Sonntag, 10. August 2014

Europa vor Stagnation und Deflation

Es war der Verfolgunswahn von Inflation, der die EZB veranlasst hat, im April und dann im Juli 2011 mitten einer Rezession die Zinsen in der Euro-Zone zu erhöhen, anstatt zu senken.

Die dogmatisch geprägte Diagnose, wonach die Schuldner-Länder über ihre Verhältnisse gelebt hätten, hat dann die Austeritätspolitik hervorgebracht. Der von Brüssel und Berlin verordnete Sparkurs durch Lohnkürzungen an der EU-Peripherie und die Ausgabensenkung der öffentlichen Hand im Allgemeinen hat die bereits schwer angeschlagene Wirtschaft weiter getrübt.

Wo es kein Wachstum gibt, können Staatsschulden nicht abgebaut werden. Zumal nicht die Schulden, sondern die Ungleichgewichte im Aussenhandel die Ursache der Euro-Krise sind.

Keynesianisch inspirierte Ökonomen haben von Anfang an vorausgesagt, dass die Euro-Zone mit Stagnation und Deflation konfrontiert werde, wenn die angebotsorientierte Konzeption fortgesetzt würde.


Inflation im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley

Wenn die Löhne nicht steigen, stockt der private Verbrauch. Wenn zugleich auch die öffentliche Nachfrage abnimmt, schrumpft die Wirtschaft.

Olivier Blanchard, Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF) sagt nun in einem aktuellen Interview mit der Finanz und Wirtschaft, dass Deflation ein Risiko bleibt.

Seiner Ansicht nach beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass „wir bis Ende 2015 in Europa eine Deflation sehen werden“, 25%, womit die Erholung der Wirtschaft in Europa gefährdet wäre.

Fazit: Der jüngste Einbruch der Konjunktur zeigt alle Kennzeichen eines nachfrageseitigen Schocks: steigende Arbeitslosigkeit verbunden mit sinkender Inflation; das heisst das Gegenteil der Stagflation.


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