Montag, 10. Februar 2014

Emerging Markets Blues

Kaum hat die US-Notenbank die allmähliche Rückführung (tapering) der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (quantitative easing) angekündigt, sind die sog. Schwellenländern (emerging markets) mit sudden stop konfrontiert worden.

Wie tief die Kausalität ist, bleibt eine offene Frage. Dennoch werden die Emerging Markets (EM) zur Zeit von heftigen Währungsturbulenzen heimgesucht. Bis vor kurzem galten die aufstrebenden Volkswirtschaften als dynamische Wachstumsmotoren. Heute scheinen die Hoffnungen auf einmal völlig zersträubt.

Argentien und Venezuela haben sich von den heterodoxen Politik-Tricks verabschiedet. Brasilien und Indien brauchen neue Wachstumsmodelle. Die Türkei und Thailand stecken in politischen Krisen, schreibt Dani Rodrik in einem lesenswerten Artikel („Death by Finance“) in Project Syndicate.

Eine weitere Frage ist natürlich, ob Chinas Wirtschaftswachstum in Form einer weichen oder harten Landung erfolgen wird.

Es gibt laut Rodrik einige fundamentale Lehren aus den jüngsten Ereignissen im Allgemeinen zu ziehen:

(1) Das ist eben EM-Hype. Wirtschaftswunder geschehen selten. Das Wachstum der Schwellenländer beruhte in den letzten zwei Jahrzehnten auf einem zufälligen und vorübergehenden Satz von äusseren Umständen: Hohe Rohstoffpreise, niedrige Zinsen und eine scheinbar endlos zur Verfügung stehende Fremdfinanzierung.

(2) Die finanzielle Globalisierung war von Anfang an überbewertet. Die Offenheit für Kapitalströme hätte die inländischen Investitionen ankurbeln und die makroökonomische Volatilität verringern sollen. Stattdessen ist so ziemlich das Gegenteil passiert.

(3) Flexible Wechselkurse sind fehlerhafte Stossdämpfer. In der Theorie sollen die  von dem Markt bestimmten Wechselkurse die heimische Wirtschaft von der Laune der internationalen Finanzwelt fernhalten. In der Realität können aber nur einige Volkswirtschaften die erforderlichen Währungsanpassungen ohne Schmerzen tragen.

(4) Der Glaube an die globale wirtschaftspolitische Koordinierung ist fehl am Platz. Amerikas Fiskal- und Geldpolitik wird immer von innenpolitischen Überlegungen geleitet. Es ist naiv zu erwarten, dass die US-Wirtschaftspolitik auf Geschehnisse anderswo Rücksicht nehmen würde. 

Dennoch ist es wahr, dass die QE-Politik der Fed der Welt als Ganzes zu Gute kam, durch die Stützung der Nachfrage und Wirtschaftstätigkeit in den USA. Ohne QE-Politik wäre der Welthandel einen stärken Schlag einstecken müssen, argumentiert der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Das tiefere Problem liegt in der übermässigen Finanzialisierung (financialization) der globalen Wirtschaft, die seit den 1990er Jahren stattfindet, hält Rodrik als Fazit fest. Steigende Ungleichheit, höhere Volatilität und der schrumpfende Spielraum, um die Realwirtschaft zu handhaben, dürften die politischen Entscheidungsträger noch Jahrzehnte beschäftigen.


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