Freitag, 11. April 2014

Warum ein höheres Inflationsziel gut wäre

Die Warnung vor einem längeren Zeitraum niedriger Zinsen und eine langanhaltende Stagnation (secular stagnation) wurde in den vergangenen Monaten v.a. von zwei der weltweit bekanntesten Wirtschaftsinstitutionen IWF und Larry Summers, dem ehemaligen US-Finanzminister vehement zum Ausdruck gebracht.

Die nominalen Zinsen fallen seit drei Jahrzehnten. Die Ursachen sind jedoch umstritten. Warum ist aber ein längerer Zeitraum niedriger Zinsen ist eine schlechte Sache? Und was kann v.a. dagegen unternommen werden?

Das derzeit niedrige Zinsniveau verleitet Investoren auf der Suche nach Renditen zu einer erhöhten Risikobereitschaft. Die Zentralbanken verfügen über kaum Spielraum, die Geldpolitik weiter zu lockern, weil die Zinsen nicht unter Null fallen können. Das sind symptomatische Zeichen der gegenwärtigen Situation der Weltwirtschaft.

Die Identifizierung des Problems erfordert andererseits die Diagnose der zugrunde liegenden Ursachen, schreibt Barry Eichengreen dazu in einem lesenswerten Artikel („Losing Interest“) in Project Syndicate.

Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor glaubt hierbei nicht an die These von „global savings glut“ (v.a. in den sog. Emerging Markets) als Ursache.

Die Daten zeigen kaum Anzeichen für eine Ersparnissschwemme (savings glut), so Eichengreen. Seit 1980 schwanken die globalen Ersparnisse zwischen 22% und 24% des weltweiten BIP, mit wenig Neigung, nach oben und nach unten zu gehen.

Janet Yellen, Fed-Vorsitzende denkt, dass Investitionen und Zinsen in Folge der Finanzkrise von 2008 und der dadurch ausgelösten Great Recession niedergeschlagen sind.

Im Angesicht der trägen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bleiben auch die Investitionen gedrückt.

Wenn aber die Erkrankung mehrere Ursachen hat, dann sollten mehrere Behandlungen angewendet werden, legt Eichengreen dar:

(1) Es sollen steuerliche Anreize für Unternehmen geschaffen werden, Langzeitarbeitslose anzustellen. 

(2) Die öffentliche Hand soll die Ausgaben für die Infrastruktur, Bildung und Forschung erhöhen (zum Ausgleich des Rückgangs der privaten Investitionen). Und 

(3) Um zu verhindern, dass übermässige Risiken eingegangen werden, sollen Eigenkapitalerforderungen für Banken durchgesetzt und die Regulierung für Nicht-Banken Finanzinstitute verstärkt werden.

Schliesslich legt Eichengreen nahe, dass Zentralbanken das Inflationsziel anheben sollen, um den Spielraum für weitere Lockerung der nominalen Zinsen zu erweitern, um damit der anhaltenden Wachstumsschwäche der Wirtschaft entgegenzuwirken.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Meines Erachtens ist der mit Absicht wichtigste Grund für die anhaltende Krise die Tatsache, dass Geld- und Fiskalpolitik unsynchron verlaufen. Draghi kann machen was er will - solange der Weltökonom Schäuble mitten in einer europäischen Krise stolz darauf ist, ohne neue Schulden auszukommen. Aber solange die deutschen Zeitungen und Lehrstühle mit - im wahrsten Sinne des Wortes - Mikro-Ökonomen besetzt sind, wird sich daran nix ändern.Ein einzigartiges Elend.