Donnerstag, 26. Juni 2014

Bitte sprechen Sie nach: Banken leihen keine Reserven aus

Die Notenbankgeldmenge (monetary base) in den USA ist seit 2008 im Sog der mengenmässigen Geldpolitik (QE: quantitative easing) der Fed massiv gestiegen. Es mag überraschen, dass die Inflation im gleichen Zeitraum deutlich unter dem Zielwert (2%) der US-Notenbank verlaufen ist wie in der Abbildung auf Seite 2 zu sehen ist.

Warum? Die Notenbankgeldmenge (Geldbasis) besteht aus Giroguthaben der Banken bei der Fed und dem Notenumlauf. Vereinfacht ausgedrückt betreffen die Noten im Umlauf den privaten Sektor. Und die Reserven gehören Banken, die bei der Fed geparkt werden.

Vor diesem Hintergrund deutet David Andolfatto in seinem Blog auf eine aktuelle Studie über die Bankreserven hin. Die Grundaussage der Analyse lautet: Die Banken verleihen keine Reserven.

Warum die Inflation nicht angestiegen ist, hat damit zu tun, dass die Banken die von der Fed in den Markt gepumpte Liquidität als Reserven halten. Das heisst, dass sie die Überschussreserven statt als Kredit zu vergeben, bei der Fed zu einem Zinssatz von 0,25% hinterlassen.

Der Notenumlauf ist zwar auch gestiegen, aber nur bescheiden und mit einem stetigen Tempo. Für den Anstieg der Notenbankgeldmenge ist also im Wesentlichen die Reserven der Banken bei der Fed verantwortlich.



Notenbankgeldmenge (monetary base, Geldbasis), Graph: FRED Fed St. Louis


Die Inflationsangst beruht heute auf der Frage, was wahrscheinlich passieren würde, wenn die Wirtschaft wieder auf den normalen Pfad zurückkehrte. Die Banken würden früher oder später die Überschussreserven einsetzen, um eine höhere Rendite zu erzielen, so die Erwartungen. Was geschieht dann mit der Flutwelle an Geld, wenn sie in den Umlauf kommt?

Paul Sheard, der Autor der zitierten Studie sagt, dass diese Denkweise falsch ist. Die Geldpolitik mag schon zu Inflation führen. Das geschieht aber nicht   durch die Kreditvergabe der Banken via Überschussreserven wie viele annehmen, so Sheard.



US allgemeine Inflation und Kerninflation im Licht der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik, Graph: Prof. David Andolfatto

Die Fed kauft im Grunde genommen wie eine Bank (oder verleiht) Wertpapiere, die sie durch die Ausgabe von niedrig verzinslichen Verbindlichkeiten finanziert. Wenn die Fed auf dem offenen Markt eine Anlage erwirbt, schreibt sie die Kaufsumme dem Konto der Bank digital (d.h. elektronisch) gut, die die Anlage verkauft. Die Bank hat dann die Möglichkeit, ihre Reserven (fürs Geld) einzulösen, wenn z.B. ihre Kunden nach Geld (d.h. als Kredit) fragen.

Personen können bei Banken regelmässig Geld ein- und auszahlen, wenn sie über ein Konto verfügen. Der Netto Kapitalfluss von Auszahlungen minus was auf dem Konto verbleibt, bestimmt schliesslich das Geld im Umlauf. Die Banken hingegen, wenn sie einen Kredit vergeben, geben Sichteinlagen aus. Die Sichteinlagen, die zur Geldmenge (als Teil von M1) gezählt werden, können als Zahlungsinstrument verwendet werden. Was damit gemeint ist, dass das Geld in die Realwirtschaft durch die Bankkunden über die Barabhebung gelangt. Es geschieht also nicht so, dass die Banken ihre Überschussreserven ausleihen.


US-Notenbank – Passivseite der Bilanz, Graph: Prof. David Andolfatto

Wie Andolfatto betont, sind es nicht die Banken, sondern die Kunden der Banken, die bestimmen, wie viel Bargeld aus den Reserven in den Umlauf gelangt bzw. als Kredit an die Realwirtschaft fliesst.

Der entscheidende Punkt dabei ist, dass die Kassenhaltung steigt, wenn die Inflationserwartungen nicht mehr verankert sind, wenn also die Menschen mit einem wesentlichen Anstieg der Inflationsrate rechnen. Das heisst, dass die Menschen tendenziell mehr Geld abheben. Die Banken müssen dann ihre Reserven für Geld einlösen, um die steigende Nachfrage ihrere Kunden zu befriedigen.

Die unkontrollierte Einlösung der Bankreserven kann zu Inflation führen, v.a. wenn die Öffentlichkeit davon ausgeht, dass die Notenbank keine Instrumente hat, um die Liquidität abzusaugen.



Keine Kommentare: