweisen: Absprachen und wettbewerbswidrige Verhalten treiben die Preise hoch und reduzieren den sozialen Wert, der durch freie Märkte bereitgestellt wird, hält Johnson als Fazit fest. Solche Unternehmen erhöhen nicht nur die Preise für Verbraucher, sondern sie geniessen gleichzeitig auch eine staatliche Unterstützung finanziert durch die Steuerzahler, wenn ihr Geschäft schiefgeht.

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