Mittwoch, 18. Juni 2014

Steht der Euro-Raum vor einer triple-dip Rezession?

Unter Rezession versteht man im Allgemeinen ein Minus-Wachstum von zwei Quartalen in Folge.

Dem einfachsten Konjunkturzyklus-Algorithmus nach ist die Rezession daher nach zwei aufeinander folgenden Quartalen mit positivem BIP-Wachstum technisch beendet. Daran gemessen ist die Rezession in der Eurozone seit dem ersten Quartal 2013 vorüber.

In Amerika ist es das NBER, das National Bureau of Economic Research, das den Beginn und das Ende von Rezession offiziell erklärt und aufgrund der im voraus bestimmten Kriterien begründet.

In Europa ist es die Aufgabe von CEPR, Centre for Economic Policy Research, die Rezession zu definieren. Der CEPR-Ausschuss hat sich am 11. Juni 2014 zusammengetroffen, um darüber zu befinden, ob die Eurozone aus der Rezession ist oder nicht, die im dritten Quartal 2011 begonnen hat.

Die Ausschuss-Mitglieder, die sich mit den Hochs und Tiefs des europäischen Konjunkturzykluses befassen, teilen nun in einem Artikel mit, dass es angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums und der nachteiligen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt noch zu früh ist, das Ende der Rezession in Europa zu erklären.



BIP Eurozone vom ersten Quartal 1995 bis zum ersten Quartal 2014, Graph: CEPR

Der Ausschuss beschliesst, wie es in der Pressemitteilung heisst, dass es noch nicht genug Beweise gibt, um den Tiefpunkt der Rezession festzumachen. Und die Mitglieder des Ausschusses verzichten daher darauf, das Ende der Rezession zu erklären, während sie zugleich betonen, dass die Daten nicht auf eine weitere Verschlechterung hindeuten.

Obwohl das BIP der Eurozone seit dem ersten Quartal 2013 nicht schrumpft, ist die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt so schwach, dass die Wirtschaft, falls die Produktion (output) demnächst sinken sollte, die Fortsetzung der Rezession wieder in Angriff nehmen würde, unterstreichen die Mitglieder des CEPR-Ausschusses weiter.

Ist alles Schall und Rauch, die Rezession per definitionem als beendet zu betrachten, obwohl die niedrige Produktion und die hohe Arbeitslosigkeit noch immer viel menschliches Leid verursachen?

Die Definition von Rezession ist entscheidend, weil die Argumente zugunsten von staatlichen Interventionen dann an Wert gewinnen, dem grossen Leid infolge der verfehlten Austeritätspolitik der EU endgültig ein Ende zu setzen.

Natürlich ist die ganze Entwicklung für die EZB kein Ruhmesblatt, die sich bis vor kurzem an jeden Strohhalm klammerte, nichts zu unternehmen und ständig vor Inflation warnte, obwohl deflationäre Kräfte sich nach und nach verstärken.

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