Sonntag, 20. April 2014

Deflationsgefahr in Europa

Die jährliche Inflation im Euro-Raum ist im März auf 0,5% gesunken. Im Februar 2014 blief sie sich auf 0,7%. 

In acht EU-Ländern wurden negative jährliche Raten verzeichnet. Überall im Euro-Raum liegt die Inflationsrate unter dem von der EZB auf mittlere Sicht angestrebten Zielwert von 2 Prozent.

Das bedeutet, dass es der EZB nicht gelingt, die Zielinflationsrate zu erreichen. Die Inflation wird deutlich unterboten.

Auch die Kerninflation (ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak) liegt mit 0,7% deutlich unter 2 Prozent. Das Problem ist, dass die Inflation in den Kreditgeber-Ländern nicht hoch genug ist. Was die EU-Peripherie betrifft, erhöht die niedrige Inflation die reale Last der Schulden.

Mario Draghi wird nicht müde, zu betonen, dass die Inflationserwartungen im Euro-Raum gut verankert sind. Die Teuerungserwartungen gemessen an Inflationsswaps (3 und 5 Jahre) deuten aber darauf hin, dass die Aussage des EZB-Präsidenten zweifelhaft ist, wie die folgende Abbildung darlegt.



Inflationserwartungen in der Eurozone gemessen an Inflationsswaps, Graph: Finanz & Wirtschaft in:“ Das Risiko einer Deflation in Europa steigt“

Die EZB verteidigt ihre Untätigkeit mit dem Hinweis darauf, dass die allgemeine Inflation im Euro-Raum tief ist, weil die Inflation an der EU-Peripherie besonders niedrig sei. Das hat demnach damit zu tun, dass die Schuldner-Länder sich in einem „Prozess der wirtschaftlichen Anpassung“ befinden.

Das ist natürlich Unsinn. Die anhaltende Niedriginflation (oder die Lowflation, wie der IWF es ausdrückt) stellt gerade eine besondere Last in den von der Verschuldung stark getroffenen Ländern dar als die allgemeine Inflation im gesamten Euro-Raum.

Und das ist kein Zufall, weil diese Länder von der EU zur Anpassung der Preise und Kosten durch internal devaluation verdammt worden sind.



Index Deflationsanfälligkeit im Euro-Raum, Graph: Finanz & Wirtschaft in:“ Das Risiko einer Deflation in Europa steigt“



Selbst wenn das Ergebnis nicht in eine ausgewachsene Deflation mündet, erleidet Europa heute eine Debt-Deflation à la Irving Fisher. Das ist schlimm genug, wo die europäische Wirtschaft angesichts der mangelhaften gesamtwirtschaftlichen Nachfrage schwer angeschlagen ist und die Einkommenssituation der privaten Haushalte sich in den vergangenen Jahren wegen der stagnierenden und zum Teil fallenden Löhne deutlich verschlechtert hat.

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